Special Hobby SH72418 - SIAI-Marchetti SF-260M/AM/W 1/72
Box & Bausatzinhalt
- hochglanzbedruckte Schüttbox
- 4 graue Spritzrahmen mit 68 Teilen
- 1 transparenter Spritzrahmen mit 2 Teilen
- 1 Decalbogen
- 12-seitige, farbig gedruckte Bau- und Lackieranleitung in A4
Vorwort
Mit der SF-260 hat Special Hobby ein lange ersehntes Muster auf den Basteltisch gebracht. Zwar gab es 1/72er und 1/48er Kits bereits als Spritzguss-Version von KP und als Resin-Bausatz von der hauseigenen Special Hobby Tochter Planet Models, aber im ersten Fall war die Qualität nicht mehr zeitgemäß und ein Vollresin-Kit ist bekanntlich nicht die erste Wahl für die meisten Modellbauer. Vorliegend nun die Erstveröffentlichung der SH SF-260 in 1/72, von welcher auch bereits die 1/48er angekündigt wurde. Werfen wir nun einen Blick auf den Winzling:
Vorbild / Historie:
In den frühen 1960er Jahren begann der italienische Flugzeugkonstrukteur Stelio Frati mit der Arbeit an einem neuen dreisitzigen Entwurf für ein kunstflugtaugliches Sport- und Reiseflugzeug. Zusätzlich sollte es neben Kunstflugfähigkeiten auch Flugeigenschaften besitzen, die den damaligen Kampfflugzeugen ähnelten, um als Trainer für Militärpiloten eingesetzt werden zu können. Das Konzept stützte sich stark auf Fratis frühere Projekte, darunter den strahlgetriebenen Caproni Trento F-5-Trainerprototyp und das zweisitzige Kunstflugzeug Aviamilano Falco. Mit letzterem teilt sich die S.260 das Flügelprofil und Teile des Strukturdesigns. Das geplante Flugzeug, das ursprünglich aufgrund der Leistung seines Triebwerks als F.250 bezeichnet wurde, war Fratis erstes Ganzmetallflugzeug.
Der Erstflug erfolgte durch Aviamilano am 15. Juli 1964. Im Anschluss kaufte SIAI-Marchetti die Konstruktionsunterlagen und startete die Serienproduktion unter eigener Firmierung. Schon bald nach Produktionsbeginn erfreute sich die SF.260 bei Militärkunden großer Nachfrage, da sie flexibel sowohl als Militärtrainer, oder, mit Außenlastanschlüssen, als leichtes Bodenangriffsflugzeug verwendet werden konnte. Dies führte dazu, dass zwischen 1964 und 1984 die Mehrzahl der Kunden die Luftwaffen verschiedener Länder waren und wegen der diesbezüglichen Auslastung der Produktion nur wenige Privatpiloten die Gelegenheit hatten, das Flugzeug zu erwerben. 1997 wurde SIAI-Marchetti durch Aermacchi und 2017 durch Leonardo übernommen, welche die Produktion weiterführten. In den USA wurde das Flugzeug unter dem Namen Waco Meteor vertrieben, hatte aber nichts mit der Firma Waco zu tun. Die SF-260 wird bis heute als Militärtrainer, als Basis-Trainer für den Instrumentenflug sowie für die Kunstflugschulung eingesetzt. In den USA ist sie zudem ein beliebter Air-Combat-Fighter.
Bildquelle: © Jeroen Stroes Aviation Photography via WIKIMEDIA
Der Bausatz
Holt man die Folienverpackung der Teile aus dem attraktiv gestalteten Schüttkarton, realisiert man erst einmal, dass die SF-260 ein wirklich kleines Maschinchen ist. Dies hielt das Special Hobby Design-Team nicht davon ab, einen gut detaillierten Bausatz mit 70 Teilen zu erschaffen. Diese verteilen sich (bei vorliegender Variante) auf fünf kleine Spritzrahmen. Der Klarsichtrahmen ist natürlich zusätzlich verpackt, was ebenfalls für den Decalbogen gilt. Zusammen mit der Bauanleitung wäre dann der neue Bausatz auch schon komplett.
Wie von vielen Special Hobby Bausätzen gewohnt, ist auch dieser Bausatz ein typischer Vertreter des Technologie-Mix Formenbaus. Der Rahmen mit den Hauptkomponenten (Rumpf, Tragflächen etc.) ist in klassischer Kleinserientechnologie hergestellt, die beiden Rahmen mit den Antennen und Außenlasten, sowie der „große“ mit dem Interieur, Fahrwerk und Flügeltanks, stammt aus einer modernen Metallform. Alle Teile liefern sehr überzeugende Oberflächen und gut umgesetzte Details. Blechstöße, Wartungsklappen und Zugänge sind scharfkantig und fein umgesetzt. Sinkstellen sind keine erkennbar, Grate gibt es (technologiebedingt) am Spritzrahmen A. Die Steuerflächen sind fest angegossen und in Neutralstellung dargestellt. Bauerleichternde Passzapfen wurden an den Rumpfhälften berücksichtigt; die Tragflächen bestehen aus einem Guss, was uns die korrekte V-Stellung der Flügel bereits vorgibt. Scharfe Hinterkanten sind sowohl hier, als auch an Höhen- und Seitenruder zu finden. Das Cockpit besteht aus 13 Einzelteilen und ist zusammen mit den strukturierten inneren Rumpfseiten gut umgesetzt. Der Cockpitboden und die Instrumententafel (drei verschiedene sind vorhanden) machen wirklich einen sehr guten Eindruck. Letzteres wird mit den jeweiligen Decalelementen der Instrumente vervollständigt. Apropos Decals, dankenswerter Weise hat Special Hobby die umfangreichen Gurte mit auf den Bogen gepackt. Somit ist der Bausatz in dieser Basis-Version erstmal komplett. Keine Frage, die Enthusiasten unter uns werden natürlich zu realistischer wirkenden Ätzteil-Gurten greifen. Aufpassen muss man aber allemal beim Zusammen- bzw. Einbau des Cockpits. Empfehlenswerterweise sollten alle drei Führungsstege an den Rumpfhälften entfernt werden und das Cockpit von unten in den bereits verklebten Rumpf eingeklebt werden. Anderenfalls wird es knifflig und für Anfänger nicht wirklich lösbar. Der Motor, besser gesagt die ersten Zylinder dessen als Relief, ist nur durch die Kühllufteinlässe zu sehen, was bei diesem kleinen Modell auch völlig ausreichend ist. Versionsspezifische, zweiteilige Hauptfahrwerksräder, das leider nur als Ganzes ausgeführte Bugrad, auch innen strukturierte Fahrwerksklappen, die Tiptanks und Antennen, vervollständigen auch schon den Außenbereich. Die Raketenwerfer für den irischen Waffentrainer (Camo C) natürlich optional. Bleibt nur noch der transparente Spritzrahmen mit der Kabinenhaube. Diese ist leider nur einteilig ausgeführt. Wer sie zur offenen Darstellung mit einer Microsäge zerteilen möchte, sollte aber die Materialstärke bedenken. Ansonsten ist sie hochtransparent und absolut schlierenfrei abgespritzt. Das passende Maskenset ist bei Special Hobby bereits unter der Artikel-Nr.: M72011 erschienen.
Bauanleitung
Die Bauanleitungen von Special Hobby sind in der Regel mit die Besten, die unser Hobby zu bieten hat! Schön umgesetzt ist auch die der kleinen SF-260. Auf alles wird explizit eingegangen, ob Versionsunterschiede, zu beachtende Bauschritte oder Bohrungen; und alles natürlich in Farbe. Trotzdem ist sie in manchen Bereichen etwas ungenau und fordert Trockenpassungen (vor dem Lackieren der Einzelteile) von Cockpit und Raketenwerfern. Der Hinweis auf ein Buggewicht wurde nicht vergessen. Als Farbreferenz wird Mr.Hobby (Gunze) angegeben.
Markierungsoptionen:
- SF-260M, „weiße 20“ der Belgischen Luftwaffe, in Sonderlackierung anlässlich der 250.000 Flugstunde der Sf-260 in Belgien, 2003
- SF-260AM, „schwarze 70-63“ der Italienischen Luftwaffe in Sonderlackierung, anlässlich der Außerdienststellung im Jahr 2009
- SF-260W, „weiße 226“ der Irischen Luftwaffe, von 1993 bis 2004
Decalbogen
Der Bogen Wasserschiebebilder ist gut und auf dünnem Träger gedruckt. An einigen Stellen ist ein minimaler Versatz zu erkennen, der am Modell aber nicht auffallen wird. Einen Hinweis auf den Hersteller gibt es nicht, nachdem aber selbst kleinste Beschriftungen unter der Lupe lesbar sind, ist es Siebdruck mit sehr guter 0,1mm Auflösung.
Modelldetails
Bildquelle: Special Hobby
Bereits erschienenes Zubehör:
Lackiermasken
Fazit
Lange mussten wir Modellbauer auf einen modernen Spritzgussbausatz der SF-260 warten, doch Special Hobby hat uns auch diesen Punkt auf unserer Wunschliste streichen lassen. Die vorerst veröffentlichte kleine Variante des Modells ist dem erfahrenen Modellbauer ans Herz zu legen. Als Schwachkunkt könnte man auch die einteilige Kabinenhaube sehen, was beim kommenden 1/48er Modell hoffentlich geändert wird.
Happy Modelling,
Thomas Schneider
(Dezember 2020)