Messerschmitts Debüt
Modell: Messerschmitt M17
Gebaut von: Roland Sachsenhofer
Maßstab: 1/24
Verwendeter Bausatz: Reimers Modellbaubogen
„Manchmal kommen die Dinge anders, als man sie plant“: diese Binsenweisheit wurde für mich schlagartig recht konkret, als mich im Jänner dieses Jahres ein Unfall mit Knochenbrüchen für ein paar Monate nicht nur zum Liegen und dann zum Bewegen auf Krücken verurteilte, sondern auch vom Besuch meiner im Keller des Hauses liegenden Modellwerkstatt abhielt. Beim Nachdenken, wie ich mir trotzdem die Freuden des Modellbaus ermöglichen könnte, kam ich auf die Idee, es einmal mit küchentischfreundlichen Kartonmodellen zu versuchen.

Als Kind hatte ich „Geli-Modelle“ geklebt, nachdem dies aber natürlich schon viele Jahrzehnte aus ist, würde ich damit sozusagen neu zu entdeckende „terra inkognita“ betreten. Allein das kann ja schon verlockend sein. Noch verlockender wurde es, als ich sah, was in diesem Sektor alles angeboten wird – beispielsweise etwas derart Faszinierendes wie eine Messerschmitt M17 im Maßstab 1/24! Im Bereich des Plastikmodellbaues kann man ja leider schwerlich damit rechnen, derlei exotisch-Hochkarätigem zu begegnen.
Zum Vorbild
Zudem ist die M17 nicht irgendein Flugzeug aus der Hand Willy Messerschmitts: der Entwurf gilt als das erste Motorflugzeug, das 1925 in seiner zwei Jahre zuvor gegründeten Firma „Messerschmitt Flugzeugbau“ entworfen worden ist. Eine konsequent durchgezogene Leichtbauweise und die durchdachte aerodynamische Formgebung ohne jede Strebe und mit freitragender, durchgehender Tragfläche – schon in jenen ersten Jahren Charakteristika für Messerschmitts Konstruktionsweise – sicherten der M17 eine Reihe von Wettbewerbserfolgen und Rekorden. So gelangen mit der hier dargestellten M17 „D-887 Ello“ in zwei Kategorien Siege beim international besuchten Oberfrankenflug im Jahr 1925. Ein Jahr später pilotierte Eberhard von Conta mit Werner von Langsdorff als Passagier die „D-887“ erfolgreich über die Zentralalpen, wobei Flughöhen bis 4.500 erreicht werden mussten, sicher ein äußerst luftig-abenteuerliches Erlebnis an der Grenze zum durch Sauerstoffarmut induzierten Höhenrausch! Die Reise führte von Bamberg nach Rom und dauerte 14 Stunden 20 Minuten.
Dies sind beachtliche Leistungen, deren Würdigung ein kurzer Blick auf die Daten der Messerschmitt M17 noch vertieft. Das Rüstgewicht der Konstruktion belief sich auf leichtgewichtige 186 kg, als maximales Startgewicht brachte die M17 370 kg auf die Waage. Länge und Spannweite maßen 5,85 m beziehungsweise 11,60 m. Die 30 PS des Bristol Cherub Sternmotors ließen eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h zu, als optimale Reisegeschwindigkeit sind 125 km/h notiert.
Messerschmitts Motor-Erstling wurde in sechs bis acht Exemplaren gebaut. Erhalten geblieben ist eine M17: „D-779“ ist heute im Deutschen Museum in München zu bewundern. Seit 2004 existiert ein flugfähiger Nachbau, der von der Messerschmitt Stiftung in Auftrag gegeben wurde.
Zum Bau
Der unterhaltsame Bau des Kartonmodells von „Reimers Modellbaubogen“ ging gut von der Hand, hat mich aber partienweise doch gefordert. Speziell die Darstellung des Propellers mit Karton- und Papierteilen wollte mir einfach nicht gefallen. So habe ich aus meinem Fundus einen Polysterol- Propeller eines Doppeldecker-Modells genommen, ihn ab gelängt und zurecht geschliffen, um ihn dann mit Acrylfarben frei Hand zu bemalen. Weiters musste ich ob meiner „sauberen“ Klebeweise manche Stellen mit Aquarellfarben nachbehandeln. Ein schöner und überraschender Erfolg war das Erlebnis, dass es möglich ist, mehrere aufeinander geklebte Lagen Karton zu glaubhaften Rädern rund zu schleifen.
Gebaut habe ich das Papiermodell tatsächlich erst nach meiner Genesung – und das in der lange Wochen so ersehnten Modellwerkstatt. Vom ursprünglichen Plan, mir die Genesungszeit zu verkürzen und den aufgezwungenen Modell-Entzug zu versüßen ist also nichts geworden. Dafür bin ich mir nach diesem kurzen und kurzweiligen Erlebnis sicher, dass ich mich immer wieder und ganz ohne Not an einem Kartonmodell versuchen werde. Denn heißt es nicht so richtig: „Manchmal kommen die Dinge anders, als man sie plant“?
© Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer