ICM 72243 - U-2/Po-2VS, WWII Soviet Light Night Bomber
Box & Bausatzinhalt
- stabile Klappdeckelschachtel mit hochglanzbedrucktem Stülpdeckel
- 2 graue Spritzgussrahmen mit 104 Teilen
- 1 Klarsichtrahmen mit 6 Teilen
- 1 Decalbogen
- 12-seitige Bau- und Lackieranleitung
Vorwort
Die U-2/Po-2, als sehr gut detailliertes Modell und im gängigen Maßstab 1/72, wurde von ICM bereits 2012 zum ersten Mal aufgelegt. Vor einigen Monaten hat man allerdings entschieden, den Bausatz in Rente zu schicken und der legendären kleinen Maschine eine Wiedergeburt aus komplett neuem Werkzeug zu ermöglichen. Das Ergebnis kann sich mehr als nur sehen lassen…
Vorbild / Historie:
Die Polikarpow Po-2 ist ein bis 1944 unter der Bezeichnung Polikarpow U-2 erschienener sowjetischer Doppeldecker und war mit etwa 40.000 über 26 Jahre lang produzierten Exemplaren eines der meistgebauten Flugzeuge der Welt.
Ursprünglich entworfen wurde es als Schulflugzeug, im Laufe ihrer Karriere wurde die U-2 jedoch mit den unterschiedlichsten Aufgaben betraut. Im Frühjahr 1927 entstanden die ersten Entwürfe, am 7. Januar 1928 erfolgte der Erstflug des Prototyps. Die Maschine zeichnete sich durch einfache Bedienung und Wartung sowie durch große Flugstabilität aus, weshalb ab 1930 die Serienfertigung aufgenommen wurde.
In kurzer Zeit entstanden neben der eigentlichen Ausbildungsvariante unter anderem eine Agrarversion mit Sprühanlage für Insektizide, eine Version zum Krankentransport, eine Schwimmerversion sowie ein Passagierflugzeug mit geschlossener Kabine hinter dem vorderen offenen Sitz. Als Deutschland 1941 die Sowjetunion überfiel, befanden sich etwa 13.000 Flugzeuge im Einsatz. Aus der Not heraus entstanden im Verlaufe des Krieges etliche militärische Varianten der U-2, diese dienten zum Beispiel als Schlacht- und Aufklärungsflugzeug, sowie als Verbindungsflugzeug zu Partisanen. Berühmt wurde sie durch den Einsatz als leichter Bomber bei dem nur aus Frauen bestehenden 46. Gardefliegerregiment. Diese sogenannten Nachthexen flogen mit diesem Typ nächtliche Störangriffe gegen die deutschen Truppen. Auch der damals erst 14-jährige Arkadi Nikolai Kamanin, jüngster Pilot der Luftstreitkräfte, benutzte diesen Typ. Von den Deutschen wurde die Maschine Rollbahnkrähe oder Nebelkrähe sowie wegen ihres Motorgeräusches auch Nähmaschine genannt.
Als der Konstrukteur der Maschine Nikolai Nikolajewitsch Polikarpow am 30. Juli 1944 starb, wurde die U-2 ihm zu Ehren in Po-2 umbenannt. Die Serienproduktion lief während des ganzen Krieges weiter und endete erst 1954. Einige Staaten des Warschauer Pakts übernahmen nach Kriegsende viele Maschinen in ihre Ausbildungsstaffeln und nutzten sie bis in die 1950er Jahre hinein. Polen, das von 1949 bis 1954 600 Stück einer CSS-13 genannten Lizenzversion produzierte, hatte sie bis 1956 im Einsatz. Jugoslawien rüstete seine Po-2 auf Walter-Motoren tschechoslowakischer Bauart um. In der DDR waren 24 des auch Podwa (dwa bedeutet auf russisch zwei) genannten Typs hauptsächlich als Segelschleppflugzeug und Absetzflugzeug für Fallschirmspringer bekannt und wurden dementsprechend von 1952 bis 1976 eingesetzt.
Die Po-2 erlebte ihre letzten Kriegseinsätze im Koreakrieg auf nordkoreanischer Seite von 1950 bis 1953, daraufhin erhielt sie von der US Air Force den Meldenamen (später: NATO-Code-Name) Mule (deutsch: Maultier).
