Übersicht
Hersteller: Tamiya
Bausatztitel: Lockheed P-38F/G Lightning
Artikelnummer: 61120
Maßstab: 1:48
Material: Polysyrol-Spritzguss, Wasserschiebebilder, Stahlkugeln, Vinylteile, Masken
Preis: UVP € 66,99
Bezugsquelle: Fachhandel
Vertrieb: TAMIYA-CARSON
Herstellerseite: 61120
Tamiya 61120 - Lockheed P-38F/G Lightning 1/48
Box & Bausatzinhalt
- farbig bedruckte Stülpdeckelschachtel ca. 38,5 x 25 x 8cm
- 7 mittelgraue Spritzrahmen mit 210 Teilen
- 1 Klarsichtrahmen mit 18 Teilen
- 1 Decalbogen
- 1 Maskierbogen
- 3 Stahlkugeln
- 2 Polycaps
- 20-seitige, s/w Bauanleitung
- 2-seitige Lackieranleitung im Format A3
- 2-seitiges A-4 Faltblatt „Backround Information“ (4-sprachig)
Vorbild / Historie:
Die P-38 Lightning war eines der bemerkenswertesten Jagdflugzeuge im 2. Weltkrieg. Ihre Entwicklung, die 1937 unter dem legendären Konstrukteur Clarence L. „Kelly“ Johnson begann, brachte eine ganze Reihe neuer, bisher nicht verwendeter Konstruktionsdetails in den Flugzeugbau mit ein. Sie verfügte über ein Bugfahrwerk, einen Doppelrumpf mit integrierten Motoren und war in Ganzmetallbauweise mit versenkten Nieten an allen Teilen ausgeführt.
Am 27 Januar 1939 hob der Prototyp erstmalig ab. Die erste Serienversion war die P-38-LO Atalanta, ein Name der von Lockheed gewählt wurde. Sie entstand 1941 und war nur bedingt einsatzfähig.
Bereits Anfang 1940 hatte die französische Luftwaffe eine abgespeckte P-38 bestellt. Sie sollte Motoren ohne Turbolader erhalten. Außerdem wollte man Motoren die nicht gegenläufig drehen, sondern nur in eine Richtung – was die Stabilität jedoch sehr beeinträchtigte. Der Verzicht auf Turbolader war jedoch nicht freiwillig – es standen in den USA keine ausreichenden Mengen zur Verfügung. Als im Herbst 1941 Frankreich besetzt wurde, übernahm die Royal Air Force den Auftrag und die ersten 154 der 667 bestellten Maschinen. Da die Maschinen nur bedingt brauchbar waren stornierte England die weitere Lieferung.
Nach britischer Tradition erhielt auch die P-38 bei ihrer Indienststellung einen eigenen Namen „Lightning“. So wurde der Name auch von dem USAAC übernommen. In den folgenden Jahren wurde die P-38 ständig weiter entwickelt. Allein die P-38E hatte gegenüber dem Vorgänger P-38D fast 2000 Änderungen. Nach den P-38D und E Versionen, kamen die wesentlichen Muster, die F und G in den Kampf, von denen 527, respektive 1082 Stück gebaut wurden. Der Typ F trug V-1710-49/53 Allison Motoren mit 1325 PS und eine Halterung unter den Tragflächen, die je eine 1000lb Bombe oder einen Abwurftank mit 150 Gallonen tragen konnte. Der Typ G erhielt weitere Verbesserungen zur Zuverlässigkeit mit V-1710-51/55 Motoren und der Lademöglichkeit von 1600lb Bomben und Abwurftanks mit 300 Gallonen.
Mit der P-38J entstand die erste wirklich leistungsfähige Lightning. Sie wurde in 2970 Exemplaren gebaut. Aerodynamische Probleme der J-Serie führten zur Einführung von speziellen, ausfahrbaren Klappen unter der Tragfläche. Während nur die letzten P-38J noch diese Änderung erhielten, war sie bei der folgenden P-38L bereits serienmäßig. Diese Version war zugleich die leistungsfähigste aller P-38 und mit 3923 Maschinen auch die am meisten gebaute Lightning. Auf Grund ihrer zweimotorigen Auslegung wurde die P-38 zur Standardausrüstung der im Pazifik stationierten Jägerverbände, deren Einsätze meist weite Strecken über See gingen. Da die P-38L intern nur über eine Treibstoffmenge von 1550 Liter verfügte wurden zwei Zusatztanks von je 567 Liter zum Standard.
Da die japanischen Bomberverbände immer mehr zu Nachteinsätzen übergingen, musste die amerikanische Luftwaffe Nachtjäger zur Bekämpfung dieser Bedrohung einsetzen. Als eine Übergangslösung wurden 75 P-38L aus der Serienfertigung abgezogen und im Lockheed Dallas Modification Center zu P-38M umgebaut. Dafür wurde ein AN/APS-4 Radargerät in einem zylindrischen Behälter unter dem Bug vor dem Fahrwerksschacht angebaut. Zur Bedienung wurde für den Operator hinter dem Piloten ein weiteres Cockpit eingebaut und mit einer gewölbten Vollverglasung versehen. Die Kanonenbewaffnung im Bug wurde beibehalten und teilweise mit Dämpfern gegen Mündungsfeuer versehen. Zusätzlich war die die P-38M auch mit einer Raketenbewaffnung unter den Tragflächen ausgerüstet. Nach dem Erstflug am 5. Januar 1945 begann das Training der Besatzungen in Hammer Fields, USA. Als die ersten P-38M der 421st. Night Fighter Squadron mit ihrem charakteristischen schwarzen Nachtjäger-Anstrich auf die Philippinen verlegt wurden, war der Krieg mit Japan bereits beendet. Keine der Maschinen wurde unter kriegsmäßigen Bedingungen eingesetzt. Während der gesamten Bauzeit von 1941 bis 1945 wurden insgesamt 10038 Maschinen in 12 unterschiedlichsten P-38 Versionen gebaut. Zu den Spitzenzeiten, ab Januar 1942, betrug die Belegschaft der Lockheed und Lockheed Vega Werke, die für den Bau der P-38 zuständig waren , 53 221 Personen.
Technische Daten P-38F/G:
Abmessungen: Spannweite 15,85m, Länge 11,53m, Höhe 2.80m
Motor: Allison V-1710-49/53 oder 51/55, Leistung 2x 1325 PS
Leergewicht: 5798kg Basisgewicht, 6387kg Startgewicht, max. 8933kg
Geschwindigkeit: max. 666km/h
Reichweite: Einsatz max. 1045km / Überführungsreichweite 3459 km
Bewaffnung: 1x 20mm M-2 Kanone und 4 x 12,7mm MG
Der Bausatz
Sind wir doch mal ehrlich zu uns selbst, denn unweigerlich stellt sich doch jeder sein Objekt der Begierde im Kopf schon vor, bevor er überhaupt einen Blick darauf richten kann. So zumindest steht es um meine Wenigkeit, ziehe ich den Deckel eines Bausatzes ab, wohlwissend dass es sich um einen Kit der Spitzenklasse handeln muss. Die Erwartungen sind hoch und man will ja schließlich nicht enttäuscht werden.
Doch bei Tamiya Kits gehe ich innerlich besonders ruhig und mit vollem Genuss an den Bausatz heran. Gefährlich ist diese Haltung sicherlich, sofern ich doch einmal enttäuscht werden sollte. Was aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit mir bei meiner Restlaufzeit bei Tamiya nicht mehr passieren wird.
Der Verpackung genügt ein Wort; hervorragend. Nach dem Begutachten der acht Rahmen bin ich geneigt, diese ebenso kurz mit einem Wort zu beschreiben. Wäre da nicht die voll durchdachte Aufteilung hinsichtlich eines einfachen Zusammenbaus und der hoffentlich später nachgereichten Varianten.
Das die Bausatzteile eine einwandfreie Kondition zeigen, zudem spitzenmäßig durchtrainiert sind und keinen Ansatz an überflüssigen Pfunden oder dergleichen aufweisen, führt der Hersteller Tamiya hier einmal mehr vor. Gestochen scharfe Nieten, Gravuren und Details finden sich am ganzen Modell. Besonders fallen mir die glänzenden Gravuren an allen Teilen auf, wenn man sie leicht schräg gegen das Licht hält. Ein Kontrast gegenüber den ansonsten leicht seidenmatten Oberflächen am Modell, der, gepaart mit dem perfekt ausgeführten Spritzguss, einen äußerst hochwertigen qualitativen Eindruck hinterlässt. Auch an den runden Kanälen zu den Bauteilen hin wird diese hohe Güte der Verarbeitung beibehalten.
Konstruktiv haben sich die Entwickler bei Tamiya auch einiges einfallen lassen, die im Modell nicht einfach umzusetzende P-38 Lightning maßstäblich den Modellbauer zu servieren. Das Hauptproblem dabei ist der sichere Stand des Flugzeuges auf dem Fahrwerk, wenn es, wie bei der Lightning mit einem Bugfahrwerk ausgestattet ist. Später dazu einige Worte mehr.
Der Einstieg in den Bau findet sich wie bei fast allen Flugzeugmodellen im Cockpit. Zwei Varianten gibt es dabei zu berücksichtigen. Die Version A erlaubt den Bau einer P-38G, die B-Version eine F-Maschine. Einige wenige, aber interessante Unterschiede gibt es hier. Einer davon ist das sich geringfügig unterscheidende Instrumentenbrett. Ohne Sitz gerechnet, fügt man 12 fein detaillierte Bauteile zu einem Cockpitgehäuse zusammen und klebt es anschließend von unten in der durchgehend gefertigten Oberschale des Flügels ein. In Form eines stabilen Hilfsrahmen C28 für den Flügel, gruppieren sich im Vorderteil die Seitenwände des Bugfahrwerksschachtes, der wiederum fest mit dem unteren Flügelmittelteil eine von drei Stahlkugeln hinter dem mit den Kanonen bewaffneten Bug aufnimmt. Verklebt mit dem oberen Flügel ergibt sich so eine äußerst Stabile Verbindung, die mit je einer weiteren Stahlkugel pro Motorausleger (Boom) einen Tailsitter zu verhindern weiß. Allein diese Ausarbeitung des Bausatzes ist ein besonderes Lob wert. Leicht unterschiedliche Ladergehäuse der GE Typ B9 Turbolader beider Ausführungen, offene und verkleidete Felgen, gepaart mit einer hinten angeschlagene Kanzel der A- Version respektive einer rechts angeschlagene der B-Version, zwei Zielvorrichtungen und dem mitführen eines 300 Gallonen fassenden Tanks auf der rechten Flügelstation der Erstgenannten sind die augenscheinlichen optischen Merkmale beider Maschinen.
Unbedingt muss/darf ich die Hauptfahrwerksschächte noch kommentieren. Für mich das Highlight dieses Kits. Wie akribisch die Entwickler von Tamiya diese Schächte umgesetzt haben, ringt mir allerhöchsten Respekt ab. Dabei gilt es zu beachten, das sich vor den Fahrwerksschächten die Allison V-1710-49/53 oder 51/55 Motoren befinden, dahinter die Kühler der Wasserkühlung und darüber die GE Typ B9 und ab der P-38G-3-LO Typ B13 Turbolader befinden. Vor- und Rücklaufleitungen der Kühlflüssigkeit, Vergasereinlaufkanal nebst Hydraulikzylinder der Fahrwerksmechanik sind zu berücksichtigen. Mit 14 Teilen je Schacht, allerfeinsten Details und logischer, verwechslungssicherer Montage „Tamiya typisch“ eben. Bereits zuvor erwähnt, werden beide Fahrwerksschächte als innenliegendes Komplettteil samt Stahlkugeln in beide Hälften der Leitwerksträger eingeklebt. Über das Hauptfahrwerk, in dessen Gabelung am Drehpunkt des Standrohres zur Seitenstütze ein mir unbekannter Kühler montiert ist, den Fahrwerksklappen, den Pylonen, dem SCR-274 Funkgerätes, dem Pilotensitz und Visiereinrichtung, geht es zu den Glasteilen.
