Supermarine Swift
Modell: Supermarine Swift FR.5
Gebaut von: Roland Sachsenhofer
Maßstab: 1/72
Verwendeter Bausatz: Airfix (A04003)
Zum Vorbild
Fällt der Name Supermarine Swift, wird es selbst so manchem Freund der Fliegerei schwerfallen, das Flugzeug zuzuordnen: im Gegensatz zum Namen des britischen Herstellers der bis heute einen guten Klang hat, ist die Erinnerung an die Supermarine Swift schon reichlich verblasst. Schlimmer noch: selbst wenn jemand tatsächlich mit dem Namen etwas anfangen kann, sind es überwiegend negative Assoziationen, die angeführt werden. So etwa wird die Swift als der kleine und erfolglose Bruder der fulminanten Hawker Hunter gesehen, einem der bekanntesten Kampfflugzeuge aus britischer Produktion. Noch dazu begleitet die Swift der üble Ruf einer überproportional hohen Absturzrate. Ihre Einsatzzeit bei den aktiven Einheiten der Royal Air Force war auch tatsächlich kurz.
Dabei hatte alles Ende der Vierzigerjahre durchaus vielversprechend begonnen. Als nach Ende des Krieges die Ausschreibung für einen leistungsfähigen neuen Jäger und Jagdbomber mit Jetantrieb ausgegeben wurde, der die Gloster Meteor ablösen sollte, traten mit Supermarine und Hawker zwei alte Konkurrenten in den Ring. Bei Supermarine begann man unter der Projektbezeichnung „Type 510“ damit, eine Supermarine Attacker mit Pfeilflügeln auszustatten, während bei Hawker das Projekt P.1067, aus der die nachmalige Hunter hervorgehen sollte, gestartet wurde.
Von einem Rolls-Royce Nene 2 Triebwerk angetrieben – und übrigens wie die Attacker noch mit einem Spornrad versehen – absolvierte der Prototyp VV106 am 29. Dezember 1948 erfolgreich seinen Erstflug. Der 1950 folgende zweite Prototyp VV119 ähnelte der endgültigen Swift dann schon wesentlich mehr: aus dem „taildragger“ war ein Flugzeug mit Bugrad geworden, ein eingebauter Nachbrenner sowie Vorrichtungen für den Einbau einer Kanonenbewaffnung wiesen bereits auf die Verwendung als Jagdflugzeug hin. Teil der folgenden Flugerprobung waren interessanterweise auch Starts und Landungen auf der HMS Illustrious. Damit kommt der damals schon „Swift“ getauften Konstruktion die Ehre der ersten Trägerlandung eines Flugzeuges mit Pfeilflügeln zu.
Supermarines Designteam unter der Leitung von Chefkonstrukteur Joseph Smith konnte zufrieden sein, ein erfolgreicher Entwurf schien sich abzuzeichnen!
Der Koreakrieg befeuerte Entwicklung und Indienststellung der beiden vielversprechenden neuen Jagdflugzeugkonstruktionen bei Supermarine wie bei Hawker enorm. Die erste Vorserienmaschine der Swift flog am 1. August 1952, ein Produktionsauftrag von 100 Maschinen der ersten Serie folgte. Angetrieben wurden diese Swift F.1 nun von einer Rolls-Royce Avon Turbine, die 50 Prozent mehr Schub als das ursprüngliche Nene-Triebwerk entwickelte und die Maschine an die Grenze zur Schallgeschwindigkeit führte. Im Februar 1953 durchbrach eine Swift F.1 dann auch erstmals geplant und ohne Schwierigkeiten die Schallmauer. Der Name der neuen Maschine schien so gut gewählt: „swift“ bedeutet ja im Englischen unter anderem „flink“ beziehungsweise „schnell“…
Ungewöhnlich flink und schnell war man auch bei der Indienststellung der Swift. Ohne die bei der Einführung eines neuen Musters übliche Einsatzerprobung, begann die Royal Air Force kurz darauf, die ersten Exemplare des neuen Jets an ihre Einsatzverbände zu verteilen: bereits im Februar 1954 rüstete die No.56 Squadron in Waterbeach auf das neue Muster um. Diese hastige Einführung eines in Wirklichkeit noch nicht ausgereiften Typs sollte den Verantwortlichen allerdings noch teuer zu stehen kommen – und der Swift zu ihrer heute noch nachklingenden schlechten Reputation verhelfen.
Ein Grund dafür waren unerprobte Modifikationen: auf Forderung der RAF war beispielsweise die Bewaffnung von zwei auf vier 30mm Aden Maschinenkanonen erhöht worden, was auch Einfluss auf die Flügelgeometrie nahm: um die Munition der zusätzlichen zwei MK aufzunehmen, wurden die Tragflächenvorderkanten am Rumpf nach vorne gezogen. Dies führte bei hohen g-Belastungen in Geschwindigkeitsbereichen über 0,85 Mach zu einem plötzlichen dramatischen Aufbäumen des Flugzeuges. Diese gefährliche Eigenheit bekam man erst mit dem Einbau einer sägezahnförmigen Flächenvorderkante sowie von Grenzschichtzäunen in den Griff. Im Zusammenhang damit war die Verlagerungen des Schwerpunktes Richtung Bug notwendig geworden, wobei das zusätzliche Ballastgewicht die Leistungen der ohnehin schwerer gewordenen Swift zusätzlich reduzierte.
