Übersicht
Artikelbezeichnung: Pz.Beob.Wg.IV Ausf. J
Late/last Prod. with Crew 2 in 1
Maßstab: 1/35
Hersteller: MiniArt
Material: Spritzguss, Fotoätzteile, Decals
Preis: ca. € 45,–
Artikelnummer: 35344
Produktlink: Pz.Beob.Wg.IV Ausf. J
Einleitung
Im Jahr 2020 begann MiniArt aus Kiew mit dem Rollout seiner brandneuen Panzer IV Familie im Maßstab 1/35. Ich darf euch aus dieser Serie in diesem Bericht den Panzerbeobachtungswagen IV Ausf. J in seiner späten bzw. letzten Variante vorstellen.
Panzerbeobachtungswagen IV
Box & Inhalt
Den praktischen, aber etwas dünnwandigen Stülpkarton ziert eine detailreiche Grafik eines Pz.Beob.Wg. IV, der gerade im Kampfeinsatz steht. Die Box ist gut gefüllt mit unterschiedlich großen Spritzgussrahmen. Wer sie aus der umschließenden Zellophanverpackung nimmt, wird sie garantiert nicht mehr darin unterbringen können.
33 unterschiedlich große Spritzgussrahmen in grauem Plastik
Teile für Einzelgliederkette in separater Verpackung
2 Rahmen mit transparenten Teilen
2 Fotoätzteilplatinen
1 Decalbogen
32-seitige, teilweise in Farbe gedruckte Bauanleitung im Format A4
Geschichte des Originals
Die Geschichte des Panzerkampfwagens IV, von dem in allen Varianten über 8.500 Stück gebaut wurden, ist in der Literatur und im Internet sehr gut dokumentiert. Daher beschränke ich mich hier nur auf die Unterschiede zwischen Panzerkampfwagen IV und Panzerbeobachtungswagen IV Ausführung J:
Für die Panzerartillerieregimenter wurde der Panzerbeobachtungswagen IV konzipiert, der ebenfalls wie der ursprüngliche Panzerkampfwagen IV bewaffnet war. Statt der normalen Antenne hatte das Fahrzeug am Heck eine Sternantenne und eine zusätzliche Antenne auf dem Turmdach. Von Herbst 1944 bis Frühjahr 1945 wurden an die Truppe 133 Stück ausgeliefert, allesamt Umrüstungen von Fahrzeugen der Ausf. J.
Der Pz.Beob.Wg. IV hatte die gleiche Kommandantenkuppel wie das Sturmgeschütz III, mit sieben Winkelspiegeln anstelle der fünf Sehschlitze des normalen Panzers IV. Im Turm wurde ein SF 14 Z Scherenfernrohr und im Turmdach ein Sehstab TSR1 eingebaut und ein Orterkompass sowie eine Nachdreheinrichtung im Panzerkastenoberteil montiert. Das Fahrzeug war außerdem mit Artillerie-Plotausrüstung und drei Funkgeräten ausgestattet. Um dafür Platz zu schaffen, wurde das Turm-MG entfernt. Der Pz.Beob.Wg. IV wurde von Wespe- und Hummel-Einheiten eingesetzt.
Die Originalfotos zeigen den Panzer IV in unterschiedlichen Ausführungen und wurden 2011 in England im Tank Museum Bovington und bei der War and Peace Show, sowie 2019 in der Normandie aufgenommen.
Bausatz & Teile
Die Geschäftspolitik des umtriebigen Herstellers aus der Ukraine sieht im Normalfall vor, Panzerbausätze einmal mit und einmal ohne Inneneinrichtung anzubieten. Das macht durchaus Sinn, denn nicht jeder Modellbauer will das Innenleben seiner Modelle zeigen bzw. bauen und kann somit Geld sparen, wenn er sich den Kit ohne Inneneinrichtung kauft. In diesem Fall berichten wir über so einen Bausatz, dem dafür aber fünf Figuren in Winteruniform beiliegen.
Schon bei der ersten Durchsicht fällt sofort auf, dass die Wanne, das Panzerkastenoberteil sowie der Turm nicht in einem Stück gegossen wurden, wie es bei vielen Panzerbausätzen anderer Hersteller üblich ist. Beim Panzerbeobachtungswagen IV von MiniArt wird praktisch das gesamte Modell aus Einzelteilen aufgebaut. Das mag auf so manchen Modellbauer abschreckend wirken – bedeutet es doch, dass sehr exakt gebaut werden muss, um später keine Spalten und/oder Verzug korrigieren bzw. hinnehmen zu müssen. Diese Auslegung hat aber dafür den Vorteil, dass man für den Einbau der Inneneinrichtung genügend Platz zum Arbeiten hat, bevor die Seitenwände angebaut werden. Das spielt zwar in diesem Fall keine Rolle, weil das Innenleben ja fehlt, aber der Hersteller wird nicht zwei Modelle konstruieren.
Der Bau des Panzers beginnt mit der Unterwanne, die rasch zusammengesetzt sein dürfte. Auch der Panzeraufbau besteht aus mehreren Einzelteilen. Wie schon erwähnt, ist auch hier sauberes und genaues Arbeiten notwendig. Hier und am Turm können zwar alle Luken offen angebaut werden, was bei der fehlenden Inneneinrichtung aber wenig Sinn machen würde.