Kristallklar, sehr dünn abgespritzt bekommen diese 18 Teile von mir das Prädikat, besonders wertvoll. Beim besten Willen kann ich mir hier eine Steigerung nicht mehr vorstellen. Zudem können die Kanzelteile offen oder geschlossen dargestellt werden, was einen Einblick ins wunderschön gemachte Cockpit oder dem sehr gut modellierten Piloten erlaubt.
So bleibt auf Baustufe 53 und 54 der Zusammenbau der Propeller (Curtiss Elektric mit massiven Duraluminblättern) mit anschließender Montage am Flugzeug mittels den Polycaps, noch die einzige Hürde, die dieser Bausatz einem Bastler abverlangt. Es ist auf die unterschiedliche Drehrichtung zu achten. (rechts = linksdrehender / links = rechtsdrehender Propeller von vorn gesehen)
Bauanleitung
Mit vielen Nebeninformationen rund um das Basteln im Allgemeinen als auch dem Flugzeugtyp selbst, gibt die Bauanleitung, die in s/w gehalten ist, so gut wie keinen Anlass zur Kritik. Allenfalls die fehlende Bezeichnung des mir unbekannten Kühlers (Fahrwerk) und dem Visier erlaube ich mir hier anzuführen.
Klare Mischungsverhältnisse der hauseigenen Farben mit genauen Farbangaben wie auch die leichtverständlichen und mehrsprachigen Informationen zu den Baustufen erleichtern die Montage und farbliche Gestaltung ungemein. Eine DIN A3 große, beidseitig bedruckte Farbtafel der zwei möglichen Varianten, die zudem das Modell in 1/48er „original Größe“ von allen Seiten zeigt, landet nach dem Bau der Lightning gewiss im Archiv. Viel zu schade, um in den Papiermüll entsorgt zu werden.
Markierungsoptionen:
- White 147 339th Fighter Squadron, 347th Fighter Group, 13th Airforce, Operation Vengeance (attack on Admiral Isoroku Yamamoto´s aircraft) Guadalcanal, April 1943 (P-38G Anmerkung vom Verfasser)
- White 33 39th Fighter Squadron, 35th Fighter Group, 5th Airforce, Port Moresby, Late 1942 (P-38F Anmerkung vom Verfasser)
(Bauanleitung in Auszügen)
Decalbogen & Masken
Was Schärfe, Rasterung Ausführung und richtige Schreibweise der Stencils samt Farbtreue angeht, stehen die Decals dem Polystyrol in nichts nach. Der Trägerfilm könnte nach meinem Geschmack etwas dünner sein, ist aber vollkommen in Ordnung. Sechs Spiegelelemente vervollständigen den Decalbogen.
Mehrmals sollte man sich den Maskierbogen kopieren, da man sich weitere Schablonen daraus schneiden kann. Erfahrungsgemäß passen die Vorlagen von Tamiya absolut perfekt, sofern man genauesten entlang der Zeichnung schneidet.
Modelldetails
Bildquelle: Tamiya
Fazit
Absichtlich habe ich keine Zeilen zu den Quer- Seiten- und Höhenrudern samt Landeklappen geschrieben. Das mir vorliegende Bildmaterial zeigt abgestellte Maschinen immer in „neutraler“ Position aller Klappen. Auch würde es die wunderschöne Silhouette der P-38 Lightning massiv stören. Insofern geht die Ausführung von Tamiya der Klappen- und Rudermontage vollends in Ordnung.
Der ganze Kit ist so clever und überaus detailliert aufgebaut, das der ganze Spaß am Modellbau hier zum Tragen kommt. Mit einer solchen Performance, mit welcher Tamiya die P-38F/G ausgestattet hat, wird sich die Konkurrenz schwer tun, diese zu toppen. Auch der Zubehörhandel muss sich sehr sehr anstrengen, hier und da noch das letzte Quäntchen an Details herauszuholen.
Bei weitem die beste Lightning aller Maßstäbe. Nicht auszudenken wäre, würde Tamiya eine 32iger auflegen. Dann glaube ich, müssten Sie eine Fernsteuerung beilegen.
Diesen absolut zu empfehlenden und an alle Modellbauer gerichteten Bausatz erhalten sie im gut sortierten Fachhandel.
Garantierten Bastelspaß wünscht
Guido Veik
(Mai 2020)