Als wären diese schlechten Nachrichten nicht genug, stellte sich bald heraus, dass der ab der Version F.3 eingebaute Nachbrenner nur bis zu einer Höhe von 6.000 Metern benutzt werden konnte. Der Wert der Swift als Jagdflugzeug sank damit beträchtlich. Die folgenden Modifikationen, die sich über die Varianten F.3 und F.4 hinzogen, sollten keine wirkliche Verbesserung bringen. Als Jagdflugzeug wurde die Swift, obwohl schallschnell, bald von der Hawker Hunter deutlich in den Schatten gestellt. Die RAF setzte nun entschieden auf die Hunter, weitere Bestellungen der Swift blieben aus. Ihre Karriere als Jagdflugzeug hatte gerade einmal ein Jahr gedauert.
In einer Nische konnte die Supermarine allerdings ihre wahren Stärken ausspielen: sie zeigte sich als hervorragend für den Tiefflug geeignet und konnte in Bodennähe mit eingeschaltetem Nachbrenner 1.110 km/h erreichen! Die RAF stattete die Swift daher mit drei in einem verlängerten Bug installierten Vinten-F95-Kameras aus und erhielt damit eine formidable Aufklärungsplattform. Im Mai 1955 erfolgte der Erstflug der als F.5 bezeichneten reinen Aufklärerversion, die RAF rüstete damit mit der No.2 und der No.79 Squadron zwei Staffeln aus, die bei der Royal Air Force Germany in Geilenkirchen beziehungsweise Gütersloh eingesetzt wurden. Die beiden Einheiten sollten die Swift für die nächsten fünf Jahre fliegen, bevor auch hier das Zeitalter der Hawker Hunter begann.
Ein kurzes Nachspiel erlebte das Muster noch mit der geplanten Version F.7, die, mit Bordradar und der Luft-Luft-Lenkwaffe „Fireflash“ ausgestattet, die Swift in das Geschäft der Jagdfliegerei zurückbringen sollte. Die wenigen gebauten F.7 dienten jedoch nur mehr der Erprobung, zu einem regulären Einsatz dieser letzten Swift-Version sollte es nicht mehr kommen. Die Royal Air Force setzte nun ganz auf die Hunter. Von der Swift wurden über die kurze Zeit ihrer Verwendung 160 Exemplare gebaut, vergleicht man dies mit der Stückzahl von rund 2.000 gefertigten Hawker Hunter, wird deutlich, in welchem Ausmaß der Konkurrent die agile Swift überflügelt hat.
Mein Modell zeigt einen Supermarine Swift F.5 Aufklärer der No.2(AC) Squadron der Royal Air Force Germany aus dem Jahr 1956. Diese Einheit ist eine der traditionsreichsten und ältesten Squadrons der RAF. 1912 aufgestellt spezialisierte sie sich schnell auf die Aufgaben der „Army Coopoeration“, worauf auch der Zusatz (AC) in der Staffelbezeichnung hinweist. Die von der „Shiny Two“ eingesetzten Flugzeugmuster legen ebenfalls beredtes Zeugnis dieser Spezialisierung ab: dominierten im ersten Weltkrieg B.E.2 und in der Zwischenkriegszeit Amstrong Whitworth Atlas den Flugzeugbestand, so waren in den Jahren des zweiten Weltkriegs klassische Muster der Zusammenarbeit mit dem Heer zu finden: die No.2 ging mit Westland Lysander und später die NA Mustang I in den Kampf. Die Zeit der Supermarine Swift F.5 begann 1955, sie endete allerdings schon nach sechs Jahren mit der Ausmusterung zugunsten eines als geeigneter empfundenen Nachfolgemusters: der Hawker Hunter. Heute fliegt die No.2 (AC) den Eurofighter Typhoon FGR4.
Zu Bausatz und Bauprozess
Ab und an scheinen ästhetische Raffinesse und Formschönheit des modellbauerischen Vorbilds mit einer ähnlich feinsinnigen Ausprägung der Bausatzteile wunderbar im Einklang zu stehen. Beim Schachtelinhalt von Airfix´ Swift ist dies eindeutig der Fall!
Angesichts der sich schnell offenbarenden Qualität der Teile sowie deren übersichtlicher Anzahl wollte ich mir besonders Zeit lassen, um das möglichst Beste in Ruhe herauszuholen. Mit der durchgehend ausgezeichneten Passgenauigkeit und dem durchdachten Teileaufbau ging der Bau selbst rasch von der Hand. Zeit kostete nur mein Entschluss, die zu tiefen Panellinien durch Abschleifen der gesamten Oberflächen etwas zu entschärfen.
Ursprünglich hatte ich vor, die Swift auf ihren Rädern stehend darzustellen. Je mehr sich aber die schnittigen Formen abzeichneten, umso klarer wurde der Entschluss, sie in ihrem eigentlichen Element mit eingezogenem Fahrwerk und glatten Oberflächen ins Bild zu setzen. Der dazu nötige Pilot stammt von PJ Production, er nimmt auf einem nach ursprünglichem Plan noch voll detaillierten und mit Gurten ausgestatteten Schleudersitz aus Resin Platz.
Ersetzt habe ich einzig das Pitotrohr an der rechten Tragfläche, dieses wurde aus einem passenden Metallteil aus der Restekiste gefertigt. Für die in NMF belassene Unterseite wurden Alu-Töne aus dem Alclad-Sortiment verwendet, die Farben der Oberseiten habe ich mit Acrylfarben von Gunze gestaltet.
Das Wort „swift“ bezeichnet im Englischen sowohl den schnell und behände fliegenden Mauersegler, steht aber auch für die Begriffe Schnelligkeit und Agilität. Meine Darstellung möchte dem Nahekommen und die schnittigen Linien der Supermarine Swift im rasanten Flug darstellen. Den Bausatz von Airfix kann ich nach dieser angenehmen Erfahrung ohne jede Einschränkung und mit Begeisterung empfehlen!
© Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer