Übersicht
Artikelbezeichnung: Spitfire Mk.I early, ProfiPack
Maßstab: 1/48
Hersteller: Eduard – Model Accessories
Material: Spritzguss, Fotoätzteile, Masken, Decals
Preis: ca. € 29,–
Artikelnummer: 82152
Produktlink: Spitfire Mk.I early
Download: Bauanleitung
Einleitung
Im Vorjahr brachte die tschechische Modellschmiede Eduard die Spitfire Mk.I bzw. Mk.Ia brandneu im 48er Maßstab als limitierte Auflage in die Händlerregale. Wie bei diesem – und den meisten anderen Herstellern üblich – werden die Formen für alle möglichen Varianten verwendet und der Bausatz in anderen Ausprägungen herausgebracht. Die aktuelle Ausgabe der Spitfire von Eduard ist ein ProfiPack mit Fotoätzteilen, Abdeckmasken und sieben Markierungsoptionen.
Spitfire Mk.I early
Box & Inhalt
Eduard hat vor kurzer Zeit das Layout der Bausatz-Boxen geändert. Die Farben Gold (oder gebürstetes Messing?) und Schwarz rahmen nun das Deckelbild eines ProfiPacks ein. Die Box-Art an sich ist schon fast fotorealistisch – nur an den Piloten im Vordergrund erkennt man, dass sie computergeneriert ist. Der Inhalt des Kits setzt sich wie folgt zusammen:
6 Spritzgussrahmen in dunkelgrauem Kunststoff
1 Rahmen mit den Klarsichtteilen
1 Fotoätzteilplatine
1 Bogen Abdeckmasken
2 Decalbögen
20-seitige Bau- und Bemalungsanleitung im Format A4
Geschichte des Originals
Hier ein paar Worte zur Mk.I: Der Spitfire-Prototyp flog erstmals am 5. März 1936. Schnell wurde deutlich, dass die neue Konstruktion der zum damaligen Zeitpunkt beste britische Jäger werden würde. Im Gegensatz zum Konkurrenten Hawker Hurricane schien die Spitfire genügend Verbesserungspotential zu haben. Bei Vickers war schnell klar, dass die erste Bestellung von 310 Flugzeugen erst der Anfang einer langen Serie werden sollte, so wurde zusätzlich zu den bestehenden Fertigungslinien in Woolston eine neue Fabrik bei Castle Bromwich gebaut, um dort Spitfires zu fertigen.
1938 zahlte sich ihr Vorausdenken aus, als das Luftfahrtministerium 1.000 zusätzliche Spitfires bestellte. 1939 folgten noch vor dem Ausbruch des Krieges Bestellungen über 200 bzw. 450 Stück. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs waren insgesamt 2.160 Spitfires bestellt oder bereits ausgeliefert.
Die Fabrik in Woolston begann Ende des Jahres 1937 mit der Serienfertigung der Spitfire Version 1 (Mk.I). Ab August 1938 waren die ersten Staffeln der Royal Air Force einsatzbereit. Die Mk.I wurde ursprünglich von einem Merlin-Mk-II-Motor mit 1.030 PS angetrieben, der auf einen zweiblättrigen hölzernen Propeller mit festem Anstellwinkel arbeitete. In dieser Konfiguration wurden jedoch nur 77 Exemplare geliefert, danach wurde ein dreiblättriger Metall-Verstellpropeller der Firma de Havilland eingebaut, der zwischen zwei verschiedenen Luftschraubensteigungen umgeschaltet werden konnte. Obwohl sich das Gewicht der Luftschraube von 41,5 kg auf 175 kg erhöhte, ergab sich eine Leistungssteigerung. Die Rollstrecke beim Start verringerte sich von 382 m auf 291 m. In 6.000 m Höhe steigerte sich die Höchstgeschwindigkeit von 577 km/h auf 584 km/h. Die Dienstgipfelhöhe stieg von 9.400 m auf 10.450 m.
Zu Beginn des Krieges waren nur wenige Einheiten der RAF mit der Spitfire ausgerüstet. Während die Hurricane über Kontinentaleuropa zum Einsatz kamen, wurden die leistungsfähigeren Spitfires vom Chef des britischen Fighter Command, Hugh Dowding, für die bevorstehende Verteidigung Englands zurückgehalten. Bis zum Beginn der Luftschlacht um England im Juli 1940 hatte sich die Nachschublage soweit verbessert, dass nun 19 Staffeln über Spitfires verfügten und 27 über Hurricanes. Als die Schlacht um England im Oktober geschlagen war, hatte die RAF 565 Hurricanes und 352 Spitfires verloren.
Inzwischen hatten die britischen Fabriken aber ihre maximale Produktionsleistung erreicht und die Materialverluste konnten recht einfach ersetzt werden (die Piloten allerdings nicht). Die Produktion der Hurricane als Frontjäger wurde zugunsten der Spitfire heruntergefahren. Insgesamt wurden von den 2.160 bestellten Mk.I 1.583 Stück ausgeliefert, bevor die Produktion auf die neue Version Mk.II umgestellt wurde. (Quelle: Wikipedia)
Alle Aufnahmen der Originalmaschinen zeigen die Spitfire in verschiedenen Ausführungen.
Bausatz & Teile
Es ist schon sensationell, was die tschechische Modellschmiede Eduard bei ihren Neukonstruktionen in Punkto Qualität zu Stande bringt. Allein beim Betrachten der Teile auf den Spritzgussrahmen möchte man am liebsten sofort mit dem Bau der Spitfire beginnen. Eine wunderschöne, extrem detaillierte Oberflächengestaltung mit sauberen Blechstoßlinien und feinsten Nietenreihen (auch erhabene) zeichnet diesen Bausatz aus.
