Übersicht
Artikelbezeichnung: Spitfire Story: The Few
Spitfire Mk.I 1938 – 1940, Limited Edition, Dual Combo
Maßstab: 1/48
Hersteller: Eduard Model Accessories
Material: Spritzguss, Fotoätz- und Resinteile, Masken, Decals
Preis: ca. € 50,–
Artikelnummer: 11143
Produktlink: Spitfire Story: The Few
Download: Bauanleitung
Einleitung
„Never was so much owed by so many to so few“ (Noch nie haben so viele so wenigen so viel zu verdanken gehabt) ist ein Zitat aus einer Rede, die Winston Churchill, damaliger Premierminister Großbritanniens, am 20. August 1940 gehalten hat. Er würdigte damit die Piloten der Royal Air Force, die in der Luftschlacht um England die britische Bevölkerung gegen die deutsche Luftwaffe verteidigt haben. Piloten, die in dieser Schlacht gekämpft haben, sind seitdem als „The Few“ (die Wenigen) bekannt.
Eduards Marketingstrategen haben wieder einen echten Hit gelandet, indem sie der limitierten Erstausgabe der brandneuen Supermarine Spitfire Mk.I den kernigen Titel „The Few“ verpassten. Auch der zeitliche Rahmen passte perfekt, ist es doch 80 Jahre her, dass am Himmel über Großbritannien zwischen Sommer 1940 und Anfang 1941 die „Luftschlacht um England“ getobt hat.
The Few
Box & Inhalt
Die Gestaltung der Box finde ich großartig. Ähnlich wie bei „Adlerangriff“ hat der Grafiker ein Originalfoto mit „den Wenigen“ mit zwei Modellen der Spitfire Mk.I kombiniert. Es handelt sich bei dieser Limited Edition um einen Dual Combo Bausatz, das heißt, es können ZWEI komplette Modelle des berühmten Jagdflugzeugs gebaut werden. Der Inhalt des Bausatzes setzt sich wie folgt zusammen:
10 Spritzgussrahmen in dunkelgrauem Kunststoff
2 Rahmen mit den Klarsichtteilen
2 Fotoätzteilplatinen
1 Resinfigur von Sir Douglas Bader
1 Bogen Abdeckmasken
4 Decalbögen
28-seitige Bau- und Bemalungsanleitung im Format A4
Geschichte des Originals
Hier ein paar Worte zur Mk.I: Der Spitfire-Prototyp flog erstmals am 5. März 1936. Schnell wurde deutlich, dass die neue Konstruktion der zum damaligen Zeitpunkt beste britische Jäger werden würde. Im Gegensatz zum Konkurrenten Hawker Hurricane schien die Spitfire genügend Verbesserungspotential zu haben. Bei Vickers war schnell klar, dass die erste Bestellung von 310 Flugzeugen erst der Anfang einer langen Serie werden sollte, so wurde zusätzlich zu den bestehenden Fertigungslinien in Woolston eine neue Fabrik bei Castle Bromwich gebaut, um dort Spitfires zu fertigen.
1938 zahlte sich ihr Vorausdenken aus, als das Luftfahrtministerium 1.000 zusätzliche Spitfires bestellte. 1939 folgten noch vor dem Ausbruch des Krieges Bestellungen über 200 bzw. 450 Stück. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs waren insgesamt 2.160 Spitfires bestellt oder bereits ausgeliefert.
Die Fabrik in Woolston begann Ende des Jahres 1937 mit der Serienfertigung der Spitfire Version 1 (Mk.I). Ab August 1938 waren die ersten Staffeln der Royal Air Force einsatzbereit. Die Mk.I wurde ursprünglich von einem Merlin-Mk-II-Motor mit 1.030 PS angetrieben, der auf einen zweiblättrigen hölzernen Propeller mit festem Anstellwinkel arbeitete. In dieser Konfiguration wurden jedoch nur 77 Exemplare geliefert, danach wurde ein dreiblättriger Metall-Verstellpropeller der Firma de Havilland eingebaut, der zwischen zwei verschiedenen Luftschraubensteigungen umgeschaltet werden konnte. Obwohl sich das Gewicht der Luftschraube von 41,5 kg auf 175 kg erhöhte, ergab sich eine Leistungssteigerung. Die Rollstrecke beim Start verringerte sich von 382 m auf 291 m. In 6.000 m Höhe steigerte sich die Höchstgeschwindigkeit von 577 km/h auf 584 km/h. Die Dienstgipfelhöhe stieg von 9.400 m auf 10.450 m. Kurz vor Beginn der Luftschlacht um England wurde eine weitere dreiblätterige Luftschraube eingeführt. Diese war stufenlos verstellbar und arbeitete mit einer konstanten Drehzahl. Es gab zwei verschiedene Typen der Firmen Rotol und de Havilland. Das Gewicht der neuen Luftschraube betrug 250 kg. Die Rollstrecke beim Start verringerte sich auf 205 m.
Zu Beginn des Krieges waren nur wenige Einheiten der RAF mit der Spitfire ausgerüstet. Während die Hurricane über Kontinentaleuropa zum Einsatz kamen, wurden die leistungsfähigeren Spitfires vom Chef des britischen Fighter Command, Hugh Dowding, für die bevorstehende Verteidigung Englands zurückgehalten. Bis zum Beginn der Luftschlacht um England im Juli 1940 hatte sich die Nachschublage soweit verbessert, dass nun 19 Staffeln über Spitfires verfügten und 27 über Hurricanes. Als die Schlacht um England im Oktober geschlagen war, hatte die RAF 565 Hurricanes und 352 Spitfires verloren.
Inzwischen hatten die britischen Fabriken aber ihre maximale Produktionsleistung erreicht und die Materialverluste konnten recht einfach ersetzt werden (die Piloten allerdings nicht). Die Produktion der Hurricane als Frontjäger wurde zugunsten der Spitfire heruntergefahren. In der 19. Staffel wurden während der Schlacht mehrere als Mk.IB bezeichnete mit Kanonen bewaffnete Spitfires erprobt. Man schätzte die Zerstörungskraft der Kanonen, allerdings litten die Geschütze so häufig unter Ladehemmungen, dass die IB aus dem Kampf gezogen und die 19. Staffel auf eigenen Wunsch wieder mit MG-bewaffneten Spitfires ausgerüstet wurde. Insgesamt wurden von den 2.160 bestellten Mk.I 1.583 Stück ausgeliefert, bevor die Produktion auf die neue Version Mk.II umgestellt wurde. (Quelle: Wikipedia)
Alle Aufnahmen der Originalmaschinen stammen von Stefan Fraundorfer und zeigen die Spitfire in verschiedenen Ausführungen.
Bausatz & Teile
Es ist schon sensationell, was die tschechische Modellschmiede Eduard bei ihren Neukonstruktionen in Punkto Qualität zu Stande bringt. Allein beim Betrachten der Teile auf den Spritzgussrahmen möchte man am liebsten sofort mit dem Bau der Spitfire beginnen. Eine wunderschöne, extrem detaillierte Oberflächengestaltung mit sauberen Blechstoßlinien und feinsten Nietenreihen (auch erhabene) zeichnen diesen Bausatz aus.
Der Spritzguss ist fast als perfekt zu bezeichnen – da gibt es keine Fischhaut, Gussgrate oder Formversatz. Nur an den Auspuffstutzen konnte ich deutliche Sinkstellen ausmachen, diese sollten unbedingt bearbeitet werden. Auch kleinste Teile sind überzeugend detailliert und akkurat wiedergegeben. Die wenigen Auswurfmarkierungen sind bei Eduard immer so platziert, dass sie nach dem Zusammenbau nicht zu sehen sein werden. Das erspart Spachtel- und Schleifarbeit.
Die Seiten fünf bis sieben der Bauanleitung widmen sich dem herausragend detaillierten Cockpit, das mit den beiliegenden, bereits farbig lackierten PE-Teilen für das Instrumentenbrett und die Sitzgurte super aussehen wird. Als Alternative zu den Fotoätzteilen könnten die Anzeigen auch mittels Decals dargestellt werden, das wäre für mich aber die zweite Wahl. Selbstverständlich kann das Kabinendach sowohl in geöffneter als auch geschlossener Position angebracht werden. Die Klarsichtteile wurden in guter, aber nicht in überragender Qualität gespritzt.
