O Bandeirante 3
Modell: Panavia Tornado F.3 ADV
Gebaut von: Roland Sachsenhofer
Maßstab: 1/48
Verwendeter Bausatz: Eduard (11126)
Zur Tornado F.3 ADV
Die F.3 ADV ist unter den zahlreichen Versionen, die aus dem Schwenkflügel-Jagdbomber Panavia Tornado abgeleitet worden sind, wohl am leichtesten zu erkennen: ganz klar unterscheiden die verlängerte Bugspitze sowie die für die Aufnahme von vier AMRAAM Lenkraketen adaptierte Rumpfunterseite die „Air Defence Version“ von allen anderen Tornado-Versionen. In der verlängerten Bugspitze sitzt ein leistungsstarkes Foxhounter Radar, das die langnasige Tornado im Verbund mit ihrer spezialisierten Bewaffnung zu einem exzellenten Langstreckenabfangjäger machen sollte.
Zu Beginn der Entwicklung war geplant, die Tornados der „Air Defence Version“ mit von British Aerospace entwickelten Skyflash-Raketen auszustatten. Die damit notwendig gewordene Rumpfverlängerung brachte auch den Vorteil einer um 900 Litern erhöhten Tankkapazität, für den Langstreckenjäger bedeutete das zusätzlich eine willkommene Vergrößerung der Reichweite.
In der Praxis wurde die Skyflash-Bewaffnung bald gegen die zuverlässigere AIM-120 AMRAAM aus amerikanischer Produktion als Flugkörper für die Bekämpfung weit entfernter Ziele „hinter dem Horizont“ ausgewechselt. Komplettiert wurde diese Ausstattung mit bis zu vier AIM-9 Raketen, die für kurze Gefechtsentfernungen eingesetzt wurden. Die Tornado ADV blieb bei dieser Neufigurierung ein „gunfighter“, allerdings wurden die fest verbauten Waffen auf eine einzelne 27mm Mauser BK-27 reduziert.
Der lange Rumpf beherbergte zwei leistungsgesteigerte Turbo-Union RB.199-34R Mk 104 Turbinen mit 40,5 kn Leistung „trocken“ sowie höchst beeindruckenden 73,7 kn im Nachbrenner-Betrieb. Neu eingeführt wurde bei der F.3 auch eine kampfwertsteigernde Schwenklügelautomatik, welche den Grad der Tragflächenpfeilung autonom optimal auf den aktuellen Flugzustand anpasst. Einen an der Steuerborseite außen angesetzten ausfahrbaren Tankstutzens für die Luftbetankung sucht man bei der ADV vergeblich: hier findet dieser, aerodynamisch sauber in die Konturen des Rumpfes eingearbeitet, an der Backbordseite des vorderen Rumpfes Platz.
Die Tornado ADV wurde von insgesamt drei Nationen in Dienst gestellt: Italien rüstete die 12. und 21. Gruppo mit dem Langstreckenjäger aus, in Saudi-Arabien erfüllten Tornado ADV bei den Squadrons 29 und 34 der RSAF in Dahran diese Rolle, während die Royal Air Force als größter Halter an den Stützpunkten RAF Coningsby, Leuchars, Leeming und Mount Pleasant (Falklands) insgesamt beachtliche 13 Squadrons mit der F.3 unterhalten hat.
Bei der RAF waren die ersten Tornado F.3 ab 1987, also noch kurz vor Ende des Kalten Kriegs, ausgeliefert worden. Während des 2. Golfkriegs 1991 flogen britische F.3 an der Seite ihrer saudischen Kollegen zur Unterstützung der Koalitionsarmee scharfe Einsätze über dem Irak und Kuwait, Tornado F.3 sicherten aber auch während der jugoslawischen Zerfallskriege-Missionen den Luftraum über dem Balkan. Ab 2003 waren Tornado F.3 im Rahmen der „Operation Telic“ auch wieder über dem Irak in Einsatz.
Nach rund 15 Jahren war zu Beginn der 2010er Jahre die Ära der Tornado ADV bei der RAF abgelaufen: im Jahre 2012 verabschiedeten sich die letzten verbliebenen F.3, um dem Eurofighter Typhoon in ihrer Rolle als Langstreckenjäger Platz zu machen.
Tornado F.2 ZG 753 „O Bandeirante 3“
Das hier gezeigte Modell repräsentiert eine Tornado F.3 der auf RAF Leuchars stationierten 111th Squadron. Die 1991 ausgelieferte Maschine mit der Kennung ZG 753 hat nach 16 Einsatzjahren ein recht spektakuläres Ende genommen: auf dem Flug von Mount Pleasant auf den Falklandinseln nach RAF Coningby geriet die Maschine 500 Kilometer nördlich von Ascension, also mitten über dem Atlantik, in Brand. Die Besatzung schaffte auf der Insel gerade noch eine Notlandung, die Tornado erlitt dabei allerdings gravierende Schäden. Auf dem Luftweg nach Großbritannien gebracht, wurde die schwer gezeichnete Maschine zum Ausschlachten bestimmt. Der hintere Rumpfteil konnte noch zur Reparatur der Tornado ZE 163 verwendet werden, bevor die Reste schlussendlich Anfang 2010 verschrottet worden sind.
Die Aufschrift „O Bandeirante 3“ am Bug der attraktiv lackierten Maschine bezieht sich auf die Geschichte der traditionsreichen 111th Squadron: 1942 waren Spitfires der „Treble One“ erstmals mit dieser Aufschrift verziert worden, nachdem Geldgeber aus Brasilien die Finanzierung und Anschaffung der Flugzeuge ermöglicht hatten. Der Begriff „Bandeirante“ bezeichnet eine Gruppe von Pionieren und Abenteurern, die in der Geschichte des neuzeitlichen Brasiliens eine zentrale Rolle einnehmen.
Bausatz und Bauprozess
Dieses Modell wurde parallel mit Tornado GR.1 „MiG Eater“ auf Kiel gelegt, daher gleichen sich die Bauerfahrungen beider Projekte in den wesentlichen Punkten. Einen Unterschied macht hier allein die Ausstattung mit den hilfreichen und sehr willkommenen Verfeinerungen aus Ätzteilen und Resin, die dem Eduard Bausatz 11126 „Goodbye Tornado“ beiliegen.
Allerdings helfen selbst Resin Schleudersitze, Ätzteilplatinen für Innen und Außen oder eine neue Bereifung mit korrekt dimensionierten Resin-Rädern über einen wesentlichen Umstand nicht hinweg: dem zugrunde liegenden Bausatz von Revell mangelt es gravierend an Passgenauigkeit, Detailfreude und qualitätvollen Gussteilen!
Über die Unzulänglichkeiten dieser Plastikteile habe ich schon im Bericht über den „MiG Eater“ Bau berichtet, auf den ich, um mich hier nicht zu wiederholen, gerne verweise. Die beiliegenden Bilder des Bauprozesses sollten überdies das hier Angesprochene auch allein recht gut illustrieren können.
Um mit einem Aspekt des Positiven zu enden, das dieser Bausatz auch zu bieten hat: der ausführliche Decalbogen, den Eduard von Cartograph fertigen lässt, bietet wirklich ausreichendes, ausgezeichnetes und damit auch sehr komfortabel zu verarbeitendes Material. Die angebotenen Markierungsvarianten sind noch dazu so attraktiv, dass ich mir für die Auswahl eine ganze Weile Zeit nehmen musste, bevor ich mich endgültig für ZG 753 „O Bandeirante 3“ entscheiden konnte!
© Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer