USS Nautilus -
das erste U-Boot unter dem Nordpol
Modell: USS Nautilus (SSN-571)
Gebaut von: Roland Sachsenhofer
Maßstab: 1/350
Verwendeter Bausatz: MikroMir (350-009)
Jedes Stück Technik ist ein Kind ihrer Zeit. So richtig diese Feststellung sein mag, so kann dieser Gedanke doch schnell als eine Plattitüde wahrgenommen werden. Angesichts der hier dargestellten USS Nautilus (SSN-571) wird die Aussage jedoch schlagartig konkret, denn die unverkennbaren Linien dieses ersten durch die Kraft des Atoms angetriebenen U-Bootes der Welt sind nicht ohne Grund zu einer Ikone der frühen Jahre des kalten Kriegs geworden. Die Nautilus hatte mit ihrem neuartigen Antrieb das Potential, unentdeckt Atomraketen bis direkt vor die Küsten des Gegners zu bringen.

Damit waren die bis zu diesem Zeitpunkt gültigen strategischen und taktischen Konzepte des U-Bootkriegs, vielleicht sogar des Seekriegs insgesamt, veraltet und mussten auf diese neue Gegebenheit hin adaptiert werden. In Zeiten der „nuklearen Abschreckung“ bedeutete dies dann nichts weniger, als dass unbegrenzt tauchfähige und mit ballistischen Raketen mit Mehrfachsprengköpfen ausgestatte Atom-U-Boote entweder zum Werkzeug eines fragilen „Gleichgewichts des Schreckens“ oder eben der Vernichtung der Menschheit geworden waren.
Mit dem Auftauchen der Nautilus waren auch die bis dahin gültigen Taktiken zum Aufspüren und Bekämpfen von U-Booten weitgehend obsolet geworden. Konnten die leistungsfähigsten Tauchboote im 2. Weltkrieg maximal ein oder zwei Tage unter Wasser bleiben, bevor sie für das Aufladen der Batterien zum Auftauchen gezwungen waren, war die Zeit in den Tiefen der Ozeane für Atom-U-Boote technisch unlimitiert. In den unermesslichen Räumen unterhalb der Oberflächen der Weltmeere konnten sich die neuen Unterwasserschiffe über Wochen und Monaten bewegen und verbergen.
Dementsprechend sollte sich auch das Aussehen dieser Boote verändern. Der deutsche U-Bootstyp XXI hatte für die hydrodynamisch optimierte Gestalt des Oberschiffes zur schnellen Unterwasserfahrt Pate gestanden. Als Antrieb dafür diente ein Druckwasserreaktor STR (Submarine Thermal Reaktor) von Westinghouse, der später als S2W bezeichnet werden sollte.
Die Kiellegung der USS Nautilus, des 571. U-Bootes der US-Navy, erfolgte im Juni 1952 bei „Electric Boat“ in Groton, Connecticut. Die Patronanz über die Einführung des Atomantriebs hatte auf die ihm eigene energische Art Admiral Hyman Rickover übernommen, der auch bei der Erstfahrt zwei Jahre später an Bord war. Schon der „shakedown cruise“ war ein rekordschreibender Erfolg: er führte die Nautilus nach Puerto Rico, wobei sie vollständig getaucht blieb. Die 2.000 Kilometer lange Fahrtstrecke bewältigte sie mit einer damals für Unterwasserfahrten kaum für möglich gehaltenen Geschwindigkeit innerhalb von nur 90 Stunden.
In den folgenden Jahren wurden mit der Nautilus die notwendig gewordenen neuartigen Einsatzkonzepte entwickelt und der Welt – und hier vor allem dem sich formierenden Ostblock – demonstriert, welche bedrohliche Waffe den USA nun zur Verfügung stand. In diese Phase fällt auch eine der berühmtesten Fahrten der Nautilus: am 25. April 1954 brach sie zu einer Unterquerung des Nordpols auf. Bei Point Barrow bei Alaska tauchten die 116 Mann der Besatzung, um nach 96 Stunden und einer Fahrt von rund 3.000 Kilometern vor Grönland wieder auf zu tauchen. Mit dieser erstaunlichen Leistung hatten sie als erste Schiff erfolgreich den Nordpol befahren – nun ja, unterfahren.
Die Botschaft dieser Fahrt kam an: im August 1957 ging mit K-3 “Leninski Komsomol“ das erste Atom-U-Boot der Sowjetunion in Dienst. Es sollte nicht lange dauern, dass mit ballistischen Raketen ausgestatte Atom-U-Boote (englisch ship submersible ballistic nuclear oder kurz SSBN) zu den wichtigsten und auch teuersten Werkzeugen der nuklearen Abschreckung geworden waren. Derzeit stehen etwa 30 SSBN´s weltweit im Einsatz, die von den Atommächten USA, Russland, China, Großbritannien, Frankreich, Indien und Nordkorea unterhalten werden.
Der Ahnherr dieser tödlichen Unterwasserschiffe liegt seit seiner Außerdienststellung im Jahr 1979 als Museumsschiff und Teil des „National Register of Landmarks“ am Ort seiner Entstehung in Groton, Connecticut.
Zur „doppelten“ Darstellung des Modells
Ich habe lange überlegt, wie ich mit der Präsentation zukünftiger U-Bootmodelle umgehen sollte. Zum einen sind die Modelle im Maßstab 1:350 ja wirklich nicht sonderlich groß, zum anderen scheinen sie mir persönlich in ihrer hydrodynamisch bereinigten Form auch nicht allzu viel für das Auge herzugeben. U-Bootmodelle rufen daher nun förmlich nach inszenierten Ablichtungen. Das ist meine persönliche Meinung, wohlgemerkt.
Eine Idee, die mir dann ganz gut gefiel, war nun Folgendes: ich würde die Boote in zwei Zuständen zeigen. Zum einem in einem nachgestellten Trockendock, wodurch der gesamte U-Bootskörper gezeigt werden konnte und zum anderen in einem Wasser-Diorama, wo ich das U-Boot in aufgetaucht dynamischer Fahrt inszenieren könnte. Das ist natürlich eine Einbahnstraße, denn einmal in die Wasser-Basis eingebaut, ist das gesamte Unterwasserschiff verloren.
Ich möchte nun in diesem ersten Teil die USS Nautilus im Trockendock zeigen. In einem zweiten, folgenden Beitrag wird sie dann schon in See gestochen sein. Mit diesen später folgenden Bildern wird es dann auch Erläuterungen zu den Bauprozessen von U-Boot, Trockendock-Modell sowie der Entstehung der Wasserbasis geben.
© Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer




