Little Chief
Modell: Republic P-47D Thunderbolt „Razorback“
Gebaut von: Stefan Fraundorfer
Maßstab: 1/48
Verwendeter Bausatz: Tamiya (61086)
Zubehör:
- .50 Browning M2 barrels, Master (AM-48-002)
- P-47D Razorback SPACE, Eduard (3DL48077)
- P-47D wheels, Eduard (648484)
- P-47D-20 mask, Eduard (EX008)
Prolog
Die P-47D Thunderbolt „Little Chief“ von Tamiya im Maßstab 1/48 wurde in dieser Markierungsvariante bestimmt schon tausendfach gebaut. Kein Grund für mich, es nicht auch zu tun – die Jug mit dieser fantastischen nose art musste einfach in meiner Vitrine stehen.

61st Fighter Squadron der 56th Fighter Group
Über die Republic P-47 Thunderbolt gibt es umfangreiche Publikationen in gedruckter Form und im Web, sodass ich mich hier nicht wiederholen möchte. Ein paar Informationen über die 61st Fighter Squadron finde ich aber angebracht, weil die „Little Chief“ zu dieser Einheit gehörte.
Die 61st FS wurde am 15. Januar 1941 in Savannah, Georgia, als 61st Pursuit Squadron als Teil der 56th Pursuit Group aufgestellt. Die Einheit begann sofort mit dem Training für seine Kriegseinsätze und flog dabei die Typen Seversky P-35, Curtiss P-36 Hawk, Bell P-39 Airacobra und Curtiss P-40 Warhawk. Ab 7. Dezember 1941 verstärkte sie die Verteidigung des Südostens der Vereinigten Staaten vor erwarteten feindlichen Luftangriffen, während sie auf die Republic P-47 Thunderbolt umstieg und sich auf den Einsatz in Übersee vorbereitete.
Am 15. Mai 1942 wurde die Einheit in 61st Fighter Squadron umbenannt und am 9. Januar 1943 zum RAF-Stützpunkt Kings Cliffe in England verlegt. Zwei Monate später wurde sie für einsatzbereit erklärt und flog am 13. April ihre ersten Kampfeinsätze. Die Staffel erhielt den Rumpfcode „HV“ und operierte während des Krieges von mehreren RAF-Stützpunkten aus. Sie flog die P-47 Thunderbolt als Bomber-Begleiteinheit des VIII Fighter Command, zunächst für die B-17 Flying Fortress und ab 1944 für die B-24 Liberator, die feindliche Ziele im besetzten Europa angriffen.
Von 1943 bis 1945 zerstörte die 61st FS 248 Flugzeuge in der Luft und 67 am Boden, und sie brachte 19 Fliegerasse hervor, mehr als jede andere Staffel in Europa. 1944 war sie die erste Jagdstaffel auf dem europäischen Kriegsschauplatz, die über 100 Luftsiege errang. Am 5. August 1944 musste sie ihren schwärzesten Tag hinnehmen: Acht Flugzeuge der 61st FS griffen einen Personenzug in der Nähe des holländischen Dorfes Beilen an. Nach mindestens sechs Angriffen wurde der Zug zerstört, 141 niederländische Zivilisten zum Teil schwer verletzt und 43 getötet, darunter auch Kinder (Quelle: Wikipedia). Hier bleibt nur eines zu sagen: „Verflucht sei Krieg, verflucht das Werk der Waffen.“ (Li Tai Po)
Nach Kriegsende in Europa wurde die Staffel in England demobilisiert und am 18. Oktober 1945 als Verwaltungseinheit deaktiviert. Die „Little Chief“ wurde von 1st Lt. Frank W. Klibbe geflogen, der sieben Luftsiege erringen konnte.
Zu Bausatz und Bauprozess
Tamiyas P-47D „Razorback“ lässt sich sehr angenehm bauen – alles passt wunderbar zusammen, nur auf der Unterseite der beiden Rumpfhälften musste ich ein wenig nacharbeiten. Das Cockpit ist eigentlich sehr gut detailliert und fast zu schade, um viele Teile davon abzuschleifen und durch 3D-Decals von Eduard zu ersetzen. Aber das Ergebnis spricht letztlich doch für diese Maßnahme, weil der Arbeitsplatz des Piloten dadurch super detailliert wird, ohne ein Meister in der Mikrobemalung sein zu müssen.
Den 18-Zylinder-Doppelsternmotor Pratt & Whitney R-2800 „Double Wasp“ habe ich mit Zündkabeln etwas aufgepeppt, die auch nach dem Einbau in die Cowling noch halbwegs gut sichtbar sind. Das Fahrwerk wurde mit Bremsleitungen aus Draht aufgewertet und die Rohre der 12,7-mm-MGs habe ich durch gedrehte Metallteile von Master ersetzt, was allerdings nicht unbedingt notwendig gewesen wäre – aber man gönnt sich ja sonst nichts.
Nach einem Preshading der Panel Lines und der Nietenreihen erfolgte die Lackierung der Unterseite mit Gunze H82 dunkelgrau, die Oberseite mit H52 Olivgrün, das ich später aufgehellt habe, um so Ausbleichungen an einigen Blechen – vor allem auf den Tragflächen – darzustellen.
Nach einem Überzug mit glänzendem Klarlack wurden die Decals angebracht – der einzige Schwachpunkt dieses tollen Bausatzes. Sie sind leider sehr dick, und auch mit viel Weichmacher wollen sie sich einfach nicht in die Vertiefungen legen. Will man später ein Panel-Line-Washing machen, muss man schon nachhelfen, um ein gutes Ergebnis zu bekommen. Ein paar, vor allem kleine Decals, silbern ein wenig – da habe ich wohl zu wenig Klarlack aufgetragen.
Um dem Modell einen gewissen gebrauchten Look einzuhauchen, habe ich neben dem bereits angesprochenen Washing noch mit diversen Ölfarben gearbeitet, feine Lackschäden mit dem Pinsel nachgeahmt, Abgas- und Schmauchspuren angebracht und das Fahrwerk mit Pigmenten eingestaubt.
Die Zusatzwaffen stammen aus dem Bausatz. Es gibt Originalfotos der „Little Chief“ die sie mit Pylonen für 500 Pfund Bomben zeigen. Ob sie jemals auch die M10 Dreifach-Werfer für die 4,5 Zoll Raketen M8 getragen hat, ist nicht belegt.
Fazit
Der Bau der Thunderbolt war aufgrund der exzellenten Passgenauigkeit das pure Vergnügen und auch die störrischen Decals habe ich letztendlich fast zufriedenstellend hinbekommen. Ich finde der Indianerkopf der „Little Chief“ ist eine der schönsten nose arts, die jemals auf einem amerikanischen Jagdflugzeug angebracht wurde. Vielleicht lasse ich den kleinen Häuptling auch noch die Hauptrolle in einem Diorama spielen – wir werden sehen.
© Modell, Bilder und Text: Stefan Fraundorfer