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Modelle, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer
Hobby Boss 1/48
Ein Gastbeitrag von Roland Sachsenhofer
Gelegenheit, ein asymmetrisches Flugzeug, noch dazu ein so elegantes
wie die Bv 141, zu bauen, gibt es nicht alle Tage. Der Hobby Boss
Bausatz macht dies möglich, Roland Sachsenhofer beschreibt, welche
Erfahrungen er mit diesem Modell gemacht hat.
Die Bv 141 ist ja sicher eins der ungewöhnlichsten Flugzeuge, deren ein
Modellbauer ansichtig werden kann.
Am ersten Blick könnte man ja glauben, dass dieser außergewöhnliche
Entwurf, wenn er denn überhaupt einigermaßen fliegen würde, bei
konservativen Militärs keine Chance hätte, auch tatsächlich in einer Serie
bestellt zu werden.
Hier aber täuscht man sich in beiden Punkten: zum einen zeigte die Bv 141
von Beginn an ein hervorragendes Flugverhalten und war seinen
Leistungsvorgaben gemäß ein gelungener Entwurf, zum anderen wäre er
durchaus in die Produktion gegangen, wenn dieser Flugzeugtyp denn zum
Zeitpunkt der Serienreife noch gebraucht worden wäre.
Aber beginnen wir die Geschichte der Bv 141 vom Anfang her.
Der Bau von asymmetrischen Flugzeugen startete nicht erst mit diesem
Entwurf, schon in den 1910er Jahren befasste man sich recht erfolgreich
mit dieser Konzeption. Die Gotha G VI etwa zeigte schon 1918, dass
dieses Konzept durchaus erfolgreich sein konnte.
Was aber versprach man sich eigentlich von dieser Auslegung?
Zum einen bot eine asymmetrisch montierte Kanzel in beinah alle
Richtungen ein einzigartiges Sichtfeld, zum anderen wurde aus einer
bislang nur störenden Eigenheit von Propellerflugzeugen eine Tugend
gemacht. Der Propellerstrahl trifft ja bei allen einmotorigen Flugzeugen in
einem bestimmten Winkel auf das Leitwerk im Heck- und drängt das
Flugzeug von seinem intendierten Weg ab. Diese muss nun
aerodynamisch oder konstruktiv neutralisiert werden- man denke etwa an
das schräg gegen die Längsrichtung versetzte Seitenleitwerk der Bf-109.
Ein asymmetrisch aufgebautes Flugzeug dagegen kompensiert schon von
seinem Layout her diese Kräfte; infolge wird Energie gespart und der
Antrieb effektiver eingesetzt.
In den Dreißigerjahren hatte Dr. Richard Vogt schon
mehrere asymmetrische Flugzeugentwürfe patentieren
lassen. Interessant ist übrigens, dass er davor während
seiner Zeit bei Kawasaki in Japan schon mit dieser
Konzeption schon gearbeitet hatte.
Als 1937 vom RLM ein Wettbewerb für ein einmotoriges Aufklärungsflugzeug
mit besten Sichtverhältnissen in ausgeschrieben wurde, nahm Blohm & Voss
mit einem von Vogt schon im Vorfeld entworfenen Flugzeug teil.
Der damalige „Generalflugzeugmeister“ Udet konnte für dieses
außergewöhnliche Projekt gewonnen werden, ein Jahr darauf, 1938, hob die
V-1 zum Erstflug ab.
Nachdem die Prototypenerprobung äußerst günstige Flugeigenschaften
versprach, wurde die Bv 141 in Serie bestellt. Von der A-0 sollten nur zwei
Maschinen gefertigt werden; von der B- Serie dagegen, die einige Verbesserung
aufwies sowie den leistungsstarken BMW 801 als Triebwerk besaß, wurden nach
manchen Quellen bis zu 20 Maschinen gefertigt.
Mein Modell zeigt eine Bv 141 B (V10), die mit der Kennung NC+RA ab Sommer 1941 in der Erprobungsstelle Rechlin, später dann bei der Aufklärerschule 1 in
Grossenhain zur Felderprobung verwendet worden ist. Obwohl die Bv-141 nie einer regulären Luftwaffeneinheit zugeteilt wurde, waren einige Maschinen, wie
auch die NC+RA, ab Oktober 1941 an der Ostfront in der Einsatzerprobung.
Nicht nur auf den Flugfeldern in real, sondern auch auf den Modellbauwerktischen stellt die Bv 141 ein Kuriosum dar. Umso dankbarer muss man dem
Hersteller Hobby Boss sein, dass er sich um dieses einmalige Flugzeug im Rahmen eines gut durchdachten, meist einfach zu bauenden Mainstream-Bausatzes
annimmt.
Mögliche Probleme beim heiklen Aufbau der Kanzelteile, wie sie etwa beim heikel zu bauenden HPM Bausatz bekannt sind, wurden minimiert, die anderen
Baugruppen machen keinerlei Sorgen. Die Passgenauigkeit ist von allererster Güte, dies gilt auch für die Qualität der Spritzlinge wie auch für die wichtige
Durchsichtigkeit der Kanzelteile.
Also viel Licht…aber der Schatten folgt. Oder besser gesagt: er liegt schwer auf jenen Teilen, die den BMW 801 darstellen sollen.
Die Mängelliste lässt hier wenig übrig: die viel zu kleine Motorendarstellung wirkt, als sei sie einem 72er Bausatz entschlüpft, die Motorverkleidung hat
Ähnlichkeit mit den wirklichen Formen- mehr aber leider nicht, zu diesem Problemfeld zählt auch ein fantasiereicher Wildwuchs an Abgasstutzen. Zu guter Letzt
die für mich unerklärlichste Unrichtigkeit: die Propellerblätter drehen in die falsche Richtung.
Bei all dem gibt es jedoch die gute Nachricht, dass für das Meiste leicht Abhilfe zu finden ist. Bei mir kommt ein passender Prop aus der Restekiste, die
Auspuffstutzen wurden alle abgeschnitten, aussortiert und an die richtige Stelle gesetzt, keine wirklich aufwendige Arbeit.
Glücklicherweise überdeckt das Lüfterrad des Doppelsternmotors die missratenen Bauteile so gründlich, dass ich „alle Neune gerade sein“ habe lassen können.
Das war schlussendlich auch mein Motto für die in manchen Foren so geschmähte Motorverkleidung.
Das Hobby Boss Modell der einzigartigen Bv 141 schafft es für mich auch so, mit seiner allgemeinen Stimmigkeit und der ausgewogenen Formgebung zu
überzeugen- und einen wahren „Eyecatcher„ in die Vitrine zu bringen.
Roland Sachsenhofer
kitchecker