Revell 04960 - Bell UH-1C 1/35
Übersicht
Hersteller: Revell
Bausatztitel: Bell UH-1C
Artikelnummer: 04960
Maßstab: 1:35
Material: Polysyrol-Spritzguss, Vinylteile, Wasserschiebebilder
Preis: UVP € 39,99
Bezugsquelle: Revell / Fachhandel
Herstellerseite / Shop: 04960
Download: Bauanleitung
Box & Bausatzinhalt
- seitenöffnender Schüttkarton mit Hochglanzdruck ca. 38,5 x 24,5 x 7cm
- 5 mittelgraue Spritzrahmen mit 265 Teilen
- 1 Klarsichtrahmen mit 14 Teilen
- 1 Vinyl Spritzling mit 4 Munitionsgurten
- 1 Decalbogen
- 30-seitige, farbige Bau- und Lackieranleitung
- 2 Info-Blätter (Sicherheitshinweise und Änderung)
Vorwort
Das in weiter Ferne wahrgenommene, typische Geräusch eines „Teppichklopfers“ ist bei mehr als einer Generation untrennbar mit den Hubschraubermodellen von Bell verbunden. Ob nun als Kampfhubschrauber Bell AH-1G oder als Transporthubschrauber und Mädchen für alles, UH-1, spielt dabei keine Rolle. So basieren sie doch auf dem gleichen Antriebssystem mit ihren charakteristischen Zweiblattrotor. Revell erfreut uns mit einer Wiederauflage der UH-1C im Maßstab 1:35, die als MRC UH-1C Gunship bereits vor gut 25 Jahren ihr Debüt feierte.
Vorbild / Historie:
Der Bell UH-1 Iroquois, allgemein auch als „Huey“ bekannt, ist einer der am verbreitetest genutzten und berühmtesten Helikopter aller Zeiten und wird wohl für immer mit seiner enormen Einsatzvielfalt im Vietnamkrieg der 1960er Jahre assoziiert werden. Im Koreakrieg in den frühen 1950er Jahren konnten Hubschrauber in militärischer Nutzung in Missionen wie dem Aufspüren von Artillerie, leichten Transporten und der Evakuierung von Verletzten ihre Einsatzfähigkeit beweisen. Aufgrund der in Korea gemachten Erfahrungen erprobte die US Army im Jahr 1956 bewaffnete Hubschrauber und legte damit den Grundstock für die weitere Entwicklung in dieser Richtung. Zu dieser Zeit war die Firma Bell Aircraft gerade dabei, einen neuen turbinengetriebenen Mehrzweckhelikopter zu entwickeln, das Modell 204 (militärische Bezeichnung: XH-40). Das erste Exemplar dieses Typs absolvierte seinen Erstflug am 22. Oktober 1956. Es folgten zwei weitere Maschinen des Typs XH-40, dann sechs Maschinen des Typs YH-40 und schließlich sechs Vorproduktionsmaschinen des Typs HU-1 im Jahr 1959, in dem ein erstes Los von 173 Stück der Version HU-1A geordert wurde. Der Nachfolger dieser Version war der verbesserte Typ HU-1B, der 1960 zum ersten Mal abhob. Viele Maschinen des Typs A wurden als Trainingshelikopter genutzt, aber 1962 wurden erste HU-1A zum Einsatz nach Süd-Vietnam geschickt, wo sie für Ambulanzflüge und als Mehrzweckhubschrauber eingesetzt wurden. Im gleichen Jahr erfolgte eine generelle Änderung der Bezeichnungen der von der US Army eingesetzten Typen und der Huey erhielt so die neue Bezeichnung UH-1. Im September 1962 wurden die ersten bewaffneten Exemplare des Typs UH-1A an die UTTHC (Utility Tactical Transport Helicopter Company) in Süd-Vietnam überstellt, wo sie unter Einsatzbedingungen getestet werden sollten; ihre typische Bewaffnung bestand aus einem M16 Armament Subsystem, bestehend aus zwei 7,62mm (0,3 in.) gurtgefütterten Maschinengewehren des Typs M-60C Browning und einem XM-157 70mm-FFAR (Folding Fin Aerial Rocket) Raketenbehältern pro Seite, die allesamt an dem XM156/M156 Universal Waffenpylon angebracht waren. Sie gaben Unterstützungsfeuer für unbewaffnete Helikopter sowie Bodentruppen und wurden so zu einem festen Bestandteil jeder taktischen Kampfeinheit. Mit der Einführung der Versionen UH-1B und -C wurde auch die Bewaffnung verstärkt und bestand dann typischerweise aus einer elektrisch angetriebenen M-134 Minigun (7,62 × 51 mm NATO Munition), dem XM-157 70mm-FFAR Rohrstartbehälter mit 7 Raketen, bis hin zum auf jeder Seite einzeln getragenen M3 Behälter mit 24 FFAR Raketen. In Kombination mit einem Mk.8 Visier mussten die Raketen paarweise aus jeder Seite abgefeuert werden, um den Hubschrauber im Gleichgewicht zu halten. Weitere Alternativen umfassten Maschinengewehrbewaffnung im hinteren Kabinenteil und einen an der Nase angebrachten kugelförmigen XM5/M5 Gefechtsturm mit einem 40mm M-5 Granatwerfer. Letztgenannter führte zu den Spitznamen „Thumper“ und „Huey Hog“. Das Zwischenmodell UH-1C war das bewaffnete Hauptmodell für die Army in der Phase bis zur Lieferung seines Nachfolgers, dem Bell AH-1 Hueycobra, der als erster Hubschraubertyp ausschließlich als Kampfhubschrauber ausgelegt war. Auch das US Marine Corps und die US Navy setzten große Stückzahlen an Hueys in Vietnam ein, wobei sie von allen drei Bereichen auch an vielen weiteren Kriegsschauplätzen genutzt wurden. Die Marine-Version UH-1E war im Grunde ein Typ B mit in weiten Teilen Aluminiumskelett und weiteren Verbesserungen. Die Royal Australian Air Force flog ebenfalls Hueys im Vietnamkrieg. Die Weiterentwicklung der verbesserten Versionen schritt rasch voran, und ab Mitte der 1960er Jahre wurden sowohl militärische als auch zivile Versionen weltweit verkauft, die in Lizenz auch von Agusta in Italien, Dornier in Deutschland und Herstellern in Japan und Taiwan gebaut wurden. Viele dieser Helikopter werden noch lange im Einsatz sein. Triebwerk: eine 1.100 WPS starke Lycoming T53 L-11 Wellenturbine, durch die eine Höchstgeschwindigkeit von 193 km/h (120 mph) auf Seehöhe erreicht wird. Quelle: (Revell/Guido Veik)
Der Bausatz
Der Formentausch unter den Herstellern ist ja hinlänglich bekannt. Revell nutzt diese Vorgehensweise mitunter auch zum Wohle der Modellbauer, um Modelle anbieten zu können, die man so nie auf dem eigenen Radar hatte. Revell versteht es auch, die wiederauferlegten Modelle mit einem attraktiven, neuen und in diesem Fall sehr umfangreichen Decalbogen auszustatten.
Jüngere Bastler, die nur noch versenkte Gravuren kennen, werden über die erhabenen Nieten am Rumpf des Hubschraubers überrascht sein. Kein Grund zur Beängstigung, die UH-1C war wörtlich genommen, zusammengenietet. Mit richtigen Nieten, die einen halbrunden Kopf an der Außenhaut erkennen ließen. Hier sind die unzähligen Erhebungen maßstäblich sehr gut wiedergegeben. Nicht zu groß, aber auch nicht zu klein. Auffallend an beiden Rumpfhälften sind die großen Öffnungen der Türen, Triebwerksverkleidungen und der Fenster.
Drei Teile, die das Luftfiltergehäuse ergeben und die zwei Rumpfhälften finden sich auf den Rahmen A. Für einen Maßstab dieser Größenordnung ist die Detaillierung auch heute noch in Ordnung. Besonderes Lob verdienen die mittlere, obere Konsole und das Instrumentenboard. Zwar liegt für alle drei ein schönes Decal bei, ich empfehle aber die Bemalung der wunderbar gravierten Teile, was nicht nur sehr viel Spaß macht, sondern auch noch besser aussieht. Die erhaben gestalteten Gurte der Sitze sind nicht jedermanns Geschmack, jedoch scharf gezeichnet womit man, sofern effektvoll bemalt, zu einem ordentlichen Ergebnis kommen sollte.
Ohne Fischhaut und ohne Versatz sind alle Teile gut abgespritzt. Für den heutzutage angelegten Maßstab dürfte die gesamte Ausarbeitung der Details noch ein bisschen schärfer sein. 25 Jahre Weiterentwicklung im Formenbau kann man hier nicht ganz leugnen. Am ehesten erkennt man diese Entwicklung an den Innenliegenden Auswerfermarken der Türen und am Rahmen C, der bis auf die oben und unten angebrachten Kleinteile von Revell ignoriert wird.
In der Übersicht sind alle Figurenteile und die beiden M60 Maschinengewehre geschwärzt. Gerade die letztgenannten M60 sind hervorragend ausgeführt. Bei den Figuren erlaube ich mir den Vergleich mit einem 25 Jahre alten Jüngling und einem 50 Jahre alten Mann. Faltenwurf und Gesichtsausdruck haben ihre Spuren hinterlassen. Ich gebe als Schulnote für den grauen Spritzguss eine 2 ins Zeugnis.
Die sehr umfangreiche Ausstattung des Modells erlaubt eine sog. „Huey Hog“ Version mit kugelförmigen Gefechtsturm oder die laut Bauanleitung bezeichnete „Box Art“ mit seitlich angebrachter Raketenbewaffnung, wie im Vorbildteil ausführlich beschrieben wurde. Da ein Hubschrauber große Fensterflächen hat, lege ich besonderes Augenmerk auf die Glasteile. Hier fällt die Güte des Glasrahmens gegenüber den restlichen Bauteile etwas ab. Mit feinsten kleinen Kratern auf der Oberfläche versehen, so als ob vor dem abspritzen Ölrückstände in der Form zurückgeblieben wären, sollten die Fenster nachpoliert werden. Anschließend dürfen sie ein Bad in Future nehmen. So behandelt, präsentieren sie sich sicherlich in glasklarer Form. Bauteil F5, der Landescheinwerfer, bedarf etwas mehr Nacharbeit. Im Zentrum beider Teile befindet sich eine klitzekleine Luftblase. Zuerst dachte ich, es handle sich um das Leuchtmittel. Nach genauerem hinsehen, erkannte ich die Blase, die zudem nicht 100% mittig ist. Eine tiefgezogene oder ausgestanzte Glasscheibe eliminiert diesen kleinen Fehler. Am aufwändigsten dürften die Angüsse der halbrunden Fenster im Bug (Bauteil F12 und F13) zu entfernen sein. Sie ragen nämlich in die Glasfläche hinein. Vorsichtiges abschneiden, bei schleifen und polieren ist hier angesagt. Das ist die größte Herausforderung, die das Modell an den Modellbauer stellt.
Sofern man die Triebwerksklappe in geöffneter Position montiert, sollte man das Triebwerk in Eigenregie mit Draht usw. etwas aufwerten. Eine Abstützstange für die Verkleidung muss der Restekiste entnommen werden. Über die allgemeine Passgenauigkeit kann nur ein Bau zuverlässig Auskunft geben. Nach der Ausführung aller Teile sehe ich da aber keine Probleme.
Decalbogen
Die von AirDOC gestalteten Decalbögen sind up to date. Der Trägerfilm ist so dünn wie möglich, die Stärke so dick wie nötig gehalten, womit eine einwandfreie Verarbeitung einhergehen darf. Druck, Schärfe, Rasterung und Farbe sind auf allerhöchsten Niveau. Zudem sind sie zusätzlich leicht seidenmatt gedruckt, womit ich feststellen kann, das es für mich keinen einzigen Punkt als Abzug gibt. Volle 100 dergleichen hat sich dieser Bogen verdient.
Bauanleitung
Bei den mittlerweile bekannten Anleitungen zum Bau von Revell Modellen gibt es bis auf die nicht bezeichneten Bauteile keinen Kritikpunkt. (Diesen Umstand kritisiere ich bei fast allen Herstellern). Auf dem Punkt gebracht, ist die Anleitung für jedermann ein klar verständlicher und zuverlässiger Partner, der einem durch den Bau des Hubschraubers führt. Tipps und Tricks in Form von Piktogrammen, eine Mischangabe für die hauseigenen Farben und für die drei Versionen je eine Doppelseite als Bemalungsanleitung auf den letzten Seiten, sprechen für sich. Dort wird auch der richtige Platz der Decals gezeigt.
Es liegt noch ein Infozettel dabei, auf dem Revell beschreibt, ein Bauteil M50 auf Seite 8 ist aufgrund technischer Änderungen nicht enthalten. Auf dieser Seite wird ganz oben neben dem Vinylspritzling H das Bauteil M50 als schwarzes Rechteck dargestellt. In den ganzen Baustufen findet sich kein Teil dieser Bezeichnung wieder. Diese Info dient nur der Teileüberprüfung.
Markierungsoptionen:
- Bell UH-1C 66-15045, „Shark 045“, 174th AHC, Duc Pho, Vietnam 1970
- Bell UH-1C 66-00670, „The Professional II“, 187th AHC, Tay Ninh, Vietnam 1970
- Bell UH-1C Heavy Hog, „Silly Sexy Sandi“, 187th AHC, Tay Ninh, Vietnam 1969
(Bauanleitung in Auszügen)
Modelldetails
Bildquelle: Revell
Fazit
Es ist sehr erfreulich, dass Revell diesen alten Haudegen (im Original betrachtet) als Modell im 1/35er Maßstab und mit einem super Decalbogen wieder in den Handel brachte. Der Bausatz ist gut detailliert, die Ausrüstung komplett und mit Figuren versehen, ohne das Revell zu letztem Punkt näher eingeht. Die dafür benötigten Unterlagen zum Zusammenbau der Besatzung findet sich im Internet.
Mit ein wenig Nacharbeit der Glasteile lässt sich ein sehr interessantes Modell des „Teppichklopfers“ erstellen. Trotz des Alters von 25 Jahren, hat sich dieser Kit erstaunlich gut gehalten, was 1994 sicherlich an seiner Performance lag. Damals schon auf einen der ersten Plätze, reicht es heute noch allemal für eine Silbermedaille.
Allen Generationen von Modellbauern darf ich dieses Modell sehr empfehlen.
Diese sehr empfehlenswerte Modellneuheit erhalten Sie direkt bei Revell oder im gut sortierten Fachhandel.
Viel Bastelspaß wünschend,
Guido Veik