Übersicht
Hersteller: Tamiya
Bausatztitel: Lockheed P-38 H Lightning (Limited Edition)
Artikelnummer: 25199
Maßstab: 1:48
Material: Polysyrol-Spritzguss, Wasserschiebebilder, Stahlkugeln, Vinylteile, Masken
Preis: UVP € 65,99
Bezugsquelle: Fachhandel
Vertrieb: TAMIYA-CARSON
Herstellerseite: 25199
Vorwort:
In relativ kurzer Zeit schiebt Tamiya die P-38H zur bisher erschienenen F/G Version nach. Basierend auf der Letztgenanten, dürfte trotz der einfach in Weiß gehaltenen Schachtel ein weiteres „Schmankerl“ für den Modellbauer allzu leicht über den Ladentisch in dessen Eigentum übergehen. Als ungewöhnliche Zugabe ist eine Grußkarte mit folgender Aufschrift enthalten: „Stay safe, be strong and enjoy our special release“. Natürlich ziert die Karte eine Kirschblüte in voller Pracht, aufgenommen von Herrn Hironori Hane.
Tamiya 25199 - Lockheed P-38 H Lightning (Limited Edition)
Box & Bausatzinhalt
- stabile und neutral weiße Stülpdeckelschachtel mit mittig aufgeklebten Info-Bild
- 8 mittelgraue Spritzrahmen mit 226 Teilen
- 1 Klarsichtrahmen mit 18 Teilen
- 2 Decalbögen
- 1 Maskierbogen
- 3 Stahlkugeln
- 2 Polycaps
- 20-seitige, s/w Bauanleitung
- 2-seitige Lackieranleitung im Format A3
- 2-seitiges A-4 Faltblatt „Backround Information“ (4-sprachig)
- Grußkarte
Vorbild / Historie:
Die P-38 Lightning war eines der bemerkenswertesten Jagdflugzeuge im 2. Weltkrieg. Ihre Entwicklung, die 1937 unter dem legendären Konstrukteur Clarence L. „Kelly“ Johnson begann, brachte eine ganze Reihe neuer, bisher nicht verwendeter Konstruktionsdetails in den Flugzeugbau mit ein. Sie verfügte über ein Bugfahrwerk, einen Doppelrumpf mit integrierten Motoren und war in Ganzmetallbauweise mit versenkten Nieten an allen Teilen ausgeführt.
Am 27 Januar 1939 hob der Prototyp erstmalig ab. Die erste Serienversion war die P-38-LO Atalanta, ein Name der von Lockheed gewählt wurde. Sie entstand 1941 und war nur bedingt einsatzfähig.
Bereits Anfang 1940 hatte die französische Luftwaffe eine abgespeckte P-38 bestellt. Sie sollte Motoren ohne Turbolader erhalten. Außerdem wollte man Motoren die nicht gegenläufig drehen, sondern nur in eine Richtung – was die Stabilität jedoch sehr beeinträchtigte. Der Verzicht auf Turbolader war jedoch nicht freiwillig – es standen in den USA keine ausreichenden Mengen zur Verfügung. Als im Herbst 1941 Frankreich besetzt wurde, übernahm die Royal Air Force den Auftrag und die ersten 154 der 667 bestellten Maschinen. Da die Maschinen nur bedingt brauchbar waren stornierte England die weitere Lieferung.
Nach britischer Tradition erhielt auch die P-38 bei ihrer Indienststellung einen eigenen Namen „Lightning“. So wurde der Name auch von dem USAAC übernommen. In den folgenden Jahren wurde die P-38 ständig weiter entwickelt. Allein die P-38E hatte gegenüber dem Vorgänger P-38D fast 2000 Änderungen. Nach den P-38D und E Versionen, kamen die wesentlichen Muster, die F und G in den Kampf, von denen 527, respektive 1082 Stück gebaut wurden. Der Typ F trug V-1710-49/53 Allison Motoren mit 1325 PS und eine Halterung unter den Tragflächen, die je eine 1000lb Bombe oder einen Abwurftank mit 150 Gallonen tragen konnte. Der Typ G erhielt weitere Verbesserungen zur Zuverlässigkeit mit V-1710-51/55 Motoren und der Lademöglichkeit von 1600lb Bomben und Abwurftanks mit 300 Gallonen.
Mit der P-38J entstand die erste wirklich leistungsfähige Lightning. Sie wurde in 2970 Exemplaren gebaut. Aerodynamische Probleme der J-Serie führten zur Einführung von speziellen, ausfahrbaren Klappen unter der Tragfläche. Während nur die letzten P-38J noch diese Änderung erhielten, war sie bei der folgenden P-38L bereits serienmäßig. Diese Version war zugleich die leistungsfähigste aller P-38 und mit 3923 Maschinen auch die am meisten gebaute Lightning. Auf Grund ihrer zweimotorigen Auslegung wurde die P-38 zur Standardausrüstung der im Pazifik stationierten Jägerverbände, deren Einsätze meist weite Strecken über See gingen. Da die P-38L intern nur über eine Treibstoffmenge von 1550 Liter verfügte wurden zwei Zusatztanks von je 567 Liter zum Standard.
Da die japanischen Bomberverbände immer mehr zu Nachteinsätzen übergingen, musste die amerikanische Luftwaffe Nachtjäger zur Bekämpfung dieser Bedrohung einsetzen. Als eine Übergangslösung wurden 75 P-38L aus der Serienfertigung abgezogen und im Lockheed Dallas Modification Center zu P-38M umgebaut. Dafür wurde ein AN/APS-4 Radargerät in einem zylindrischen Behälter unter dem Bug vor dem Fahrwerksschacht angebaut. Zur Bedienung wurde für den Operator hinter dem Piloten ein weiteres Cockpit eingebaut und mit einer gewölbten Vollverglasung versehen. Die Kanonenbewaffnung im Bug wurde beibehalten und teilweise mit Dämpfern gegen Mündungsfeuer versehen. Zusätzlich war die die P-38M auch mit einer Raketenbewaffnung unter den Tragflächen ausgerüstet. Nach dem Erstflug am 5. Januar 1945 begann das Training der Besatzungen in Hammer Fields, USA. Als die ersten P-38M der 421st. Night Fighter Squadron mit ihrem charakteristischen schwarzen Nachtjäger-Anstrich auf die Philippinen verlegt wurden, war der Krieg mit Japan bereits beendet. Keine der Maschinen wurde unter kriegsmäßigen Bedingungen eingesetzt. Während der gesamten Bauzeit von 1941 bis 1945 wurden insgesamt 10038 Maschinen in 12 unterschiedlichsten P-38 Versionen gebaut. Zu den Spitzenzeiten, ab Januar 1942, betrug die Belegschaft der Lockheed und Lockheed Vega Werke, die für den Bau der P-38 zuständig waren , 53 221 Personen.
Technische Daten der H-Version:
Abmessungen: Spannweite 15,85m, Länge 11,53m, Höhe 2.90m
Motor: Allison V-1710-89 und -91 Leistung 2x 1425 PS
Abfluggewicht max.: 9525 kg
Geschwindigkeit: max. 646 km/h
Dienstgipfelhöhe: 11887 m
Reichweite: Einsatz ohne Zusatztanks 640 km oder 3025 km mit zwei 300-Gal-Zusatztanks
Bewaffnung: 1x Bendix 20 mm AN-M2-Kanone und 4 x 12,7 mm Browning MG´s; bis zu 1452 kg an Abwurflast
Quelle: (Revell, Tamiya, Flugzeug Classic, Guido Veik)
Eine hervorragend recherchierte und geschriebene Geschichte vom FLC Autor Wolfgang Mühlbauer zur P-38 finden Sie in folgenden Ausgaben der Flugzeug Classic 08/2013, 07/2014, 06/2015, 08/2016, 09/2017, 06/2018, 02/2019 und 02/2020
Der Bausatz
Die minimalistische, sogenannte White Box weist bei Tamiya auf eine limitierte Variante eines Serienbausatzes hin. Ein ca. 15 x 21 cm großes Info-Bild, aufgeklebt in der Deckelmitte muss ausreichen. Vorbildlich verpackt, sind anstelle der acht mittelgrauen Gussrahmen der F/G Version derer neun in hellem grau abgespritzt und fein säuberlich eingetütet. Nach dem Begutachten der neun Rahmen bin ich geneigt, diese ebenso kurz mit einem Wort zu beschreiben, wäre da nicht die voll durchdachte Aufteilung hinsichtlich eines einfachen Zusammenbaus und der hoffentlich später nachgereichten Varianten J,L und M. Das die Bausatzteile eine einwandfreie Kondition zeigen, zudem spitzenmäßig durchtrainiert sind und keinen Ansatz an überflüssigen Pfunden oder dergleichen aufweisen, ist bei Tamiya Pflicht. Gestochen scharfe Nieten, Gravuren und Details finden sich am ganzen Modell. Besonders fallen mir die glänzenden Gravuren an allen Teilen auf, wenn man sie leicht schräg gegen das Licht hält. Ein Kontrast gegenüber den ansonsten leicht seidenmatten Oberflächen am Modell, der, gepaart mit dem perfekt ausgeführten Spritzguss, einen qualitativ äußerst hochwertigen Eindruck hinterlässt. Auch an den runden Kanälen zu den Bauteilen hin wird diese hohe Güte der Verarbeitung beibehalten.
Konstruktiv haben sich die Entwickler bei Tamiya auch einiges einfallen lassen, die im Modell nicht einfach umzusetzende P-38 Lightning maßstäblich den Modellbauer zu servieren. Das Hauptproblem dabei ist der sichere Stand des Flugzeuges auf dem Fahrwerk, wenn es, wie bei der Lightning mit einem Bugfahrwerk ausgestattet ist.
Um aus dem F/G Bausatz eine P-38H zu verwirklichen, benötigt man 16 neue Bauteile und ein abgeändertes, in Form der fehlenden Querversteifungen am Glasteil Teil H2 der Cockpitverglasung. Letzteres ist gegenüber der F/G auf dem Glasrahmen modifiziert worden. Die 16 Neuteile sind auf dem Rahmen J angeordnet.
Der Einstieg in den Bau findet sich wie bei fast allen Flugzeugmodellen im Cockpit. Die H-Version hat einige wenige, aber interessante Unterschiede zur F/G Version. Einer davon ist das sich geringfügig unterscheidende Instrumentenbrett. Ohne Sitz gerechnet, fügt man 13 fein detaillierte Bauteile zu einem Cockpitgehäuse zusammen und klebt es anschließend von unten in der durchgehend gefertigten Oberschale des Flügels ein. In Form eines stabilen Hilfsrahmen C28 für den Flügel, gruppieren sich im Vorderteil die Seitenwände des Bugfahrwerksschachtes, der wiederum fest mit dem unteren Flügelmittelteil eine von drei Stahlkugeln hinter dem mit der Kanone und MG´s bewaffneten Bug aufnimmt. Verklebt mit dem oberen Flügel ergibt sich so eine äußerst Stabile Verbindung, die mit je einer weiteren Stahlkugel pro Motorausleger (Boom) einen Tailsitter zu verhindern weiß. Allein diese Ausarbeitung des Bausatzes ist ein besonderes Lob wert.
Desweiteren werden die feinen technischen Änderungen gegenüber der F/G Version vorzüglich herausgearbeitet. Neue Kühllufteinläufe der Turbine für die B-33 Turbolader und der Wegfall des von mir fälschlicherweise als mir unbekannter Kühler zwischen der Hauptfahrwerksstrebe/Stützstrebe sitzender Luftfilterkasten zeigt, wie akribisch Tamiya die P-38H umgesetzt hat. Vorbezeichneter Luftfilter konnte vom Cockpit aus zu und abgeschaltet werden. Via zweier runder Klappen im Luftleitsystem des Ansaugtrakts konnte so die zu verdichtende Luft vor Eintritt in das Ladergehäuse gefiltert werden. Zwei neue, angepasste Hauptfahrwerksstreben nebst neuen, größeren Airscoops (tropfenförmiger Lufteinlauf zum Lader seitlich an jedem Boom (Ausleger) ließen am Original zumindest zeitweise die volle Leistung der Allison Motoren abrufen.
Unbedingt muss/darf ich die Hauptfahrwerksschächte noch kommentieren. Für mich das Highlight dieses Kits. Wie akribisch die Entwickler von Tamiya diese Schächte umgesetzt haben, ringt mir allerhöchsten Respekt ab. Dabei gilt es zu beachten, dass sich vor den Fahrwerksschächten die Allison V-1710-89/91 Motoren befinden, dahinter die Kühler der Wasserkühlung und darüber die GE Typ B33 Turbolader befinden. Vor- und Rücklaufleitungen der Kühlflüssigkeit, Laderlufteinlauf nebst Hydraulikzylinder der Fahrwerksmechanik sind zu berücksichtigen. Mit 14 Teilen je Schacht, allerfeinsten Details und logischer, verwechslungssicherer Montage „Tamiya typisch“ eben. Bereits zuvor erwähnt, werden beide Fahrwerksschächte als innenliegendes Komplettteil samt Stahlkugeln in beide Hälften der Leitwerksträger eingeklebt. Der Wegfall des Luftfilters bedingt zwei Neuteile J4 und J5, die anstelle des Luftfilterkastens inwendig des Fahrwerksschachtes, kommend von den Airscoops die Luftleitung abschließen. Um ein erneut höheres Startgewicht zu tragen, erfuhr auch das Bugradfahrwerk eine Überarbeitung. Fahrwerksstrebe, Einzugsmechanismus J6 der Bugradklappe und ein neues Innenteil J9 der selbigen. Zu guter Letzt bildet Teil J15 und J16 die geänderte Bugbewaffnung in Form der Bendix 20 mm AN-M2-Kanone mit geänderter Anordnung der vier cal. 50 MG´s ab.
