NORTON MANX 500cc 1951
Box & Bausatzinhalt
- 2 schwarze Spritzgussrahmen mit 32 Teilen
- 2 silberfarbene Spritzgussrahmen mit 21 Teilen
- 2 chrombedampfte Spritzgussrahmen mit 48 Teilen
- 1 messingfarbener Spritzgussrahmen mit 10 Teilen
- 1 Klarsichtrahmen mit 4 Teilen
- 2 Reifen aus Vinyl
- 4 Metallfedern
- 3 Schrauben
- 3 Vinylschläuchen in klar, grau und schwarz
- 1 Decalbogen
- 10-seitige Bau- und Lackieranleitungen als Falttafel
Vorwort
Egal aus welcher Perspektive man dieses auf zwei Rädern stehende Kunstwerk betrachtet, die Norton Manx 500cc ist sagenhaft schön. Ich kenne da keinen meiner Freunde aus dem Lager der Motoradfahrer, die da anderer Meinung sind. Diese zeitlos klassische Linienführung der Maschine, deren Form der Funktion folgte, ist zurecht eines der erfolgreichsten Rennmotoräder der Renngeschichte. Um das Verhalten des 500cc (Halbliter) großen Einzylindermotors in hohen Drehzahlbereichen entscheidend zu verbessern, legte man ihn für damalige Verhältnisse als Kurzhuber mit einem Kolbenhub von 85,6mm bei einem Bohrung von 86mm aus. Motoradfahrer, die einen Einzylinder wie die Yamaha SR 500 bewegen, können sich ein solches Leistungsverhalten nur schwer vorstellen. Sind doch die klassischen Eintöpfe zwecks besserer Kraftentfaltung aus dem Drehzahlkeller als sog. Langhuber ausgelegt, damit genügend Drehmoment an das Ritzel geschickt wird!
Vorbild
Norton Motors Ltd wurde 1898 von James Lansdowne Norton gegründet, aber erst 1907, nachdem Rem Fowler auf der Isle of Man TT-Rennstrecke gewonnen hatte, beginnt die sportliche Tradition dieser legendären britischen Marke. Zwischen 1930 und 1937 gewann Norton 78 der 92 Grand-Prix-Rennen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, ausdrücklich für den gleichnamigen Wettbewerb (Isle of Man TT) geschaffen, wurde der Norton Manx geboren. Um ihn an die Rennstrecke anzupassen, setzt er als erster auf einen Doppel-Wiegenrahmen (Featherbed), der zwischen 1947 und 1954 eine lange Erfolgsgeschichte sammelt. Der legendäre Einzylinder-Manx 500 wurde von dem unerschrockenen Geoff Duke, der 1950 und 1951 für die Weltmeisterschaft ausgezeichnet wurde, bei der Isle of Man TT zum Sieg geritten. (Quelle: Italeri)
Norton Manx 500cc Norton Manx 500cc
In den 30er Jahren dominierte die Marke Norton, des gleichnamigen, kleinen Unternehmens aus der Bracebridge Street im Birminghamer Stadtteil Aston, im internationalen Motorrad-Straßenrennsport. TT- und GP-Siege gab es reichlich für die erfolgreichen Königswellen-Einzylindermotoren. Die Rennmaschinen und ihre renntauglichen Varianten der Modelle „International“ bestimmten entscheidend das Image der Marke Norton. Dazu trug auch das außerordentlich freundliche Geschäftsgebaren der Firma bei, konnte man doch hin und wieder vom Rennleiter Joe Craig oder über die Geschäftsleitung Spezialteile für die privaten Rennmaschinen erhalten. Mit einer Jahresproduktion von bis zu 6.500 Motorrädern blieb Norton keine unbekannte Größe, war aber weit hinter der Produktion anderer Anbieter und somit weiterer Kleinserienanbieter. Letztlich sorgten die zahlreichen Rennerfolge für den guten Ruf der Firma. 