Quer-, Höhen- und das Seitenruder liegen gesondert bei und könnten somit relativ einfach in ausgelenkter Stellung angebracht werden. Man muss sich ziemlich früh für eine der 10 Bemalungsvarianten entscheiden und die Bauanleitung genau studieren, um immer die richtigen variantenspezifischen Teile anzubauen. So ist z.B. der Einbau eines zwei- oder dreiblättrigen Propellers möglich. Die Lackierung der Räder wird uns recht einfach gemacht, weil die Felgen vom „Gummi“ getrennt sind und so erst nach der Bemalung zusammengebaut werden können. Der Motorraum bleibt übrigens leer, der Merlin liegt nicht bei.
Die dem Kit beiliegenden Abdeckmasken werden die Abklebearbeiten an der Cockpithaube wesentlich vereinfachen und beschleunigen. Die entsprechende Maske vom Trägerpapier ablösen, an der richtigen Stelle aufkleben, die noch freien Stellen mit Flüssigmaske ausfüllen und schon kann mit der Airbrush lackiert werden. Einfacher und sauberer geht’s nicht mehr.
Die Resinfigur von Fliegerass Douglas Bader gefällt mir sehr gut. Unglaublich, der Mann hat mit zwei Beinprothesen 22,5 anerkannte Abschüsse im Zweiten Weltkrieg erzielt.
Bauanleitung, Decals & Markierungsmöglichkeiten
Die großformatige Bauanleitung ist typisch für Eduard sehr exakt gezeichnet. Viele Klebeflächen sind hellblau markiert, das erleichtert die Positionierung der Anbauteile. Teile die entfernt und durch Fotoätzteile ersetzt werden, sind rot gekennzeichnet. Auch bei kleinen Teilen ist angegeben, wie sie zu bemalen sind, das erspart viel Recherchearbeit.
Alle zehn Markierungsmöglichkeiten sind in angenehmer Größe als farbige Vier-Seiten-Risszeichnungen dargestellt. Die Anbringung der Stencils wird auf einer eigenen Seite gezeigt. Zu den darstellbaren Maschinen und ihren Piloten gibt es jeweils eine kurze Info in englischer Sprache. Als Farbreferenz verweist Eduard auf die Paletten von Gunze aqueous bzw. Mr. Color und auf das Angebot von Mission Models.
Die von Eduard selbst gedruckten Nassschiebebilder überzeugen ebenfalls. Die Farben sind satt, es ist kein Versatz zu erkennen, allerdings könnte der Überstand des Trägerfilms etwas kleiner sein. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass die Eduard-Decals zum Einrollen neigen. Man muss also beim Verschieben der Decals vom Trägerpapier auf das Modell ziemlich aufpassen. Obwohl sie sehr dünn sind, sind sie doch auch extrem reißfest und legen sich praktisch ohne Weichmacher schön in alle Vertiefungen. Welche Markierungsmöglichkeiten der Decalbogen bietet, schaut ihr euch am besten auf den folgenden Bildern an.
Gebautes Modell einer Spitfire Mk.I von Eduard in 1/48
Bildquelle: Eduard
Fazit
Wenn die Passgenauigkeit der neuen Mk.I so gut ist, wie bei der Mk.IXe – wovon auszugehen ist – dann macht der Zusammenbau des Modells die reinste Freude. Zu einem fairen Preis erhält man hier einen top ausgestatteten Bausatz mit dem ZWEI Spitfire Mk.I zum Thema „Luftschlacht um England“ gebaut werden können. Eduards „The Few“ besticht durch eine perfekte Oberflächengestaltung, einem super detaillierten Cockpit, 10 Markierungsmöglichkeiten, Fotoätzteilen und Abdeckmasken, sowie einer Resinfigur von Douglas Bader. Der im Umgang mit Fotoätzteilen halbwegs erfahrene Modellbauer wird mit diesem Kit ein sehr schönes Exemplar des legendären britischen Jagdflugzeugs in die Vitrine stellen können.
Stefan Fraundorfer, November 2020