Kristallklar, sehr dünn abgespritzt bekommen diese 18 Teile des Glasrahmens von mir das Prädikat „besonders wertvoll“. Wie eingangs erwähnt, haben die Techniker von Tamiya auch hier jedwede technische Änderung im Bausatz berücksichtigt und das Hinterteil der Kabinenabdeckung für die P-38-H abgeändert. Beim besten Willen kann ich mir hier eine weitere Steigerung nicht mehr vorstellen. Optional können die Kanzelteile offen oder geschlossen dargestellt werden, was einen Einblick ins wunderschön gemachte Cockpit oder dem sehr gut modellierten Piloten erlaubt.
So bleibt auf Baustufe 52 und 53 der Zusammenbau der Propeller (Curtiss Elektric mit massiven Duraluminblättern) mit anschließender Montage am Flugzeug mittels den Polycaps, noch die einzige Hürde, die dieser Bausatz einem Bastler abverlangt. Es ist auf die unterschiedliche Drehrichtung zu achten. (rechts = linksdrehender/links = rechtsdrehender Propeller von vorn gesehen)
Bauanleitung
Mit vielen Nebeninformationen rund um das Basteln im Allgemeinen als auch dem Flugzeugtyp selbst, gibt die Bauanleitung, die in Schwarz / Weiß gehalten ist, so gut wie keinen Anlass zur Kritik. Mitunter wäre eine ausführlichere Bezeichnung aller technischen Details von großem Wert. Klare Mischungsverhältnisse der hauseigenen Farben mit genauen Farbangaben wie auch die leichtverständlichen und mehrsprachigen Informationen zu den Baustufen erleichtern die Montage und farbliche Gestaltung ungemein. Eine DIN A3 große, beidseitig bedruckte Farbtafel der einzigen Variante, die zudem das Modell in „original Größe“ von allen Seiten zeigt, landet nach dem Bau der Lightning gewiss im Archiv. Viel zu schade, um in den Papiermüll entsorgt zu werden.
Markierung:
- Lockheed P-38 H „White 162“ 432nd Fighter Squadron, 475th Fighter Group, 5th Air Force
Decalbogen
Was Schärfe, Rasterung, Ausführung und richtige Schreibweise der Stencils samt Farbtreue angeht, stehen die Decals dem Polystyrol in nichts nach. Diese Beschreibung trifft auf Decal Nummer 123 auf dem zweiten Trägerfilm nicht ganz zu. Es hat den Anschein, der laufende Indianer ist per Digitaldruck entstanden. Man erkennt die Rasterung bei genauem Betrachten noch mit dem bloßem Auge. Sechs Spiegelelemente und drei Decals, die die Löcher an den Kühlmänteln der MG´s darstellen, vervollständigen den Abziehbilderbogen. Der größere der beiden Bögen ist der gleiche, wie der der Version P-38 F/G 61120. Auf dem neuen, also dem kleineren Bogen, befinden sich die spezifischen Decals der H-Version. Genauer bezeichnet eine P-38 H-1-LO. Auf der Oberseite ist sie im typischen US Oliv drab gehalten, unten ziert das Neutral Gray die Maschine. Etwas Freundlichkeit kommt mit Gelb umrandeten Propellerhauben und oben wie unten gelb eingefärbten Seitenleitwerksspitzen zum Vorschein.
Mehrmals sollte man sich den Maskierbogen kopieren, da man sich weitere Schablonen daraus schneiden kann. Erfahrungsgemäß passen die Vorlagen von Tamiya absolut perfekt, sofern man genauesten entlang der Zeichnung schneidet. Modellbaufreundlich sind diese Nummeriert, was ihren Platz schnell und sicher erkennen lässt.
Modelldetails
Bildquelle: Tamiya
Fazit
Absichtlich habe ich keine Zeilen zu den Quer- Seiten- und Höhenrudern samt Landeklappen geschrieben. Das mir vorliegende Bildmaterial zeigt abgestellte Maschinen immer in „neutraler“ Position aller Klappen. Auch würde es die wunderschöne Silhouette der P-38 Lightning massiv stören. Insofern geht die Ausführung von Tamiya der Klappen- und Rudermontage vollends in Ordnung.
Der ganze Kit ist so clever und überaus detailliert aufgebaut, das der ganze Spaß am Modellbau hier zum Tragen kommt. Mit einer solchen Performance, mit welcher Tamiya die P-38F/G/H ausgestattet hat, wird sich die Konkurrenz schwertun, diese zu toppen. Auch der Zubehörhandel muss sich sehr anstrengen, hier und da noch das letzte Quäntchen an Detail herauszuholen.
Bei weitem die beste Lightning aller Maßstäbe. Nicht auszudenken wäre, würde Tamiya eine 32iger auflegen. Dann glaube ich, müssten Sie eine Fernsteuerung beilegen.
Diesen absolut zu empfehlenden und an alle Modellbauer gerichteten Bausatz erhalten sie im gut sortierten Fachhandel.
Garantierten Bastelspaß wünscht
Guido Veik
(Januar 2021)