Der Spritzguss ist als fast perfekt zu bezeichnen – da gibt es keine Fischhaut, Gussgrate oder Formversatz. Nur an den Auspuffstutzen konnte ich deutliche Sinkstellen ausmachen, diese sollten unbedingt bearbeitet werden. Auch kleinste Teile sind überzeugend detailliert, akkurat und scharfkantig wiedergegeben. Die wenigen Auswurfmarkierungen sind bei Eduard immer so platziert, dass sie nach dem Zusammenbau nicht zu sehen sein werden. Das erspart Spachtel- und Schleifarbeit.
Die Seiten drei und vier der Bauanleitung widmen sich dem herausragend detaillierten Cockpit, das mit den beiliegenden, bereits farbig lackierten PE-Teilen für das Instrumentenbrett und die Sitzgurte super aussehen wird. Als Alternative zu den Fotoätzteilen könnten die Anzeigen auch mittels Decals dargestellt werden, das wäre für mich aber die zweite Wahl. Selbstverständlich kann das Kabinendach sowohl in geöffneter als auch geschlossener Position angebracht werden. Die Klarsichtteile wurden in guter Qualität gespritzt.
Quer-, Höhen- und das Seitenruder liegen gesondert bei und könnten somit relativ einfach in ausgelenkter Stellung angebracht werden. Man muss sich ziemlich früh für eine der sieben Bemalungsvarianten entscheiden und die Bauanleitung genau studieren, um immer die richtigen variantenspezifischen Teile anzubauen. So ist z.B. der Einbau eines zwei- oder dreiblättrigen Propellers möglich. Die Lackierung der Räder des Hauptfahrwerks wird uns recht einfach gemacht, weil die Felgen vom „Gummi“ getrennt sind und so erst nach der Bemalung zusammengebaut werden können. Der Motorraum bleibt übrigens leer, der Merlin liegt nicht bei.
Die dem Kit beiliegenden Abdeckmasken werden die Abklebearbeiten an der Cockpithaube wesentlich vereinfachen und beschleunigen. Die entsprechende Maske vom Trägerpapier ablösen, an der richtigen Stelle aufkleben, die noch freien Stellen mit Flüssigmaske ausfüllen und schon kann mit der Airbrush lackiert werden. Einfacher und sauberer geht’s nicht mehr.
Bauanleitung, Decals und Markierungsmöglichkeiten
Die großformatige Bauanleitung ist typisch für Eduard sehr exakt gezeichnet. Viele Klebeflächen sind hellblau markiert, das erleichtert die Positionierung der Anbauteile. Teile die entfernt und durch Fotoätzteile ersetzt werden, sind rot gekennzeichnet. Auch bei kleinen Teilen ist angegeben, wie sie zu bemalen sind, das erspart viel Recherchearbeit. Damit ihr einen Eindruck von der Bauanleitung bekommen, zeigen wir sie weiter unten in Ausschnitten.
Alle sieben Markierungsmöglichkeiten sind in angenehmer Größe als farbige Vier-Seiten-Risszeichnungen dargestellt. Die Anbringung der Stencils wird auf einer eigenen Seite gezeigt. Zu den darstellbaren Maschinen und ihren Piloten gibt es jeweils eine kurze Info in englischer Sprache. Als Farbreferenz verweist Eduard auf die Paletten von Gunze aqueous bzw. Mr. Color und auf das Angebot von Mission Models.
Die von Eduard selbst gedruckten Nassschiebebilder überzeugen ebenfalls. Die Farben sind satt, es ist kein Versatz zu erkennen, allerdings könnte der Überstand des Trägerfilms etwas kleiner sein. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass die Eduard-Decals zum Einrollen neigen. Man muss also beim Verschieben der Decals vom Trägerpapier auf das Modell ziemlich aufpassen. Obwohl sie sehr dünn sind, sind sie doch auch extrem reißfest und legen sich praktisch ohne Weichmacher schön in alle Vertiefungen. Der Decalbogen bietet folgende sieben Markierungsoptionen für eine frühe Spitfire:
K9797, Sgt. George Unwin, No. 19 Squadron, Duxford, Großbritannien, Oktober 1938
No. 19 Squadron, Duxford, Großbritannien, Anfang 1939
K9843, No. 54 Squadron, Hornchurch, Großbritannien, Anfang 1940
K9938, No. 72 Squadron, Curch Fenton, Großbritannien, April 1939
K9962, S/Ldr. Andrew Farquhar, No. 602 Squadron, Abbotsinch, Großbritannien, Mai 1939
No. 609 Squadron, Drem, Großbritannien, März 1940
No. 602 Squadron, Drem, Großbritannien, April 1940
Fazit
Eine überragende Detaillierung und Oberflächengestaltung, gepaart mit sehr guter Passgenauigkeit – wie ich sie beim Bau der Mk.IXe selbst feststellen konnte – sorgen für puren Bastelspaß. Sieben Markierungsmöglichkeiten, Fotoätzteile und Abdeckmasken sprechen noch zusätzlich für Eduards Spitfire MkI. Der im Umgang mit Fotoätzteilen halbwegs erfahrene Modellbauer wird mit diesem Kit ein sehr schönes Exemplar des legendären britischen Jagdflugzeugs in die Vitrine stellen können.
Stefan Fraundorfer, April 2021