Das Laufwerk ist in Punkto Detaillierung kaum zu überbieten. So sind z.B. auf den Rollwagen die Produktionsnummern und auf den Gummiauflagen der Laufrollen die Herstellerbezeichnung „Continental“ aufgeprägt. An Stützrollen stehen fünf verschiedene Versionen zur Verfügung und bei den Leiträdern kann man aus zwei Arten wählen. Übrigens kann die Aufhängung der Laufrollen beweglich gestaltet werden. Die beiliegenden Ketten wurden natürlich auch sehr detailliert produziert. An manchen Gliedern muss etwas Fischhaut entfernt werden, dafür sind feine Produktionsnummern aufgeprägt. Die Gleisketten können mit den beiliegenden Bolzen, die von zwei Seiten eingeschoben werden, beweglich gebaut werden. Dem Kit liegt auch eine Lehre bei, die den Zusammenbau der Ketten vereinfacht.
Das Kanonenrohr ist einteilig ausgeführt, was eventuell entstehende hässliche Klebenähte von vornherein ausschließt. Bei der Mündungsbremse kann man aus vier Modellen wählen, die sich allerdings nur minimal voneinander unterscheiden. Der Staukasten am Heck des Turms kann geöffnet dargestellt werden und man kann ihn so mit diversem Gerödel füllen. Die Thoma-Schürzen werden aus Fotoätzteilen aufgebaut und werden am fertigen Modell super aussehen. MiniArt hat die Unterschiede zum „normalen“ Panzer IV vorbildlich umgesetzt. Vor allem die Kommandantenkuppel des StuG III inklusive Scherenfernrohr, der Sehstab und die Antennen liegen alle bei.
MiniArt bewirbt den Bausatz mit „2 in 1“ – es kann also die späte und die letzte Ausführung des Panzerbeobachtungswagens IV gebaut werden. Es wird zwar in der Bauanleitung auf Optionen hingewiesen, allerdings ist nicht angegeben, ob es sich nun um eine späte oder die letzte Ausführung handelt, wenn dieses oder jenes Teil verbaut wird. Hier ist man auf gute Literatur bzw. das Internet angewiesen und muss selbst recherchieren.
Dem Bausatz liegt auch ein Spritzgussrahmen mit fünf verschiedenen Figuren in Winteruniform bei. Die Panzermänner machen auf mich einen sehr guten Eindruck – siehe Fotos des gebauten Modells. Der Faltenwurf der Uniform sieht realistisch aus und auch die Köpfe können überzeugen. Gut zu erkennen sind auch Gürtelschnallen, Knöpfe und Mützenabzeichen. Auf Seite 30 der Bauanleitung findet man Bemalungsvorschläge für die Figuren.
Bauanleitung, Decals und Markierungsmöglichkeiten
Die Bauanleitung ist in 98 Abschnitten unterteilt. Die sehr exakten Zeichnungen sind in schwarz, weiß und grau gehalten. Damit ihr euch ein Bild von der Bauanleitung machen könnt, zeigen wir sie hier in Ausschnitten.
Der Decalbogen hält Markierungen für vier verschiedene Modelle bereit. Der Nassschiebebilder wurden von der ukrainischen Firma Decograph gedruckt und macht einen recht guten Eindruck. Der Trägerfilm sieht sehr dünn aus und der Überstand ist nicht besonders groß. Nur unter der Lupe sind minimale Unsauberkeiten zu erkennen.
Auf Seiten 2, 3, 31 und 32 der Bauanleitung findet man die vier farbigen Markierungs- und Bemalungsmöglichkeiten im 4-Seiten-Riss. Durch die gut gemachte farbige Illustration hat man auch schon einen ersten Ansatz, wie man den Panzer altern könnte. MiniArt bezieht sich bei der Farbangabe gleich auf sechs Hersteller, nämlich Vallejo, Mr. Color, AK RC, Tamiya, AMMO MIG, und Mission Models. Folgende Optionen stehen zur Auswahl:
Nicht definierte Einheit, Anfang 1945
Nicht definierte Einheit, Scheibbs, Österreich, Frühling 1945
Nicht definierte Einheit, Frühling 1945
Nicht definierte Einheit, Wien, Österreich, Mai 1945
Gebautes Modell eines Pz.Beob.Wg.IV Ausf. J von MiniArt in 1/35
Bildquelle: MiniArt
Fazit
Auch in der abgespeckten Variante, also ohne Inneneinrichtung, ist der Panzer IV von MiniArt – hier in der Version des Panzerbeobachtungswagens – ein super Bausatz. Mit den vielen Teilen ist der Bastelspaß für eine ganze Weile sichergestellt. Die unglaublich gute Qualität macht diese Zeit dann auch noch zu einem echten Vergnügen. Die im Bausatz befindlichen Fotoätzteile lockern das Plastikkleben auf, sind allesamt sinnvoll und erhöhen den Realismus. Aufgrund der hohen Teileanzahl, der Einzelgliederkette und der teilweise recht filigranen PE-Teile, empfehle ich diesen Bausatz dem erfahrenen Modellbauer.
Aber das ist derzeit leider nur Nebensache. Ich hoffe, dass die Mitarbeiter von MiniArt und ihre Angehörigen den durch nichts zu rechtfertigenden Angriffskrieg Putins den Umständen entsprechend gut überstehen und sie nachher nicht unter der Knechtschaft Russlands leiden müssen.
We stand with Ukraine!
We stand with MiniArt!
Stefan Fraundorfer, April 2022