Übersicht
Artikelbezeichnung: T-34/85 Composite Turret
112 Plant. Summer 1944
Maßstab: 1/35
Hersteller: MiniArt
Material: Spritzguss, Fotoätzteile, Decals
Preis: ca. € 45,–
Artikelnummer: 35306
Produktlink: T-34/85 Composite Turret
Einleitung
MiniArt, der umtriebige Hersteller extrem detaillierter Panzer- und Fahrzeugmodelle aus der Ukraine, begann 2020 mit einer Serie des legendären Kampfpanzers T-34/85 in 35facher Verkleinerung. Mittlerweile gibt es ihn in 12 Varianten. Wir freuen uns, euch den Typ mit dem zusammengesetzten, geschweißten Turm aus dem Jahr 1944 vorstellen zu dürfen.
T-34/85
Box & Inhalt
Das Deckelbild des praktischen Stülpkartons zeigt einen T-34/85 mit der Bezeichnung „Rogacz“ des 1. Polnischen Panzerkorps im April/Mai 1945. Die Box ist randvoll mit unterschiedlich großen Spritzgussrahmen gefüllt, da ist kaum noch Luft drinnen. Wer sie aus der umschließenden Zellophanverpackung nimmt, wird sie garantiert nicht mehr darin unterbringen können.
67 mittelgraue Spritzgussrahmen mit 555 Teilen
2 Spritzgussäste aus klarem Polystyrol mit 36 Teilen
1 Fotoätzteilebogen mit 73 Teilen
1 Decalbogen
20-seitige, teilweise in Farbe gedruckte Bau- und Bemalungsanleitung im Format A4
Geschichte des Originals
Der T-34 war ein mittlerer Panzer aus sowjetischer Produktion. Er wurde von 1940 bis 1958 gebaut und von der Roten Armee hauptsächlich im Deutsch-Sowjetischen Krieg eingesetzt. Der T-34 gilt als bekanntester sowjetischer Panzer des Krieges. Seine einfache Bauweise ermöglichte dessen Massenproduktion. Er war mit über 50.000 Exemplaren der meistgebaute Panzer des Zweiten Weltkrieges und mit insgesamt über 80.000 einer der meistgebauten Panzer überhaupt.
Der T-34 ist eine Weiterentwicklung der älteren BT-Serie. Er basiert auf dem von John Walter Christie entwickelten und nach ihm benannten Christie-Laufwerk. Der Panzer ging aus den Projekten A-20, A-30 und A-32 hervor. Aufgrund der angespannten außenpolitischen Lage der Sowjetunion wurde sofort die Bereitstellung von 200 Panzern gefordert, bevor ein Prototyp existierte. Nachdem die im Januar 1940 fertiggestellten Prototypen erfolgreich ausgiebigen Tests unterzogen worden waren, begann die Serienproduktion.
Technisch war der Schwachpunkt der frühen Versionen das Getriebe, durch dessen Defekte mehr Fahrzeuge verlorengingen als durch Feindeinwirkung. Im Gegensatz zu den deutschen Panzern hatte der T-34 nur vier Mann Besatzung, wobei der Kommandant gleichzeitig als Richtschütze fungieren musste, was den Überblick im Gefecht erschwerte. Zudem verfügten nur die Kompanieführerpanzer über ein Funkgerät. Trotzdem wurden seine überlegenen Fähigkeiten deutlich. Der hervorragenden Mobilität und Panzerung standen jedoch unausgereifte Zielfernrohre und mangelnde Führungsmittel wie zum Beispiel das anfänglich fehlende Funkgerät gegenüber.
Um den T-34 auf dem gleichen hohen Niveau wie die neuesten deutschen Panzer zu halten, wurde der Auftrag erteilt, eine neue Kanone in den Panzer einzubauen. Da zu dieser Zeit mehrere Kanonen mit einem Kaliber von 85 mm entwickelt wurden, bot es sich an, eine davon zu verwenden. Die Fabrik „Krasnoje Sormowo“ und das Ural-Panzerwerk „Stalin“ stellten Versuchsfahrzeuge her. Beide verwendeten dazu die Kanonen der Muster D-5T, LB-1, S-50 sowie S-53. Das Ural-Panzerwerk entwickelte außerdem einen neuen Turm für den Panzer, der ursprünglich für den KW-85 vorgesehen war. Um den neuen Turm aufnehmen zu können, musste der Durchmesser des Drehkranzes von 1420 mm auf 1600 mm vergrößert werden.
Nachdem die Erprobung abgeschlossen war, begann die Serienfertigung. Als Waffe war die S-53 vorgesehen, allerdings mussten die ersten Modelle von Januar bis März 1944 mit der D-5 ausgerüstet werden. Die S-53 war zum Produktionsstart des T-34/85 noch nicht fertig entwickelt; nach ihrer Fertigstellung wurde sie unter der Bezeichnung SIS-S-53 (Original: ЗИС-С-53) als Hauptwaffe des T-34/85 aufgenommen. Mit dem Erscheinen der deutschen Panzer V (Panther) und Panzer VI (Tiger) verlor der T-34 einen Teil seines Schreckens für die Deutschen. Die zahlenmäßige Überlegenheit des T-34 glich die höhere Qualität und die bessere Bewaffnung der späten deutschen Panzer jedoch aus. Die Produktionszahlen des T-34 lagen etwa neunmal so hoch wie die des Panthers. (Quelle: Wikipedia)
Bilder 1 und 2: Imperial War Museum London 2018
Bilder 3 – 6: War and Peace Show, England 2011
Fotos: Stefan Fraundorfer
Bausatz & Teile
Nachdem der ukrainische Modellproduzent MiniArt schon mehrere Bausätze auf Basis des T-34-Fahrgestells aufgelegt hat – wie z.B. die SU-122 und SU-85 – brachte die Firma 2020 endlich auch den T-34 selbst auf den Markt. Mittlerweile gibt es ihn schon in zwölf verschiedenen Ausführungen – teils mit, teils ohne Inneneinrichtung, aber bisher alle mit der 85 mm Kanone. Weil man eine Bausatzbesprechung über den hier vorliegenden Kit kaum besser schreiben kann als Guido Veik, verwende ich in Auszügen seine Worte:
Grundsätzlich handelt es sich bei dieser Variante des T-34/85 bis auf den Turm und die Kanone um den gleichen Bausatz Nummer 35293. Die beiden größten Rahmen Ba, Ea und Ca, die die Teile der Wanne beinhalten, die kleinen Rahmen Ma, Mh, Mi und Mk samt den Gussästen Md, Nk für die Laufrollen sind gleich. Ebenso die Glasteile, die keine Änderung aufweisen. Mit den neu hinzugefügten Spritzgussrahmen Hb, Qb und Qa können die Änderungen an diesem Panzer verwirklicht werden. Alle Teile weisen eine dem Stand der Technik gebührende Verarbeitung auf. Fischhaut, Formenversatz, Verwaschungen oder Verzug ist nicht festzustellen. Die unvermeidbaren Auswerfermarken sind an Stellen angebracht, die am fertigen Modell nicht mehr einsehbar sind. Die Änderungen, die MiniArt hier am Modell umgesetzt hat, muss und will ich annehmen. Ich vertraue hier voll und ganz der Expertise dieses rührigen Qualitätshersteller von Plastikmodellen aus der Ukraine, weswegen ich mir erlaube, größtenteils meinen Bericht zum T-34/85 Kitnummer 35293 einzufügen.
Allein die Sortierung und Überprüfung auf Vollzähligkeit der 67 Rahmen nimmt schon eine kleine Kaffeepause in Anspruch. Dabei steigert sich bei dem kurzen Betrachten der Spritzgussteile das Lustempfinden langsam und kontinuierlich. Ohne sich zu verzetteln und der Vorfreude wegen am Entdecken der vielfältigsten Details der Teile, überrascht mich der Hersteller mit meinerseits übersehenen feinsten Details, die man nur auf dem Zweiten Blick erkennen kann. Tatsächlich verweilt das Auge zu aller erst auf den täuschend echt gemachten Guss-Turm. Der an der originalen Trennnaht der Gussform in Ober- und Unterteil aufgeteilte (mit separatem Turmdach), für den T-34/85 so charakteristische, aus der Produktionsstätte Plant 112. (Fabrik Nr. 112 „Krasnoje Sormowo“, Gorki) Turm, nimmt als Hauptbewaffnung die Kanone neu entwickelte Hauptwaffe SIS-S-53 auf.
MiniArt hat die Bausätze des T-34/85 so ausgelegt, dass Sie die Kits einmal mit und ohne Interieur anbieten und überdies die vielen unterschiedlichen Varianten berücksichtigen können. So ist auch die mehrteilige Ausführung der Wanne, bestehend aus Boden-, Seiten-, Heck-, Bug- und Oberteil, vonnöten. Dieser Kit vermittelt einem das Gefühl, dass das Modell wie das Original aus lauter Einzelteilen zusammenzubauen ist. Auf jedes Detail wird hier eingegangen. Die Möglichkeit der offen darzustellenden Luken sei hier beispielshalber erwähnt. Keinesfalls darf ich den einzigen Fahrscheinwerfer und die Hupe vergessen. Wie am Original auch, ist die Motorabdeckung mehrteilig ausgeführt. Sämtliche Lüfterklappen und Gitter sind vorhanden. Auf dem Gehäuse in Spritzguss, kommt aus zwei PE-Teilen bestehend das Lüftungsgitter auf den großen, quer zur Fahrtrichtung liegender Motorentlüftungsdeckel. Zumindest optisch funktionierende Abschlepp- oder Bergehaken aus Ätz- und Plastikteilen am Heck und Bug sprechen ebenfalls für die Liebe zum Detail, wie die hervorragende Struktur des Doms, der das kugel-lafettierte MG abdeckt.
Nicht nur die einteilige Kanone überzeugt mich! Kerzengerade, ohne nennenswerte Formtrennnaht und mit „vorgebohrter“ Laufmündung zeigt sie die hohe Kunst des Spritzgusses, auf dem sich MiniArt befindet. Und für die Darstellung der Kanone hat MiniArt als „i-Tüpfelchen“ sogar die Züge und Felder ca. 2 – 3 mm tief abgebildet. Das sind die kleinen Details, die mich als Modellbauer besonders freuen! Zweifler meiner Worte möchte ich ein Betrachten der einzelnen Kettenglieder ans Herz legen. Tatsächlich ist da eine Nummer, wahrscheinlich eine Teile- und Chargennummer aufgebracht. Auf dem Kettenglied mit Zahn (Rahmen Mh) lesbar folgende Info: Zahn-, also Innenseite P20262 und 3444021.C, Auflagenseite 24 HM 50 2 C1 021T. Auf dem Kettenglied ohne Zahn (Rahmen Mi) lesbar folgende Info: Innenseite P20262 und 3444022, Auflagenseite HM 50 12 19. Noch Fragen!!!
Da wie gesagt die Kits auch mit einem Interieur angeboten werden, ist aufgrund der unglaublichen Detailierung des Innenbereiches wie eingangs erwähnt, die Wanne mehrteilig ausgeführt. Nachteil ist, sofern man einen schnell zu bauenden T-34 haben will, der Mehraufwand am reinen „Bastelspaß“. Für eine stabile Wanne sorgt die Trennwand/das Motorschott Ca3 zum Antriebsraum. Eine Überprüfung der Passgenauigkeit gehört zum allgemeinen Selbstverständnis im Plastikmodellbau ja dazu. Dem dürfte der gebotenen optischen Erscheinung aller Bauteile wegen, nichts im Wege stehen. Ich sehe hier das „trocken Anpassen“ der Bauteile als reine Umsetzung der Anleitung in die „Dreidimensionalität“.
Sehr gut ist das Christie-Laufwerk reproduziert worden. Bausatztechnisch ist es für einen ebenen Untergrund ausgelegt. Mit ein bisschen Eigenarbeit kann man die im Innenraum verkleideten Schraubenfedern etwas kürzen und so ein Einfedern der Laufrollen bewerkstelligen. Um bis zu der Montage der Laufrollen zu gelangen, darf man sich an dem an der Wanne angebrachten Zubehör erfreuen. Entweder sind die Halterungen allerfeinst in Plastik abgespritzt oder man muss mehrere Ätzteile zu einem Verschluss zurechtbiegen. In diesem Bereich des Baustadiums zeigt sich eine seitens von MiniArt leicht zu behebende Schwäche in der Ausstattung des Kits. In „Sratch-Bauweise“ hat man für identisches Material beider Abschleppseile zu sorgen. Auch eine aufgerollte Plane hinten am Turm ist zu erstellen. Warum MiniArt kein Material zur Darstellung der Seile (die Seilkauschen sind ja vorhanden) beilegt, bleibt deren Geheimnis.
Die Fahrerluke ist so schön wiedergegeben, dass es viel zu schade wäre, diese im geschlossenen Zustand einzubauen. Für die Varianten 3, 5 und 6 liegen je Seite 2 Laufrollen mit profiliertem Gummipolster bei. Die richtige Position derselbigen zeigt die Baustufe 38 auf Seite 14. Dabei handelt es sich bei allen Laufrollen um die geschlossene Form. Einzeln anzuklebende Schwingarme dienen den Laufrollen als Aufnahme.
Noch ein paar Worte zum Turm, der wie gesagt auf qualitativ sehr hohem Niveau rangiert. Egal ob die separaten Seitenteile im Innenraum, die Kanonenwiege mit dem axialen DT-Maschinengewehr (Kal. 7,62 mm), der zweigeteilten Kommandantenluke, die gepanzerten Dachlüfter, Mk- 4 Periskope ohne Abdeckung oder der beschriebenen Textur der Oberfläche des Gussturms samt Schweißnähten. Eine geradezu bestechende Optik, die MiniArt hier abgeliefert hat.
Auch die transparenten Teile sind top. Sämtliche Winkelspiegel und alle originalen Glasteile sind in bester Qualität in Polystyrol abgespritzt. Um alle Details des T-34/85 im Maßstab 1:35 darzustellen, kommen die sinnvollen Photoätzteile zum Einsatz. Zur Verwirklichung von Schnallen oder Gurten eignet sich diese Technik am besten.
Bauanleitung, Decals und Markierungsmöglichkeiten
Dass sich ein Panzermodell mit hunderten Teilen nicht in wenigen Schritten bauen lässt, ist selbstredend. Daher ist die Bauanleitung in 59 Abschnitte unterteilt. Die sehr exakten Zeichnungen sind in schwarz, weiß und grau gehalten. Öfters muss man aber schon genauer hinsehen, um die exakte Klebeposition feststellen zu können. Auch sind manche Arbeitsschritte aufgrund der vielen zu verbauenden Teile etwas unübersichtlich. Damit ihr euch einen Eindruck über die Bauanleitung machen könnt, seht ihr Auszüge davon weiter unten.
Der Decalbogen hält Markierungen für sieben verschiedene Versionen bereit. Die Nassschiebebilder wurden von der ukrainischen Firma Decograph gedruckt und machen einen guten Eindruck. Der Trägerfilm sieht sehr dünn aus und schließt beinahe perfekt mit den Außenrändern der Decals ab. Nur unter der Lupe sind minimale Unschärfen und Druckfehler zu erkennen.
Auf den Seiten 2, 18, 19 und 20 der Bauanleitung findet man die sieben Markierungs- und Bemalungsmöglichkeiten, die alle als farbige Zwei-Seiten-Risszeichnungen dargestellt sind. Durch die gut gemachten Illustrationen hat man auch schon einen ersten Ansatz, wie man den Panzer altern könnte. MiniArt bezieht sich bei der Farbangabe gleich auf sechs namhafte Hersteller, nämlich Vallejo, Mr. Color, AK RC, Mission Models, AMMO MIG und Tamiya. Aus folgenden Markierungsoptionen kann gewählt werden:
Rote Armee, 5. Garde-Panzerkorps, 3. Ukrainische Front, Tschechoslowakei, Winter 1945
Rote Armee, 2. Garde-Panzerbrigade, Ostpreußen, März 1945
Rote Armee, „Vladimir Mayakovsky“, unidentifizierte Einheit, Berlin, April/Mai 1945
Rote Armee, unidentifizierte Einheit, Berlin, April/Mai 1945
Polnische Armee, 1. Panzerkorps, Deutschland, April 1945
Polnische Armee, „Rogacz“, 1. Panzerkorps, Deutschland, April/Mai 1945
Rote Armee, 10. Garde-Panzerkorps, Deutschland, Juni 1945
Gebautes Modell eines T-34/85 von MiniArt in 1/35
Bildquelle: MiniArt
Fazit
MiniArt’s T-34/85 ist ein grandioser Bausatz! Mit den scheinbar unendlich vielen Teilen ist der Bastelspaß für eine ganze Weile sichergestellt. Die unglaubliche Qualität macht diese Zeit dann auch noch zu einem echten Vergnügen. Die im Bausatz befindlichen Fotoätzteile lockern das Plastikkleben noch dazu etwas auf, die Teile sind allesamt sinnvoll und erhöhen den Realismus. Aufgrund der hohen Teileanzahl, der wahrscheinlich nicht ganz einfach zu verbauenden Einzelgliederkette und der teilweise recht filigranen PE-Teile, empfehle ich diesen Bausatz dem erfahrenen Modellbauer.
Stefan Fraundorfer, Februar 2022