Quelle: Wikipedia
Der Bausatz
Wie einleitend bereits angedeutet, ist es eine Überraschung, wenn sich ein Hersteller innerhalb weniger Jahre gleich zweimal ein und dem selben Vorbild, ohne dass es etwaige Beanstandungen gegeben hätte, annimmt. Anfang dieses Jahres war es dann soweit, und eine brandneue U-2/Po-2 in Militärausführung ging in den Verkauf. War der „alte“ Bausatz schon fein Detailliert, so legte die Design-Abteilung von ICM nun nochmals ein ganzes Stück nach.
Die Spritzrahmen stammen aus modernen, CAD generierten Duraluminium-Formen und weisen u.a. extrem filigrane Kleinstteile auf. Hier ist ein Aussägen mit der Mikrosäge pflicht, andernfalls erleidet man definitiv Bruch! Häutchenbildung, Grate und Sinkstellen, sind nicht zu erkennen, die Auswerfermarken (im Innenbereich) sind in den nicht sichtbaren, hinteren Rumpfbereich gelegt. Die Formtrennlinie ist sehr schwach ausgeprägt und sichtbar eigentlich nur an den Zylinderköpfen des M-11 Fünfzylinder-Sternmotors. Auch die kleinen und wenigen Klarsichtteile tragen zum positiven Erscheinungsbild bei, sind diese doch hochtransarent abgespritzt und für den Maßstab wirklich dünn umgesetzt. Das 7,62-mm-MG und die Bomben befinden sich bei dieser Neuauflage auf einem separaten Spritzrahmen. Dies lässt vermuten, dass ICM auch Schulmaschinen und zivil genutzte Maschinen nachlegen wird. Ebenso kann man mit diesem Kit auch eine Ski-Version bauen, die Teile hierzu sind auf dem Hauptrahmen vorhanden. Alle Steuerflächen sind in Neutralstellung dargestellt und weisen scharfe Hinterkanten auf.
Richtig Spaß macht es, wenn man sich die Bauteile nun genauer ansieht. Da fällt einem natürlich sofort die sehr realitisch wirkende Bespannung mit den durchdrückenden Holmen ins Auge. Auch die angedeutete Rohrkonstruktion im Cockpit kommt der guten Einsicht sehr zu gute. Die filigran aufgebauten Sitze machen den Rest. Als reinen „Basisbausatz“ enthält der Kit natürlich keine Gurte, welche aber das Cockpit nicht nur beleben würden, sondern bei der dargebotenen, tollen sonstigen Detaillierung zwingend nötig sind. Entsprechendes Zubehör findet man beispielsweise bei Eduard. Wünschenswert wäre auch jeweils ein Decalelement für die Instrumententafeln gewesen.
Der offene M-11 Motor macht einen sehr guten Eindruck, wer möchte, Zündgeschirr ergänzen, fertig! Ebenso verhält es sich mit dem Fahrwerk, hier kann man auch wahlweise Schneekufen anbauen.
Bauanleitung
Die Bauanleitung der kleinen Polikarpow ist in puncto Übersichtlichkeit und Abbildungsgröße vorbildlich umgesetzt. Auf eine Darstellung in Vollfarbe wird ICM-typisch in den Baustufen verzichtet, was bei diesem relativ einfachen Bausatz auch in keinster Weise nötig wäre. Farbcodes sind im System der Kooperationspartner Tamiya und Revell aufgeführt. Auf Seite 10 erhält man einen Verspannungsplan in 2-Seiten-Ansicht, was durchaus noch etwas verbessert werden könnte. Selbst recherchierte Referenzfotos der genauen Zurrösen-Positionen wären als Ergänzung sinnvoll. Zur Lackierung und dem Anbringen der Wasserschiebebilder liefert Seite 11 und 12 farbige, aber nur jeweils 2-seitige Ansichten.
Decalbogen
Auf dem kleinen, versatzfrei, dünn und mit leuchtenden Farben gedruckten Decalbogen sind die wenigen Markierungen des Modells enthalten.
Fazit
ICM hat mit der Neuauflage der U-2/Po-2 einen phantastischen kleinen Bausatz geschaffen. Die relativ wenigen Teile und der „Einsteigerpreis“ (ab knapp über 10 Euro zu bekommen) lassen zwar ein Anfängermodell vermuten, die teils sehr filigranen Kleinteile sprechen aber dagegen. Es handelt sich definitiv um einen Bausatz für den erfahrenen Modellbauer.
Diesen sehr empfehlenswerten Bausatz erhalten sie im gut sortierten Fachhandel.
Happy Modelling,
Thomas Schneider
(November 2020)