1949, bei der wieder eingeführten Motorrad-WM, trumpfte Norton sofort mit 44 GP Siegen, darunter der Sieg in England auf der TT Strecke, sowie mit mehreren Fahrer- und Markenweltmeisterschaftstiteln auf. Norton war somit die erfolgreichste Marke der frühen Nachkriegszeit und konnte nahtlos an die Erfolge früherer Jahre wieder anknüpfen. Waren die 49er Nortons noch beinahe identisch mit dem Vorkriegsmodell, erfuhren die Maschinen 1950 die erste spürbare Veränderung. Anhand von Entwürfen von Rex Mc Candless, einem freien Mitarbeiter von Norton, erhielt die Manx einen Doppelschleifenrohrrahmen und das Hinterrad hydraulisch gedämpfte Federbeine. Dieses Prinzip der „Federbett-Norton“ wurde später von fast allen Herstellern übernommen. Die spartanisch ausgestattete Maschine mit einem Trockengewicht von 150 Kilogramm trug als Markenzeichen eine unüberhörbare, Megaphon ähnliche Auspuffanlage, die zum einen für einen entsprechenden Sound sorgte, zum anderen wegen der plattgedrückten Unterseite aber eine gute Schräglage ermöglichte. Das Motorrad leistete 37,5 PS bei 6200 U/min. Geoffrey Duke gewann mit dieser überarbeiteten Norton sofort im ersten Renneinsatz. Die Überlegenheit der Norton zeigte sich bei der Ergebnissen: bei den TT Rennen traten 8 Maschinen an den Start und erzielten sofort zwei Dreifachsiege. Bei den GP Läufen in Europa schlossen sich weitere Erfolge an. Geoff Duke entschied zudem 1951 die 350er und 500er Klasse für sich und wurde damit der erste Doppelweltmeister in der GP- Geschichte, gefolgt von einem weiteren WM Titel 1952 in der 350er Klasse. Nur aufgrund eines Sturzes in Schotten gewann er den Fahrertitel in der Halbliterklasse nicht. Obwohl Norton das firmeneigene Rennteam 1954 aufgelöst hatte und italienische Modelle immer dominierender wurden, fuhren Norton Maschinen noch gut 20 Jahren erfolgreich bei WM-Rennen mit. (Quelle: Revell)
Technische Daten:
Viertakt- luftgekühlter Einzylindermotor, DOHC, über eine Königswelle angetrieben, mit zwei im Kopf hängenden Ventilen, Trockensumpfschmierung, ein Vergaser, Magnetzündung
Hersteller: Norton Modell: Manx 500 Ray Petty
Typ: Rennmaschine Hubraum: 498 ccm
Zylinder: 1 Leistung: 54 PS bei 7.200 U/min
Motor: 1 Zylinder, dohc, Antrieb durch Königswelle, 2 Ventile Bohrung: 86 mm
Hub: 85,5 mm Getriebe: 5-Gang, Fußschaltung rechts, 1. Gang oben
Kupplung: Mehrscheiben, trocken Bremsen: Duplexbremse vorn, Trommelbremse hinten
Rahmen: Doppelschleifen Stahlrohrrahmen: berühmter McCandless Federbettrahmen Federung: Teleskopgabel (Roadholder-Gabel) vorn, Doppelschwinge mit 2 Federbeinen hinten
Gewicht: 140 kg Höchstgeschw.: 215 km/h
(Quelle: http://www.willismotorcycleworld.com/TeamWM/Teambikes/Norton-Manx-500-Ray-Petty)
Bausatz
Irritiert und zugleich beeindruckt bin ich von dem Erscheinungsbild der Stülpdeckelschachtel. Zum ersten, so ist doch die Verpackung für ein Rennmotorrad im Maßstab 1:9 recht groß! Zum zweiten, das Design des Deckelbildes trifft/fängt die Eleganz und Schönheit der Norton Manx 500cc vollumfänglich ein. Der erste Eindruck der zu großen Verpackung bestätigt sich nach dem Abziehen des Deckels. Eine halb so große Schachtel hätte auch gereicht. Alle Spritzgussrahmen sind fein säuberlich in Plastiktüten eingeschweißt. Die verchromten Rahmen und die Klarsichtteile ein jeder einzeln, damit ja nichts passieren kann. Eine kleine Tüte enthält die Federn, die Schrauben und die Vinylschläuche. Ohne Plastikumhüllung kommen die Reifen aus, was absolut richtig ist! Nach meiner Recherche ist die Erstveröffentlichung dieses Kits aus den 70iger Jahren. Dem zufolge hat man auch eine Spritzgusstechnik zu erwarten, die immerhin schon mehr als 40 Jahre alt ist. Um nach dieser Erkenntnis gleich positiv überrascht zu werden! So lag der Spritzguss seinerzeit auf höchstem Niveau und kann selbst heute noch überzeugen und bestehen. Eine leichte Fischhaut ist nur am Zylinder und am Trockensumpf zu erkennen. Beeindruckend ist auch eine Formtrennnaht auf aktuellem, niedrigen Niveau. Vereinzelt kann man leichte sinkstellen an den chrombedampften Teilen feststellen. Für Detailfreaks ist die Frage des verchromen keine zweischneidige Angelegenheit mehr. Zum einen, da man diese galvanische Beschichtung im Modellbau mittlerweile durch z. B. Alclad Farben sehr gut darstellen kann und zum anderen, da man jeden Kratzer und jede Klebenaht verstärkt erkennen kann. Ein Verschleifen der Bauteile zerstört die Chromschicht und ist nur bedingt anzuwenden. Problematischer ist da der leichte Versatz der Speichen beider Felgen. Gerade bei diesen absolut runden Speichen erkennt man, der durch die Chromschicht nochmals verstärkt wird, auf beiden Seiten diesen Formfehler. Ich für meinen Teil, werde diese durch Scratchbau ersetzen. Dieser Mehraufwand ist man den ansonst gut gemachten Kit einfach schuldig. Denn die Speichenräder sind das sprichwörtliche „Auge“ eines jeden Motorrads. Allen voran, sind die Details immer noch gut ausgeführt und können trotz des Alters des Kits auch heute noch für Glanz in den Augen sorgen. Nicht ganz so scharf wie heutige Modellbausätze, aber immer noch beachtlich. Dem Kettenkranz sollte man auch ein wenig Aufmerksamkeit schenken. Die Außen angebrachten Bohrungen zum erleichtern des Kranzes sind teilweise auf der innenliegenden Seite durchbrochen und sollten verschlossen werden. Das eine gewisse Nacharbeit an den Teilen insgesamt gesehen zu empfehlen ist, stört bei diesem Modell nicht wirklich. Denn die zu lackierenden Fahrzeugkomponenten wie Tank, Schutzbleche und Motor sollen ja in technisch einwandfreien Zustand präsentiert werden, woraufhin ein Überschleifen der Oberfläche obligatorisch ist. Außergewöhnlich an diesem Bausatz ist zweifelsohne die Federung der Teleskopgabel wie auch die des Hinterrades. Dafür benötigt man die beiliegenden Federn (vorne 5 x 25mm, hinten 5 x 12mm) und zwei der drei Schrauben (1 x 5mm) die dabei Verwendung finden. Sicher ist, wie in Baustufe 9 gezeigt, je eine Schraube am unteren Tauchrohr zu Sicherung des Standrohrs der Bausatzkonstruktion geschuldet, als dem des Originals.
Der Zusammenbau ist klassisch wie beim Original vorzunehmen. Über die Montage der Räder steigt man ein, gefolgt von dem zusammensetzen des Motors, dem Zylinderkopf und dem Kurbelgehäuse. Dabei spiegeln vier Bauteile (A27 bis A30) eine technisch Interessante Lösung wider. Hierbei handelt es sich im Original um Federn, die meines Wissens nach nur die entstehenden Vibrationen am Zylinderkopf aufnehmen sollen. Eine andere Erklärung dafür habe ich nicht! Wer dazu konkrete Information hat, dem wäre ich für eine Zuschrift sehr dankbar. Hervorragend sind die Reifen modelliert. Die Marke Avon Racing und die Reifengröße 3,25 x 19 und 3,0 x 19 sind auf den Reifenflanken erhaben ausgeführt. Sehr gut geschnitten zeigt sich das Profil. Allenfalls eine kleine Trennnaht ist zu verschleifen, womit man auch eine gewisse Abnutzung der Reifen erzeugen kann. Mit kleinen Buchstaben und Längenangaben zeigt die Anleitung, wo Leitungen aus Vinyl anzubringen sind. Mit dem Verbindung des doppelten Schleifenrahmens und gleichzeitigem Einsetzen des Motors mitsamt der Hinterradschwinge kommt die Federung, der Auspufftopf mit Krümmer, das Schaltgestänge, die Fußbremse und der Primärantrieb hinzu. Setzt man noch die Telegabel ein, ist nach der Montage des Vorderreifens, dem Tank, der Lenkerstummel und der Sitzbank, Schluss mit dem Bastelvergnügen. Damit die Norton noch sicher präsentiert werden kann, ist ein Motorradständer vorhanden. Rennmaschinen haben ja nun mahl keinen. Alles was unnötiges Gewicht ist, muss raus!
Decals
Alle 12 Decals, die von Zanchetti gedruckt wurden, sind perfekt. 100 Punkte muss man hierfür vergeben.
Bauanleitung
Vollkommen in schwarz/weiß gedruckt, was die Baustufen angeht, ist die Bauanleitung sehr übersichtlich mit großen und leicht verständlichen Zeichnungen versehen. Die Bilder des Lackierteils sind in graustufen gehalten. Verwechslungen haben hier keine Chance. Alle sechs angegebenen Farben entstammen dem Italeri Acryl Farbsystem und werden mittels Großbuchstaben von A – F weiß im schwarzen Kreis dem jeweilig zu bemalenden Bauteil grafisch zur Seite gestellt. Die Eingangs auf zwei Seiten gezeigte Bauteileübersicht erleichtert nochmals das „finden“ der übersichtlich angeordneten Teile. Die Bemalung der Norton ergibt sich aus der Bauanleitung. Da sie im zeitlosem Silber mit den Startnummern „1“ und „10“ an der Seite und vorne zu verwirklichen ist, gibt es nur die Ziffernänderung als Option.
Markierungsvarianten:
- Startnummer “1” World Champion 1950 Rider Geoff Duke
- Startnummer “10” World Champion 1951 Rider Geoff Duke
Fazit
Die Norton Manx ist eine der berühmtesten Rennmaschinen überhaupt und kann als Sinnbild britischer Rennmaschinen-Baukunst bezeichnet werden. Fast alle berühmten Rennfahrer der fünfziger und sechziger Jahre begannen ihre Karriere auf einer 350er oder 500er Manx. Allein dadurch hat sich dieser Kit einen festen Platz in der Modellbaugemeinde verdient. Die Tatsache, von den altersbedingten Unzulänglichkeiten einmal abgesehen, dass der Bausatz auch heute noch zu überzeugen weiß, spricht für ihn. Einsteiger im „Motoradgeschäft“ wie Fortgeschrittene und Profis, haben sicherlich an dieser 9-Fach verkleinerten Ausgabe dieser Legende große Freude daran. Zudem erlaubt der große Maßstab auf einfache Weise eine weitere Detailierung durch Plastikkarte und Kupferdraht. Als Liebhaber von Ikonen, ist dieser Kit so zusagen „Pflichtlektüre“.
„bella macchina“
Diesen sehr zu empfehlenden Bausatz gibt es im gut sortierten Fachhandel!
Guido Veik,
zum Ende der Motorradsaison 2021