Die hässlichste Ecke der Stadt -
mit Liebe zum Detail nachgebaut
Modell: Müllplatz
Gebaut von: Roland Sachsenhofer
Maßstab: 1/35
Verwendeter Bausatz: MiniArt (35636)
Die Gelegenheiten, bei denen sich Modellbauer über die Rückmeldung „so ein Müll!“ freuen werden, sind rar gesät – und hier ist einer davon! Im befreundeten Modellbaukreis hatte sich ein kurzes Geplänkel über gebaute Müllmodelle ergeben. Allerdings dachten zu diesem Zeitpunkt alle noch an missratene Modelle, deren Weg unweigerlich nicht unter das Licht der Fotolampe sondern in die Dunkelheit der Mülltonne führen würde. Zu Ende des Gesprächs habe ich dann in kecker Stimmung angekündigt, demnächst ein eigenes „Müllmodell“ herzuzeigen. Um dem Gedankenaustausch eine unerwartete Wendung zu geben, wollte ich mein Versprechen allerdings mit einem maßstäblichen Müllbehältnis wahr machen – irgendwo in den Weiten des Modell-Universums würde doch sowas aufzutreiben sein? Tatsächlich musste ich auch nicht lange suchen: MiniArt hat zu recht erschwinglichen Konditionen tatsächlich dieses vierteilige Müll-Ensemble im Katalog.

Zum Bausatz
Der Bausatz „Steel Trash Bins“ erfreut mit wirklich gut gemachten, dünnwandigen Teilen, die sich passgenau und in wenigen Schritten zu vier ansehnlichen Müllbehältnissen zusammenfügen lassen. Ich will ja nicht vom „Spielzeugcharakter“ der Container schwärmen, aber tatsächlich lassen sich die Schiebedeckel am Schluss noch stufenlos verstellen. Um einen weiteren bekannten Modellbau-Topos zu bemühen: Mini Arts Bausatz ist wohl „the only game in down“, also die einzige Möglichkeit, eine korrekte Darstellung von Müllcontainern in die Vitrine zu bekommen!
Zur Umsetzung
Ein besonderes Faktum bei diesem Thema ist der Umstand, dass wohl jeder von uns die hier im Modell dargestellte Szenerie aus persönlichem Erleben kennt: Anblick, Geruch, Anmutung der Umgebung und der Ärger über die nicht abgeholte ungepflegte Überfüllung, ja selbst das typisch kratzig-schrille Geräusch beim Aufschieben der Containerabdeckungen stehen unserer Erinnerung zur Verfügung und spielen bei der Wahrnehmung des Modells eine Rolle. Auf dieser Bühne aus vom Betrachter mitgebrachten Erwartungen wollte ich meine vier Müllcontainer auftreten lassen!
Das bedeutete zum einen, dass ich die Behältnisse mit unappetitlichem Inhalt überfüllen wollte. Ganz materialecht wurden daher Stücke von Plastikfolie um verschiedenen „Abfall“ herumgedreht, mit einem Tropfen Superkleber sozusagen zugebunden und diese dann in die Container gestopft, zum Schluss noch um diese herum drapiert.
Zum anderen sollte der Ort eine Geschichte erzählen. Aus dem freien Internet wurden Bilder mit ansprechenden Graffiti-Wänden ausgewählt, gedruckt und auf Karton aufgezogen. Als Boden wurde ein fleckiges Flugfeld aus dem Dioramen-Vorrat ausgelegt – und schon war die ungepflegte Müll-Ecke als Bühnenraum angelegt. Zur Fertigstellung fehlten dann nur noch ein paar Müllreste, die eindeutig nicht hier deponiert werden sollten: Metallrohre, alter Teppich, kaputte Leitern etc. …. Es ist erstaunlich, welchen erstklassigen Müll die Ätzteil-Vorratskiste hergibt! Den Rest erledigt das Kopfkino des Betrachters.
Inzwischen haben die Müllcontainer schon eine Tour auf Modellbauausstellungen hinter sich. Dezent zwischen den Flugzeugmodellen platziert, verführen sie, einmal entdeckt, schnell zu einem Lächeln -und zu Fragen. Eine davon hoffe ich, in diesem Beitrag beantwortet zu haben: „Was bringt einen Modellbauer dazu, solchen Müll zu bauen?“
© Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer




