Übersicht
Hersteller: Das Werk
Maßstab: 1:72
Artikelnummer: DW72001
Preis: Gesehen bei Modellbau König für € 99,-
Material: Plastikteile, Decals, Buch
Produktlink: WW1 German U-Boat SM U9
Box & Inhalt:
Die wirklich massive Schachtel, nicht nur aus Sicht der Größe, sondern auch aufgrund der Dicke des Materials, ist beeindruckend und wirklich stabil. Ja, auch die Qualität der Verpackung sollte erwähnt werden. Aber nun zu dem, was sich in der Schachtel befindet.
- 4 Spritzgussrahmen in grauem Plastik
- 1 kleiner Decalbogen von Cartograph
- 15-seitige Bau- und Bemalungsanleitung
- 99-seitiges Buch über die Hintergründe, Geschichte, Technik, der Besatzung und des Bausatzes in Deutscher und Englischer Sprache
Einleitung:
Der Deutsche Hersteller „Das Werk“ liefert allen Marine-Begeisterten ein echtes Highlight mit dem Bausatz dieses SM U-9 U-Bootes aus dem 1. Weltkrieg. Vor allem der Maßstab ist ja mal etwas nicht allzu alltägliches. Große Maßstäbe, welche bei den Fliegern mittlerweile schon fast Standard sind, haben jetzt wohl auch bei den Marine-Modellen Einzug gehalten. Das Werk ist auch in einem anderen Punkt ein Vorreiter, denn ein U-Boot aus dem 1. Weltkrieg hat es in diesem Maßstab bis jetzt noch nicht gegeben. Grund genug nun den Deckel zu lüften und mal genauer zu schauen, was sich so alles in der wirklich massiven Schachtel befindet.
Das Original
U 9 wurde als erstes Boot seiner Klasse (U 10, U 11 und U 12) am 15. Juli 1908 in Auftrag gegeben und auf der Kaiserlichen Werft in Danzig auf Kiel gelegt. Der Stapellauf erfolgte am 22. Februar 1910, die Auslieferung am 18. April 1910. Am 16. Juli 1914 gelang es der Mannschaft von U 9 − zum ersten Mal überhaupt – während einer Tauchfahrt Torpedos nachzuladen.
Am 22. September 1914 versenkte U 9 unter dem Kommando von Kapitänleutnant Otto Weddigen etwa 50 km nördlich von Hoek van Holland nacheinander die drei britischen Panzerkreuzer HMS Aboukir, HMS Hogue und HMS Cressy. Dabei verloren etwa 1.500 Menschen ihr Leben, ungefähr 800 konnten gerettet werden. Auf der nächsten Feindfahrt konnte das Boot am 15. Oktober vor Aberdeen den britischen Geschützten Kreuzer HMS Hawke versenken. Nach Weddigen und seiner Besatzung bekam nun auch das Boot selbst eine Auszeichnung, indem es fortan ein Eisernes Kreuz am Turm führen durfte. Außer U 9 wurde im Ersten Weltkrieg nur dem Kleinen Kreuzer SMS Emden diese Ehrung zuteil.
Am 12. Januar 1915 wurde der bisherige Erste Wachoffizier Johannes Spieß Weddigens Nachfolger. Unter seinem Kommando verlegte U 9 in die Ostsee und wurde dort zum Minenleger umgebaut. Am 16. August 1915 versenkte SM U 9 den britischen Dampfer Serbino durch Torpedobeschuss nahe der Ostseeinsel Worms. Am 5. November 1915 wurde ein russisches Minensuchboot versenkt. Dies war der fünfte Kriegsschiffserfolg von U 9. Spieß kommandierte U 9 bis zum 19. April 1916. Anschließend wurde das Boot bis zum Kriegsende in Kiel als Schulboot eingesetzt. Am 26. November 1918 wurde das Boot an Großbritannien ausgeliefert und 1919 in Morecambe, Lancashire, abgewrackt.
Insgesamt unternahm U 9 sieben Feindfahrten und versenkte dabei fünf Kriegsschiffe mit 44.173 Tonnen und 13 Handelsschiffe mit 8.636 BRT. Kein anderes Boot versenkte während des Ersten Weltkrieges mehr Kriegsschiffe.
(Quelle Wikipedia)
Bausatz & Teile
Bei einem U-Boot darf man sich jetzt nicht unbedingt eine Menge Teile erwarten, es sei denn es enthält auch eine Inneneinrichtung, was bei dem vorliegenden Bausatz nicht der Fall ist. Dennoch, wenn man sich alles einmal genauer ansieht, wird man feststellen, dass eigentlich doch so einiges angebaut wird.
Hier noch ein paar Fakten zu dem Bausatz:
Länge: 80,4 cm
Breite: 8,3 cm
Höhe: 15 cm
Teile: 164
Das ist wahrscheinlich auch dem Fakt geschuldet, dass es sich um ein Boot aus dem 1. Weltkrieg handelt. Hier gibt es doch so einige kosmetische Unterschiede zu den Booten aus dem 2. Weltkrieg. Zum einen ist die Mastanlage der wohl offensichtlichste Unterschied, welche im Fall dieses Modells sogar entweder aufgestellt, oder eingeklappt verbaut werden kann. Außerdem können alle Luken am Deck und auch die Torpedoluken in geöffneter oder geschlossener Position verbaut werden. Eine weitere Option bietet sich dem Modellbauer, bei der Wahl der Turmreling. Hier kann man sich für die einfache, nackte Rahmenkonstruktion entscheiden, oder aber auch für eine mit Segeltuch bespannten Version. Letztere sorgt sicherlich für einen tollen Farbklecks am Modell. Aber auch die Spannschlösser am Bug sind mehr oder weniger eine Option und kein Muss. Die Vorbereitung dieser ist auf alle Fälle sehr innovativ. Es wird vorgeschlagen, an den Schlössern Löcher zu bohren und dort Fäden durchzuziehen, um die Verdrahtung damit darzustellen. Dem ist nicht genug, auch bei den Rudern werden dem Modellbauer Optionen überlassen. Und zu guter Letzt hat man noch die Wahl aus zwei verschiedenen Namensplaketten, auf welche das Boot gestellt werden kann. Der Stereotyp „U-Boot – man nehme zwei Hälften und setzt einen Turm drauf“ sollte hiermit ein für allemal aus der Welt geschaffen sein. Es gehört hier auf alle Fälle viel mehr dazu und all diese schönen Details wurden von Das Werk astrein umgesetzt. Der Bastelspaß kommt auf keinen Fall zu kurz. Wobei wohl die Bemalung das A & O bei diesem Maßstab mehr Aufmerksamkeit abverlangen wird.
Über die Qualität der Teile kann man nur gutes berichten, die Oberflächen-Details wurden sehr überzeugend und superfein umgesetzt. Über 7.000 Nieten haben ihren Platz am Rumpf gefunden und wurden ausgezeichnet angegossen.
Die Rumpfhälften selbst sind ziemlich dick ausgefallen, das wird sich aber am Ende positiv auswirken, da sie mehr wiegen und das fertige Modell dann besser in seinem Ständer sitzen wird. Die ganzen Kleinteile wurden ebenso sehr schön abgegossen. Es konnte keine Fischhaut oder Formversatz festgestellt werden. Ein kleiner Grat hat sich an den Stellen gebildet, wo die Gussformen sich treffen, aber diese sogenannten Formtrennlinien sind völlig normal und produktionsbedingt vorzufinden. Sie sind auch sehr schnell gesäubert, wenn sie so dünn sind, wie am vorliegenden Exemplar.
Das beigelegte Buch ist eine wahre Fundgrube an Informationen. Für alle die mehr über die Geschichte sowie die Technik erfahren wollen, oder einfach nur Originalbilder aus der Zeit sehen möchten, müssen nur aufschlagen und los lesen. Keine Internet-Recherche mehr nötig. Die Arbeit die dahinter steckt sollte nicht unterschätzt werden, die Informationen sind vielleicht nicht für jedermann von belang, aber für alle die sich tatsächlich damit auseinandersetzen, sind sie unverzichtbar.
Bauanleitung, Decals & Markierungsmöglichkeiten
Der kleine Decalbogen wurde vom wohl bekanntesten und meist vertrautesten Hersteller „Cartograph“ gedruckt. In dieser Hinsicht muss man sich also keine Gedanken machen. Alles sauber und perfekt auf dünnem Trägerfilm abgedruckt. Beste Ware also.
Das Layout der Bauanleitung ist designtechnisch richtig gut gelungen, aber auch vom Inhalt her steht sie dem in nichts nach. Was mir persönlich an diesen Anleitungen so gefällt ist, dass sie sehr einfach gehalten und die einzelnen Schritte nicht überladen mit Zeichnungen und Information sind. Die einzelnen Schritte sind leicht zu verstehen, wenn es eine Auswahl verschiedener Optionen gibt, wird das unübersehbar mit einer Grafik hervorgehoben. Gleiches gilt, wenn ein Decal an einer speziellen Stelle verwendet werden muss, oder aber auch eine Stelle, an der auf etwas bestimmtes Acht gegeben werden muss.
Die Farbpalette wird auf der ersten Seite angeführt und beinhaltet das Sortiment von sechs verschiedenen, namhaften Herstellern. Sehr cool finde ich auch, dass die RAL/FS Farben angeführt werden, wenn es eine Möglichkeit dafür gibt. Auch wo die Decals angebracht werden müssen, wird auf der ersten Seite gezeigt, womit wir schon bei den Markierungsmöglichkeiten für das Boot sind.
Unterm Strich ist die Lackierung bei allen gleich, sie unterscheiden sich nur durch die Nummern am Bug und an den Namen am Rettungsring. Durch das Anbringen des Eisernen Kreuzes am Turm kann auch diese Version gebaut werden. Wie es zur Verleihung dieser Auszeichnung auch für das Boot kam, kann weiter oben in der Geschichte zum Original nachgelesen werden.
Fazit
Das Werk hat hier einen weiteren wirklich tollen und sicherlich nicht so alltäglichen Bausatz abgeliefert. Qualitätstechnisch sehr schön umgesetzt, erwarten den Modellbauer tolle Details. Der Maßstab selbst ist sicherlich auch sehr interessant, wer also den Platz hat, sollte sich absolut an diesem Bausatz versuchen. Ich möchte noch das Buch erwähnen, welches mit den vielen Bildern vielleicht auch noch etwaige offene Fragen beantworten kann und wahrscheinlich auch wird. Also Top Set!