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Modelle, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer
Italeri 1/72
Ein Beitrag von Roland Sachsenhofer
Mit der Short Stirling stand der Royal Air Force nach ihrer Einführung ab
dem Sommer 1940 der erste schwere, in Ganzmetall gefertigte
viermotorige Bomber zur Verfügung. In dieser Rolle wurde die Stirling in
den ersten Kriegsjahren auch extensiv eingesetzt, bis sie modernere
Muster wie die Halifax oder die Lancaster, die vor allem eine wesentlich
schwerere tödliche Last tragen konnten, mehr und mehr aus den Staffeln
des Bomberkommandos verdrängten.
Soweit scheint in groben Zügen die Geschichte dieses mächtigen
Flugzeuges erzählt und bekannt.
Mit ihrem Rückzug aus dem Bomberkommando sollte die Nutzung der
Stirling aber beileibe nicht zu Ende sein: ihre Zuverlässigkeit, ihre
Ausdauer und der mächtige Antrieb - immerhin leisteten die vier Bristol
Hercules Motoren viermal 1636 PS! - prädestinierten sie zu Operationen
der besonderen Art.
Bald schon flogen Stirlings nächtliche Missionen, um etwa Resistance-
Kämpfer im besetzten Frankreich mit Ausrüstung und Waffen zu unter-
stützen oder um Agenten per Fallschirm über dem okkupierten Europa
abzusetzen.
Ins Rampenlicht trat die Stirling wieder mit ihrem Einsatz als Transport-
maschine für Luftlandetruppen und als Schleppmaschine für Kampfsegler
wie der Hamilcar oder der Horsa.
Mit speziell für diese Einsätze konzipierten Maschinen der Version Mk. IV
wurden ab 1944 in den Operationen rund um D-Day oder großangelegten
Luftlandeunternehmen wie Operation „Market Garden“ hunderte Segler ins
Zielgebiet geschleppt.
Mein Modell zeigt eine dieser am 6. Juni 44 eingesetzten Stirlings.
Für die Invasion wurde sie von der 295th Squadron von RAF Holmsley,
Hampshire aus geflogen.
Von der Short Stirling ist übrigens später mit der Mk. V noch eine eigene
Version als Transportmaschine entwickelt und weit verbreitet eingesetzt
worden. Sollten die Lancaster oder Halifax auch klingendere Namen
haben - die Einsatzgeschichte dieses mächtigen „fliegenden Scheunen-
tors“ war lange und höchst erfolgreich!
Der Bausatz macht dem Vorbild alle Ehre, Italeri hat sehr
gute Arbeit geleistet, was Passgenauigkeit, Detailliertheit
der Formen und, im Allgemeinen gesprochen, den For-
menaufbau betrifft. Im Speziellen muss ich hier allerdings
ein paar kritische Anmerkungen machen.
Zum einen ist es nicht nur seltsam sondern auch recht
unpraktisch, dass der vordere Teil des Fahrwerks gleich beim Zusammen-
fügen der beiden Tragflügelteile mitmontiert werden muss - hier droht Bruch-
gefahr, da das fragile Teil während des restlichen Baues in recht unfall-
trächtiger Weise im Weg steht.
Die Darstellung der Hercules-Motoren mit den beiden mächtigen
Kühllufteinläufen ist gut gelungen, allerdings wäre es schön gewesen, die nach
vorne ragenden Auspuffkrümmer ebenfalls in irgendeiner Weise darzustellen. Die
Reihenfolge der Bemalung und der Montage der zahlreichen Einzelteile will
übrigens gut überlegt sein! Während des Bauens muss man beachten, dass nicht alle Passungs-Löcher für die Zapfen anzufügender Bauteile vorhanden sind.
Die betrifft etwa die Montage der Antennenanlage an der linken und rechten Rumpfseite, gilt aber ebenso für die Teile des Schleppgeschirrs sowie für die
Antennenanlage an der unteren hinteren Rumpfpartie.
Die Bauanleitung ist prinzipiell gut gelungen und recht anschaulich. Leider gibt es aber auch hier leichte Mankos: Mir wurde etwa aus den Zeichnungen nicht
klar, wie die Landescheinwerfer zu verbauen wären - hier halfen nur Originalfotos. Außerdem sollten laut Anleitung beide Staudruckrohre an der Bugunterseite
montiert werden - hier heißt es jedoch aufpassen, da ab der Mk. IV nur mehr der linke Staudruckmesser verwendet worden ist.
Aber die paar wenigen Kritikpunkte sollen jedoch nicht täuschen - Italeri ist ein ganz ausgezeichneter Bausatz gelungen, der noch viele Modellbauer begeistern
wird!
Eduard bietet übrigens mit Ätzteile-Sätzen für die Innen- wie den Außenbereich eine wirklich empfehlenswerte Ergänzung. Besonders spektakulär fallen dabei
die „Drahtkörbe“ der beiden Pilotensitze aus, deren Detailfülle und Feinheit über die durchaus angemessen filigran gestalteten Bausatzteile der beiden Sitze
natürlich noch hinausgehen.
Begrüßenswerter Weise ist in einer zweiten Auflage auch schon die Mk. I erschienen; nach meinen erfreulichen Erfahrungen mit diesem Projekt werde ich
sicherlich bald eine zweite Stirling auf Kiel legen.
Einen Baubericht sowie eine Übersicht über die Bausatzteile gibt es hier im JAM Forum.
Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at
Roland Sachsenhofer
kitchecker