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Vielen Dank an die Firma ICM für die Bereitstellung dieses Besprechungsmusters.
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Gesamteindruck
Maßstab:   1/35      Teile gesamt:   116      Markierungsoptionen:    4

Model T 1917 Ambulance WWI American Car

ICM  35661

Zielgruppe:
Anfänger
erfahrener Modellbauer
Profi
Verwendung:
Gimmick
Korrektur
Erweiterung / Detaillierung
Diorama-Zubehör
Spritzguss, Kleinserie (short run)
Spritzguss, Stahlform
Spritzguss, Formen-/Technologie-Mix
Verfügbarkeit:
Limited Edition
Serie
Technologie:
Resin, klassischer Musterbau
Resin, 3D-Druck-Technologie
Wasserschiebebilder
Fotoätzteile, metallfarben
Fotoätzteile, bedruckt
Ausstattung:
Resinteile
Masken
Metallteile
Vacu-Teile
Acetatfilm
Vinyl-Teile / -Räder
Begleitbroschüre
Poster / Kunstdruck
Bauanleitung, farbig
Bauanleitung, s/w
Lackieranleitung, farbig
Lackieranleitung, s/w
Sammlerartikel / Zugabe
Aufkleber / Abziehbilder
Auslegung:
Basisbausatz
Bausatz mit Zubehör/Aufwertung
Multimediabausatz
Dual- / Mehrfachbausatz
Bauanleitung
sachlich, zweckmäßig
High End
komfortabel
Download-Option
Konzept
Produktidee:
Wiederauflage
Variante
Formentausch
Neuheit, Erstauflage
Umsetzung:
Spritzguss:
Decals:
Resin:
Qualität
Klarsichtteile:

ICM  35661 - 1/35

Preis: UVP € 23,99 Herstellerseite: ICM ICM Produktseite: 35661 Vertrieb: Glow2B Inhalt: 2 hellgraue Spritzgussrahmen mit 107 Teilen 1 Rahmen mit 9 Klarsichtteilen 1 Decalbogen 16-seitige Bau- und Bemalungsanleitung im Format A5
Einleitung / Historie: Das berühmte Ford Modell T,  wurde mit kleineren Veränderungen von 1908 bis 1927 produziert. Ganze 15 Millionen Stück verließen Fords Werkhallen, was das liebevoll Tin Lizzie getaufte Vehikel lange Jahrzehnte zum meistgebauten Automobil der Welt machte. „Sie können mein Auto in allen Farben haben – Hauptsache es ist schwarz“, dieser und zahlreiche ähnliche Sätze gehen auf den verschrobenen Henry Ford zurück, dessen Fließbandproduktion immerhin die moderne Arbeitswelt revolutionierte. Durch die neue Fertigungstechnik war das Fahrzeug auch für den einfachen Mann erschwinglich und der Ford T wurde vor allem aufgrund seiner Robustheit und seiner unkomplizierten Bauweise, die nahezu jede Reparatur in der heimischen Garage möglich machte (man denke dabei an heutige Automobile...), allgemein hoch geschätzt. ICM hat mit seinem Bausatz eine große Lücke (von noch sehr vielen) im Angebot der Fahrzeuge des Ersten Weltkriegs geschlossen, indem man eine Ambulanz-Version des Ford T, eingesetzt in der amerikanischen und der französischen Armee, als feinst detaillierten, gratfrei gespritzten Spritzgussbausatz im Maßstab 1/35 vorlegt.  Dafür kann man der ukrainischen Firma nicht genug danken. Um allerdings genau zu verstehen, was uns ICM mit seinem neuen Bausatz abliefert, ist es unumgänglich, einige schärfere Blicke in die noch viel zu unerforschte Einsatzgeschichte dieses Fahrzeugs im Ersten Weltkrieg zu unternehmen. Dabei müssen die folgenden Zeilen mit Vorsicht gelesen und allenfalls als Work in Progress verstanden werden, die meiner mittlerweile recht intensiven Beschäftigung mit diesem Fahrzeug entstammt. Als in Europa 1914 der Krieg ausbrach, blieben die Vereinigten Staaten zunächst neutral, was bedeutete, dass Ford nicht an die Kriegsparteien verkaufte. Bald jedoch gelangten die ersten Ford T Modelle nach Europa, erworben von privaten Organisationen. Neben Frankreich setzten alleine die Briten 19.000 Ford T im Ersten Weltkrieg ein und der Ford T wurde auf alliierter Seite zum meistverwendeten Automobil überhaupt. Auch als Krankenwagen wurde Fords Modell T eingesetzt. Standardisierte Aufbauten existierten damals jedoch noch nicht und aus den USA gelangten zunächst ausschließlich die bloßen Fahrgestelle, ausgestattet mit nichts als Rädern, Motor, Motorhaube, Tank und Sitz nach Europa. Die in der britischen Armee verwendeten Ford T Krankenwagen weisen daher bereits auf den ersten Blick eine extreme Vielfalt an unterschiedlichen Aufbauten und Varianten auf. Noch vor dem amerikanischen Kriegseintritt beteiligten sich zahlreiche US-Amerikaner auf alliierter Seite am Krieg gegen die Deutschen. Einige traten in die berühmte Escadrille Americaine, die spätere Escadrille Lafayette, ein und wurden Flieger. Wieder andere zogen die Verwundetenversorgung vor und wurden Krankenwagenfahrer im American Field Service (AFS), eine aus bis zu 2.000 Freiwilligen bestehende Einheit, die, aufgeteilt in zunächst acht Sektionen, mit dem französischen Sanitätskorps den Divisionen an der Westfront und auf dem Balkan zugeteilt wurde, und seit 1915 ihren Dienst versah. Berühmtheiten wie Ernest Hemingway oder Walt Disney befanden sich darunter. Mit dem Kriegseintritt der USA wurden die schließlich 34 Sektionen zählende Einheit in die US Armee integriert. Auch der AFS wurde mit Ford-T Fahrgestellen ausgestattet und ließ hierfür von Pariser Karosseriebauern leichte Krankenwagenaufbauten entwerfen. Diese Aufbauten wiederum bewährten sich derartig gut, dass sie schließlich und endlich doch zu so etwas wie einem Standartaufbau für Ford T Krankenwagen, zumindest für diejenigen in französischen und amerikanischen Diensten, wurden. Dabei war der Aufbau so schmal, dass nur drei anstelle der ansonsten üblichen vier Tragen in die Ford T Ambulanz passten, und so kurz, dass die Handgriffe der Tragen hinten aus dem Aufbau ragten und nur hinter speziellen Stofftaschen verschwanden. Eine Trage wurde mittig auf dem Boden des Fahrzeugs transportiert, die beiden anderen etwas erhöht links und rechts davon auf ausklappbaren Schienen, die bei Nichtbenutzung Raum für zwei Holzbänke machten, welche vier sitzend transportierten Leichtverwundeten Platz bot. Dabei war es nicht unüblich, dass Verwundete auch vorne beim Fahrer oder sogar auf den Kotflügeln sitzend transportiert wurden. Spezialliteratur zum Ford T als Ambulanz im Ersten Weltkrieg ist bedauerlicherweise noch nicht geschrieben worden. Am aufschlussreichsten erweist sich die interessante Geschichte des AFS, die 1920 veröffentlicht wurde und heute sogar online zugänglich ist. Ohne Gewähr lassen sich drei Baustufen im Aufbau der Ford T Ambulanzen erkennen, die grundsätzlich dieselben Maße gehabt haben dürften: Die erste, um 1915/16 im Einsatz stehende war noch mit Leinwand bespannt und seitlich nur bis ca. einem Drittel ihrer Höhe mit Holz verkleidet. Eine zweite Baustufe, eingesetzt 1916 bis 1918, besaß dann bereits aus Holzbrettern gezimmerte Seitenwände. Ein Stoffdach besaßen alle drei. Als die Vereinigten Staaten nun im April 1917 in den Krieg eintraten, lieferte Ford direkt an die US-Armee und die Aufbauten für die Ambulanzen wurden bereits in den Staaten erbaut. Dabei orientierte man sich an der im AFS bewährten Bauform, vereinfachte sie nur dahingehend, dass die Seitenteile nicht mehr aus einzelnen Brettern, sondern aus zusammenhängenden Holzplatten gebaut wurden. Bilder dieser dritten Baustufe kenne ich persönlich erst aus dem Jahr 1918 bzw. von den zahlreichen Nachbauten, die auf erhaltene Ford-T Fahrgestelle gebaut wurden. Doch damit ist dem Variantenreichtum leider noch kein Ende gesetzt. Ford nämlich hübschte auch sein Modell T im Laufe dessen immerhin fast 20 Jährigen Produktionszeit einige Male auf. Bis 1917 sind an der französischen Westfront ausschließlich Ford T Ambulanzen mit Chassis der Baureihe 1910 belegt. Diese besaßen etwas eckigere Kotflügel an den Vorderrädern und eine fünfeckige Motorhaube mit einem Kühler aus Messing (daher auch die Bezeichnung „Brass-Car“ unter Oldtimerliebhabern). Das Ford Modell 1917 jedoch wies gerundete Kotflügel, einen Kühler aus schwarzem Eisen und eine gerundete Motorhaube auf.
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Bisheriges und die ICM-Neuheit: Damit veröffentlicht ICM tatsächlich eine Neuheit. Der Ford T wurde im gängi- gen Maßstab 1/35 von den großen Bausatzherstellern bisher sehr stiefmütter- lich behandelt. Als Spritzgussmodell brachte RPM vor einigen Jahren den Ford T als MG-Fahrzeug, wie er im nahen Osten eingesetzt wurde, sowie als leichten Lastwagen heraus. Die Wahl fiel auf die 1910-Variante. Die Qualität der Kits entspricht allerdings nicht immer heutigen Standarts. Die Firma ARMO bot für diesen Kit dann einen Resinumbausatz zum Ambulanzwagen an, aller- dings mit einem Aufbau der Version (3), wie er für Ford T’s der Baureihe 1910 überhaupt nicht belegt ist. 2008 veröffentlichte die belgische Firma RESICAST dann einen 2013 nochmals überarbeiteten, wunderbaren Resin-bausatz eines 1910 Ford T’s mit Aufbauvariante (2), welcher in dieser Kombi-nation ab ca. September 1916 durch Fotos belegt ist (und nannte ihn ironischerweise „Ford T Ambulance 1917“ – „1916–18“ sollte es statt dessen heißen.). Die Firma ICM macht mit seinem Bausatz RESICAST also weder Konkurrenz noch löst sie den Resinkit ab. Und das, obwohl man im selben Hause bereits seit eini- ger Zeit den Ford T der Baureihe 1910 im Maßstab 1/24 anbietet. Man weiß also genau, was man tut, zudem war der Ford T 1917 schließlich die meist- gebaute Version aller Ford-T Modelle überhaupt. An zwei grauen und einem klaren Spritzrahmen bietet ICM nun den 1917er Ford T mit der vereinfachten Ambulanzaufbauvariante des Jahres 1918 in hervorragender Spritzgussqualität. Allein der 22,5 PS Motor besteht aus acht Einzelteilen, und ist wahrlich zu schade, um unter der nicht ohne chirurgi- schen Eingriff mittels Minisäge offen darstellbaren Motorhaube zu verschwin- den. Die Räder sind bis zum Luftstutzen fein detailliert und wunderbar anzu- sehen. Auch für eine komplette Inneneinrichtung hat ICM gesorgt und weder die aufklappbaren Bänke noch die Klappschienen für die Tragen vergessen. Zwei Tragbaren legt ICM ebenfalls bei (die dritte findet sich im mittlerweile erschienenen Figurenset 35694 WWI US Medical Personnel vom selben Hersteller).  
Unten: Der Schachtelinhalt im Überblick
Unten: CAD-Bilder Quelle: ICM
Unten: Die Klarsichtteile sind hochtransparent und schlierenfrei abgespritzt.
So, ich hoffe, bisher konnte jeder Leser noch folgen ohne abzuschweifen. Der Modellbauer ist es doch auch gewohnt, jede Tiger-Variante bis auf die Niete genau zu recherchieren, nicht wahr? So schlimm ist es gar nicht – wir wiederholen einmal: Ford T Ambulanzen im britischen Diensten – keine Standardauf- bauten bekannt, eine breite Varianz durch Fotos belegt (Welcher Militärhistoriker mit viel Zeit und Muße nimmt sich dieser Frage an?); Ford T Ambulanzen in französischen Diensten – ich kenne nur Aufnahmen des AFS’, hier existierten drei Baustufen, was den Aufbau angeht: (1) Leinwand (1915/16), (2) Holzbretter (1916/17), (3) Holzplatten (1918). Variante (3) wurde so auch an die französische Armee geliefert. Dabei wurde für (1) und (2) das Ford T-Chassis 1910 verwendet, Aufbauvariante (2) sind auf Mod. 10 und Mod. 17 Fords belegt und Variante (3) ausschließlich auf Ford T der Baureihe 1917. Was uns ICM nun hier vorlegt, ist die Aufbauvariante (3) auf einem Ford T 1917 Fahrgestell.  Diese Fahrzeuge sind für das Jahr 1918 belegt.
Bauanleitung: Der Aufbau ist in 59 Schritten in der schwarz-weiß gehaltenen Bauanleitung klar anhand von Explosionszeichnungen nachvollziehbar. Bemalungshinweise liegen in Farbe für drei amerikanische und ein französisches Fahrzeug bei und werden von Farbangaben für die Systeme von Revell und Tamiya sowie durch einen kleinen, sauber gedruckten Decalbogen ergänzt.
sehr empfehlenswert ! I I