Special Hobby SH48203 - Grunau Baby IIB/Nord 1300 'Over Western Europe'

Übersicht
Hersteller: Special Hobby
Bausatztitel: Grunau Baby IIB/Nord 1300 ‚Over Western Europe‘
Artikelnummer: 48203
Maßstab: 1:48
Material: Polysyrol-Spritzguss, Wasserschiebebilder
Teile gesamt: 28
Preis: UVP € 15,99
Bezugsquelle: Fachhandel
Herstellerseite: 48203
Download: Manual
Vertrieb: Glow2B
Box & Bausatzinhalt
- stabile Stülpdeckelschachtel
- 1 hellgrauer Spritzrahmen mit 27 Teilen
- 1 Klarsichtrahmen mit einem Teil
- 1 Decalbogen
- 8-seitige, ca. A4 große, farbig Bau- und Lackieranleitung
Vorwort
Als dritter Hersteller einer Grunau Baby im 1/48er Maßstab, nach einem Resin- und einem Spritzgussmodell von Fly, offeriert die rührige Firma Special Hobby aus Prag nun diesen Klassiker der Schulungsmaschinen. Weltweite Verbreitung fand die Konstruktion von Edmund Schneider aufgrund ihrer Vorgaben, leicht von flugbegeisterten Mitgliedern der Segelflugvereine nachgebaut zu werden.
Vorbild / Historie:
Das Schulflugzeug Grunau Baby IIB wurde vor und während des Zweiten Weltkriegs zum beliebtesten Segelflugzeug der Welt, und es wird geschätzt, dass die Produktion insgesamt etwa 6000 Flugzeugzellen ergab. Seine Designer waren E. Schneider, W. Hirt und H. Kromer, alle erfahrene Segelflugdesigner, die beschlossen hatten, in Schneiders Fabrik in Grunau, Schlesien (Jeżôw Sudecki, heute in Polen) ein neues, sicheres und zuverlässiges Trainingsflugzeug zu bauen. Der Prototyp ESG31 (der für Edmund Schneider Grunau stand, der erstmals 1931 geflogen wurde) wurde zum Vorfahren eines völlig neuen Segelflugzeugtyps mit den Merkmalen eines Rumpfes mit sechseckigem Querschnitt und eines mit Sperrholz und Stoff überzogenen Flügels mit zwei Holmen und Gö535-Tragflächen. Die verbesserten Produktionszellen wurden Grunau Baby genannt, bald gefolgt von der 1. Serie. Mit Erfolg wurde das Baby in New York und während der Rennen in den USA vorgeführt. Der Rumpf des Grunau Baby II wurde um 60 cm verlängert, der Nasenabschnitt angepasst und einige andere Verbesserungen vorgenommen. Erstmals 1933 geflogen, wurde es sogleich in die Produktion eingeführt. Die während des Betriebs der Segelflugzeuge gesammelten Erfahrungen spiegelten sich in der Konstruktion weiterer Varianten wieder. 1935 hatte das Grunau Baby IIa Flügelluftbremsen. Das 1936 am meisten produzierte Grunau Baby IIb, das 1936 auf den Markt kam, hatte einen neuen Brems-Typ, eine Schempp-Hirth-Sturzflugbremse, dass sich sowohl über als auch unter den Flügeloberflächen erstreckte. Das Grunau Baby IIb wurde auch für die junge Luftwaffe als Haupttrainingsgleiter ausgewählt. Diese Maschinen wurden in Deutschland in Massen gebaut, während viele andere Länder ebenfalls Lizenzrechte erwarben (die Niederlande – hergestellt von Fokker, Frankreich – Nord, Brasilien, Großbritannien – EoN und Slingsby, Schweden). Auch Segelflugvereine rund um den Globus bauten dieses Segelflugzeug. Während der Kriegszeiten wurde die Produktion auch in der ehemaligen Tschechoslowakei eingeführt. Die Hauptlieferanten waren die Petera-Fabrik in Vrchlabi und Kochman in Kralupy nad Vltavou. Die Produktion wurde auch nach dem Krieg fortgesetzt und das Baby IIb – Version spielte eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des Segelfliegens in der Tschechoslowakei. Die weitere Entwicklung des Designs brachte einige neue Funktionen mit sich, da durch die verschiedenen Cockpitkanzeln einige weitere Änderungen an der Flugzeugzelle vorgenommen werden mussten. Edmund Schneider, der Vater des Projekts, wanderte nach Australien aus, wo er mit der Produktion verbesserter Baby 3 und Baby 4 Segelflugzeuge begann.
Technische Daten: Spannweite: 13,57 m, Länge: 6,09 m, Sinkgeschwindigkeit: 0,85 m/s bei einer optimalen Geschwindigkeit von 55 km/h, max. Geschwindigkeit: 160 km/h

Der Bausatz
Dem einzelnen mittelgrauen Rahmen, mit seinen 27 Teilen, gönnt Special Hobby eine, in Relation zum Bausatz gesehen, großzügige Verpackung. Die stabile Schachtel ist durch ihr Design sofort als Bausatz aus der Prager Modellbauschmiede erkennbar. Eine in britischen Diensten stehende Grunau Baby in beige ziert das Deckelbild. Leider ist der Pilot wie dargestellt nicht Inhalt vom Bausatz. Mit Folie geschützt, sind alle drei Komponenten, beide Rahmen und der Decalbogen gegen Beschädigungen eingetütet. Ein auf das reine Fliegen hin konstruiertes Fluggerät kommt im Modell mit erstaunlich wenig Bauteilen aus. Die durch die Formenhälften bedingte, an einzelnen Bauteilen sichtbare Fischhaut ist dank des stabilen Kunststoffes schnell entfernt. Jedoch ist große Sorgfalt beim Entfernen des überschüssigen Plastiks am Schleifsporn angebracht, damit dieses filigrane Teil nicht abbricht. Bodenplatte, Sitzkissen, rechts angebrachte Seitentasche, linke Konsole mit Auslösehebel für das Schleppseil und wahrscheinlich dem Hebel für die Luftbremsen, Fußpedale, Cockpittrennwand und der Steuerknüppel werden nach dem bemalen als Cockpitbestandteile mit beiden Rumpfhälften verklebt. Alle Teile sind wohl proportioniert und dem Original entsprechend mit wenigen, aber schönen Details versehen. Durch die Bauweise aus beplanktem Sperrholz, weist der Rumpf außen eine glatte Oberfläche auf. Seine charakteristische Sechseck-Form ist sehr gut getroffen. Das Kopfpolster, die Landekufe und die Abdeckung für und mit dem Instrumentenbrett schließen vorab die Baumaßnahmen des Rumpfes ab. Leider sind für Anzeigen der Fluglage keine Decals als Instrumente dabei. Gewiss sind die fünf Anzeigen als Gehäuse sehr sauber graviert, lassen aber alle Zeiger und Unterteilungen vermissen. Und schon folgt die Montage des Profillosen Höhen- und Seitenleitwerks. Feinste Rippen zeigen sich auf den Steuerflächen in der an Fachwerkskonstruktionen erinnernden Struktur derselbigen. Gleichzusetzen ist der zweigeteilte Flügel, dessen Querruder separat beiliegen. Wobei sich mein Unterteil in Flugrichtung gesehen rechts ganz leicht nach oben, und links ebenso leicht nach unten geformt hat. Der absolut formtreue Oberflügel kann dies mit Sicherheit nicht kompensieren. Einer kleinen Wärmebehandlung unterzogen, gibt der Unterflügel leicht nach. Abgestrebt mit je einem Stiel zum Rumpf hin, ist das gesamte Flugwerk fertig. Mittels eines Drahtes stellt man auf Baustufe 16 das eingezeichnete Steuerseil vom Seitenleitwerk dar. Zwei kleine, 0,3 mal 2,2 mm Stangen dienten sicherlich als Griffe der Bodenmannschaft beim rangieren am Boden. Zuvor wird das einzige Glasteil auf die Öffnung des Cockpits geklebt. Ganz clever gelöst, bildet der untere Rahmen vom Klarsichtteil, der die kleine gewölbte Windschutzscheibe trägt, die seitliche Cockpitverkleidung bis zur Trennwand nach. Die zwei beidseitigen, ca. 2,2 mm runden Fenster als Lichteinfall der Instrumententafel genutzt, können mit erstgenannter einfachst vor dem lackieren abgeklebt werden. Ich hätte mir die Scheibe etwas dünner gewünscht, aber da meckere ich schon auf hohem Niveau herum. Ob das mittig vor der Scheibe anzubringende Bauteil 15 als Geber für den Gierwinkel fungiert, kann ich nur vermuten. Dazu fehlt mir Leider die Expertise.
Bauanleitung
Auf einem dicken Papier erinnern mich die Anleitungen eher an Broschüren. Special Hobby lässt da gar nichts anbrennen. Vorbildlich gegliedert, dank der farblichen Darstellung im richtigen Farbton der zu verbauenden Teile, ist eine Verwechslung ausgeschlossen. Als Farbhersteller werden sieben Gunze Farben angegeben. Die erste Seite ist bekanntermaßen mit dem Deckelbild versehen, darunter die zwei Texte in tschechischer und englischer Landessprache zum Typ abgedruckt. Auf den letzten drei Seiten zeigt die Anleitung von allen Seiten die Bemalung des Gleiters. Allesamt sind in beige gehalten, wohin gehend die französische und spanische, dank ihres in den Nationalfarben lackierten Seitenruders, für etwas Farbe und Freundlichkeit sorgen. Wo die Wasserschiebebilder anzubringen sind, wird klar verständlich auch hier gezeigt.
Markierungsoptionen:
- Grunau Baby, VD204, RAF White Waltham, Great Britain, ‚1951Flight Training Centre), Bourget-du-Lac, Savoie, France, 1951
- Grunau Baby, no. 17, CEVM (Centre d‘ Entraînement au Vol en Montagne / Mountain, Flight Training Centre), Bourget-du-Lac, Savoie, France, 1951
- Grunau Baby, EC-MEO, Escuela de Vuelo sin Motor (Gliding School), Monflorite, Spain, 1962. This aircraft was flown over to Sevilla – Tablada airfield in June 1962 by Sebastian Almagro Canstellanos, a famous Spanish glider pilot, two-time worldchampion in glider aerobatics and the owner of FAASA Aviation Company.
Decalbogen
Rasterung, Druck, Schärfe und Farbintensität sind auf aktuellem, sehr hohem Niveau. Ein ganz dünner Trägerfilm verlangt bei dem Anbringen etwas Umsicht. Dafür schmiegen sich die Decals ganz eng an die Konturen der Oberfläche an. Genau die Eigenschaften, die wir Modellbauer besonders lieben.

gebautes Modell:
Bildquelle: Special Hobby
Fazit
Eine etwas dünnere Scheibe und ein leicht verzogener Unterflügel trüben ein bisschen die ansonsten zu vergebende Schulnote 1. Die leidige Frage nach Gurten muss der Modellbauer selbst beantworten. Weder in Form von Decals oder Fotoätztechnik liegen welche bei. Es wäre ein leichtes gewesen, aus dem großem Fundus der Tschechen hier für Abhilfe zu sorgen. Vielleicht läge die Lösung darin, einen Piloten wie auf dem Deckelbild beizugeben. Als Kind habe ich nur Flugzeugbausätze gekauft, die ein „Manschgerl“ im Kit hatten.
Diesen Kit hätte ich aber auch ohne Figur gekauft. Viel zu schön, um nicht beachtet zu werden. Nach Fly der zweite Hersteller, der eine Grunau Baby IIB als Spritzguss-Kit in seinem Portfolio bereitstellt. Mit diesem Kit setzt sich Special Hobby an die Spitze der „Babys“
Diesen sehr zu empfehlenden und an alle Modellbauer gerichteten Bausatz erhalten sie im gut sortierten Fachhandel.
Garantierten Bastelspaß wünscht
Guido Veik
(Februar 2021)
