Übersicht
Hersteller: Zvezda
Bausatztitel: Soviet Attack Helicopter MI-24V/VP
Artikelnummer: 4823
Maßstab: 1:48
Material: Polysyrol-Spritzguss, Wasserschiebebilder
Preis: UVP € 39,99
Bezugsquelle: Tamiya-Carson / Fachhandel
Vertrieb: TAMIYA-CARSON
Herstellerseite: 4823
Zvezda 4823 - Soviet Attack Helicopter MI-24V/VP 1/48
Box & Bausatzinhalt
- stabile, rundum farbig bedruckte Klappdeckelschachtel
- 7 hellgraue Spritzrahmen mit 307 Teilen
- 1 Klarsichtrahmen mit 19 Teilen
- 2 Decalbögen
- 12-seitige s/w Bauanleitung in A4
- 2-seitige Lackier- und Markierungsanleitung in A3
Vorwort
Monogramms Hind D war bis dato der einzige Vertreter dieses Typs in 1/48. Ein Nachfolger war eigentlich schon längst fällig. Dank Zvezda können wir uns auf einen neuen Bausatz dieses Typs freuen. Soweit ich jetzt richtig recherchiert habe, auch vertrauenswürdiger Weise meiner Unterlagen wegen, handelt es sich bei diesem Bausatz um eine Mil-24W/WP. Zvezda hat fälschlicher Weise die kyrillische Schreibweise oben rechts auf dem Deckelbild mit V/VP in die lateinische Schrift übersetzt.
Vorbild / Historie:
Dem Mil Mi-24 ist eines gewiss; es gibt weder im Westen noch anderswo einen vergleichbaren Hubschrauber. Mit dem Hauptkomponenten des Antriebs und der Rotoranlage, die vom Mil Mi-8 übernommen wurden, konstruierte man einen komplett neuen Rumpf für diesen Angriffs- und Unterstützungshubschrauber. Als fliegender Schützenpanzer ist er in der Lage, 8 voll ausgerüstete Infanteristen in der Kabine mitzunehmen und dank seiner enormen Bewaffnung andere Einheiten zu Boden, Land und See zu schützen. Ständige Änderungen führten zur D-Version, die das unverkennbare Erscheinungsbild dieses Typs für alle so prägte. Pilot und Bordschütze wurden hinter- und übereinander angeordnet, was die zuvor oftmals bemängelte schlechte Sicht des Piloten der Vergangenheit angehören ließ. Über diverse Versionen ist die W/WP Variante aus dem Hind D hervorgegangen. Verbesserungen in den Sub-Systemen und vor Allem die Aufrüstung, die 9K114 Schturm (NATO-Codename AT-6 Spiral) Panzerabwehrrakete zu tragen, trugen zu allgemeinen Steigerung der Leistung bei.
Wirklich neues zum Original kann ich nicht Berichten. Allerdings finde ich die Beschreibung aus dem Bausatz von Revell sehr gut und habe Sie hier noch einmal mit abgeschrieben. Diese beschreibt allerdings den Hind D.
Natürlich ist der ganze Typ in der Aviatik bestens beschrieben.
„Die Mil Mi-24 war die russische Antwort auf die in Vietnam eingesetzten Gunships der US-Army, die sich als äußerst erfolgreich erwiesen hatten. Der erste Prototyp wurde 1969 fertiggestellt. Dem als V-24 bezeichneten Prototyp folgten die ersten Einsatzversionen, die von der NATO den Codenamen Hind A erhielten. Die ersten Einsatzerfahrungen führten zu einer vollständig überarbeiteten Version der Mi-24, die 1975 erstmalig zum Einsatz kam und den NATO Codenamen Hind-D erhielt. Unter anderem wurde das Cockpit ab der D-Version in zwei Kanzeln in Tandemanordnung unterteilt, wie es inzwischen bei den meisten Kampfhubschraubern üblich ist: in der hinteren ist der Pilot untergebracht, vor ihm befindet sich der Bordschütze/Waffensystemoffizier. Die Frontscheiben beider Kanzeln sind plan und bis zum Kaliber 12,7 mm beschussfest. Zum weiteren Schutz der Besatzung sind seitlich Panzerplatten eingebracht. Außerdem sitzen beide Besatzungsmitglieder auf mit Aufprallschutz versehenen Panzersitzen. Als einziger Kampfhubschrauber, der auch Truppen transportieren kann, wird er hauptsächlich zur Abwehr feindlicher Panzer und Hubschrauber, zur Bekämpfung feindlicher Stellungen und Feuerunterstützung bei amphibischen Operationen sowie für den Begleitschutz eigener Hubschrauber verwendet. Trotz des massigen Erscheinungsbildes ist die Mi-24 ein recht schneller Hubschrauber, unter anderem wegen des im Gegensatz zu anderen Kampfhubschraubern aerodynamisch günstigen Einziehfahrwerks. Um den Aufprall bei einer Notlandung zu minimieren, wird das nach hinten einklappende Bugfahrwerk nicht komplett in den Rumpf eingefahren, so dass die Reifen teilweise sichtbar bleiben. Die Tragflächenstummel der Mi-24, als Außenlastträger für Luft-Boden-Raketen ausgelegt, tragen im Vorwärtsflug zu etwa 25 Prozent zum Auftrieb bei. Die Mi-24D verfügt am Bug über eine Sensorsonde für Messungen von Fluggeschwindigkeit, Gier- und Anstellwinkel. Ergänzt werden die Fluglageinstrumente durch zwei elektrisch beheizte Pitotrohre auf beiden Seiten der Kanzel des Bordschützen. Am Heckausleger befinden sich eine Antenne für das Instrumentenlandesystem, ein Kreiselkompass und ein Funkhöhenmesser. Außerdem sind Systeme zur Warnung vor gefährlichen Flugzuständen vorhanden. Im Notfall kann auch der Bordschütze die Steuerung des Hubschraubers übernehmen. Für die Waffenanlage sind an der Unterseite ein optisches Sensorenpaket mit einem Restlichtverstärker und einem Infrarot-Zeilenabtaster angebracht. Ebenfalls an der Unterseite ist eine Radarlenkanlage für die Panzerabwehrraketen vorzufinden. Für den Waffeneinsatz verfügt die Mi-24D über einen mit der Visiereinrichtung gekoppelten Waffenrechner. Die Bedienung der Waffenanlage ist auch durch den Piloten aus der hinteren Kanzel möglich. Am Bug und am Heck befindet sich je eine Antenne für die Freund-Feind-Erkennung. Die Serie der Hind-D wurde in der Folgezeit ständig weiterentwickelt, ohne daß die Bezeichnung geändert wurde. Zu den äußerlich erkennbaren Veränderungen gehörten auch die ab 1979 eingeführten halbschalenförmigen Staubfilter vor den Triebwerkseinläufen der zwei TV3-117-Triebwerke mit je 2.200 Wellen-PS. Außer Rumänien erhielten in den folgenden Jahren alle Partner des Warschauer Paktes die Mi-24 für ihre Streitkräfte, darunter auch die DDR. Nach der Eingliederung der DDR wurde ein Teil der Mi-24 Hind-D in Erprobungsstellen der Bundeswehr eingesetzt und schließlich außer Dienst gestellt.
Länge: 17,04 m Rotordurchmesser: 16,99 m; Höhe: 5,66 m; Leergewicht: 8.389 kg; Startgewicht max.: 10.985 kg; Bewaffnung: 1 x 12,7 mm Revolverkanone mit vier Läufen; 4x Raketenbehälter; 4x AT-2 Swatter; Höchstgeschwindigkeit: 335 km/h; Dienstgipfelhöhe: 4.500 m; Reichweite max.: 765 km“
Quelle: (Revell, Guido Veik)
Für mich ist dieser Drehflügler immer noch der furchteinflößendste aller Kampfhubschrauber. Vielleicht ist diese Einstellung dadurch entstanden, als ich im Rahmen meiner Militärzeit vom damaligen Ausbilder dahingehend unterrichtet wurde, bei Sichtung mit meinem MG3 in vollem Umfang auf diesen Hubschrauber zu schießen. Schon damals wusste ich, dass ich wenig Chancen hätte, diese Auseinandersetzung für mich zu entscheiden. Im späteren Verlauf unseres Unterrichts der Luftaufklärung und Luftfahrzeugidentifizierung stellte ich fest, dass die Unterlagen hierfür für die Generation meines Vaters erstellt wurden, denn im Jahr 1992 war auf Seiten der Bundeswehr/Herr die Lockheed F-104 das modernste Muster, was uns seinerzeit vorgestellt wurde….
Der Bausatz
Sehr großzügig ist die Schachtel des Bausatzes dimensioniert. Gut und gerne passen da bei durchdachter Packung zwei komplette Modelle hinein. Durchaus bietet sich hier Stauraum für Zubehör an, ich sehe hier aber eher einen kleinen Nachteil. Die Spritzlinge können sich zu viel hin- und herbewegen, was Kleinteile brechen oder zumindest vom Rahmen lösen lässt. Unserem Kit fehlt nichts, was, wenn Teile denn abgebrochen wären, die Plastiktüten in denen die Rahmen eingetütet sind, verhindert hätten.
Die kratzempfindlichen Glasteile sind selbstverständlich separat verpackt. Bei den in guter Qualität abgespritzten Glasteilen sehe ich einen kleinen erwähnenswerten Punkt. Die Frontverglasung des Bordschützen ist auf der rechten Seite mit einem einzelnen runden Anguss versehen. Dieser ragt ein bisschen über den Kanzelrahmen in die Verglasung hinein, was Nacharbeit nach sich zieht. Alle anderen Angüsse dieses Rahmens C sind in kleinen Rechtecken ausgeführt, um nur auf den Kanzelrahmen zu führen. Mit Future behandelte Glasflächen brechen zusätzlich die eine oder andere Spiegelung und erhöhen die Transparenz zusätzlich. Besonders gut finde ich die Aufteilung der Glasteile, die alle Einstiege offen oder geschlossen darstellen lassen. Zvezda hat den Kit so konstruiert, um 2 Versionen einmal mit geöffnetem Cockpit, offen darzustellende seitlichen Frachtraumtüren und geöffnete Triebwerksverkleidungen zu verwirklichen. Dabei kann man dem eigenen Geschmack folgend, die eine oder andere Änderung hinsichtlich der optionalen Gestaltung einbringen. Wo Zvezda einen Pluspunkt verspielt, ist die Umsetzung der beiden Rumpfhälften. Als im Original zu bezeichnendes Nietenmonster, müssen wir bei diesem Modell mit einer glatten Oberfläche auskommen. Zum einen spart dies einmal Kosten für die Form, andererseits spricht eine sich unterscheidende Vernietung aufgrund typenspezifischer Änderungen/Verstärkungen innerhalb der Versionen gegen eine Darstellung der Selbigen, was wiederum Nachfolgemodelle beeinträchtigen würde. Nichts desto trotz hätte ich mich für eine Vernietung der Außenhaut entschieden und eine vertretbare Preiserhöhung in Kauf genommen. Dabei ist die Ausführung des gesamten Bausatzes schon als gut zu bezeichnen. Viele allerfeinste Gravuren, die ich persönlich etwas tiefer haben möchte um eine spätere Nuancierung per Wash sicher zu gewährleisten, mit vorbildlicher Ausarbeitung der Details, sprechen für den Kit. Eine großzügige Ausstattung mit Außenlasten gehört ebenso dazu.
Vier PTB-450 Liter Treibstofftanks, vier × B-8W-20-A-Raketen-Rohrstartbehälter mit je 20 ungelenkten Luft-Boden-Raketen S-8; Kaliber 80 mm, zwei × Startschienengestell mit je zwei × Kolomna 9M114M1 „Schturm“ – funkferngesteuerter (SACLOS) Panzerabwehr-Lenkflugkörper und zwei UPK-23-250-Maschinenkanonen-Behälter (doppelläufige 23-mm-Maschinenkanone GSch-23L mit 250 Schuss Munition). Dazu gesellen sich noch wahlweise zwei unterschiedliche Geschütze für den Kugelturm. Ein vierläufiges, in einem schwenkbaren halbkugelförmigen USPU-24-Kuppelturm lafettiertes 12,7-mm-Gatling-Maschinengewehr Jakuschew/Borsow JakB-12,7 (9A624) mit 1470 Schuss Munition oder ein, in einem schwenkbarem halbkugelförmigem NPPU-24-Turm lafettiertes, doppelläufige 23-mm-Maschinenkanone Grjasew-Schipunow GSch-23L (9А472) mit 450 Schuss Munition der WP-Version. Dem detailverliebten Modellbauer genügt die Umsetzung letztgenannter von Zvezda sicherlich nicht. Ersatz oder Scratchbau ist vonnöten, um die allzu einfach gehaltene Rohrbewaffnung dem originalen Aussehen näher zu bringen. Je nachdem, mit welcher Bugbewaffnung der Mil ausgestattet wird, ändert sich auch die Visiereinrichtung des Bordschützen. Erfreulicherweise findet man vorgebogene Rotorblätter, die den Durchhang im Stillstand modellbaufreundlich wiedergeben. Unterschiedliche Varianten der Täuschkörperwerfer und zwei Pilotenfiguren ergänzen die Ausstattungsmöglichkeiten. Wobei beide Piloten eher an die Anfänge des Spritzgusses erinnern. Proportional, also rein figurbetont gesehen, sind Sie gut getroffen. Was die Detailierung angeht, erscheinen die Einzelheiten doch recht verwaschen, was die Bemalung erschwert. Nicht mehr zeitgemäß ist die Ausführung der Instrumentenboards. Ohne Relief, ganz glatt und lediglich mit einem Decal zu versehen, bin ich doch ein wenig enttäuscht. Auch wenn die Decals perfekt im Raster mit sehr guter Farbwiedergabe gedruckt sind, gehört ein graviertes Instrumentenboard mit dazu. Ein Hingucker wird der 5-blättrige Hauptrotor. Schon sehr gut wiedergegeben, lässt sich mit ein paar Drähten ein detailliertes „Wunderwerk der Technik“ herstellen. Gleichbedeutend sind die Triebwerke. Dem ambitionierten Modellbauer bieten Sie eine gute Basis, sich hier einmal völlig auszutoben.
Bewertet man den ganzen Spritzguss als solches, hat Zvezda gute handwerkliche Arbeit abgeliefert. Mit äußerst wenig Fischhaut, ohne Versatz mit wenig sichtbaren Auswerfermarken versehen, feinsten Gravuren und zum Teil sehr guter Detailierung fügt sich der Kit in den derzeitigen Anspruch von uns Modellbauern ein. Zudem lassen sich Zvezda Modelle sehr leicht und passgenau bauen. Allein schon die Aufteilung dieses Modell ist toll gemacht. So zu sagen wird der Rumpf um den Innenraum zur Einheit zusammengefügt, was sich wohl sehr leicht bewerkstelligen lässt.
Bauanleitung
Komplett in s/w erfüllt die Anleitung ihre Aufgabe zufriedenstellend. Mit etwas Farbe hätte sich eine bessere Orientierung der vielfältigen Optionen erreichen lassen. Ich empfehle, den Buntstift auszupacken und die zu verwirklichende Version farblich hervorzuheben. Leider fehlen auch hier sämtliche Bezeichnungen der Baugruppen. Ein Sachstand, den sehr viele Hersteller noch nicht beherzigen. Hervorzuheben ist die Lackieranleitung. Vollfarbig lässt sie keine Wünsche offen. Alle vier Markierungsmöglichkeiten werden leichtverständlich von beiden Seiten, Version 3 und 4 zusätzlich von Unten gezeigt. Zudem werden die Farbangaben im Tamiya-Farb-System angegeben. Diese Farben kann ich wärmstens empfehlen.
Markierungsoptionen:
- Mi-24W tail number 05 yellow, from the 262nd Separate Helicopter Squadron, Limited Contingent of Soviet Forces, Bagram Air Base, 1988
- Mi-24W from the 221st Helicopter Squadron (vrtulnikova letka) of the Czech Air Force, Roudnice nad Labem airfield, 2012
- Mi-24WP 125th Separate Helicopter Squadron, Air Defense of the Russian Navy Baltic Fleet, Chkalovsk airfield, 2015
- Mi-24WP 125. Separate Helicopter Squadron, Naval Aviation of the Russian Navy Baltic Fleet, Chkalovsk airdrome, 2019
Decalbogen
Ganz klar, diese Worte beschreiben das Highlight dieses Bausatzes. Was Schärfe, Rasterung und Ausführung samt Farbtreue angeht, stehen sie oben auf dem Podest. Bei genauester Betrachtung, unter der Lupe, erkennt man, dass die taktische Nummer 33 und 37 so gedruckt wurden, wie sie im Original auch auf dem Rumpf aufgetragen wurde, mit dem Pinsel nämlich. Eine andere Erklärung kann ich mir nicht vorstellen, da das rot oder weiß absolut perfekt in Rasterung gedruckt wurde. Verarbeitungsmäßig lässt der dünne Trägerfilm keine Probleme erwarten. Alles in allem eine top Arbeit.
Modelldetails
Bildquelle: Zvezda
Fazit
Die von mir aufgeführten Kritikpunkte werden denjenigen, der einen einfach zu montierenden, modernen Plastikbausatz vom Mil Mi-24W/WP bauen möchte, wohl wenig interessieren. Die bis ins letzte Detail gehende Fraktion unter uns wird und kann sich mit Aftermarket und „Selbsthilfe“ einen immer noch aktiven Klassiker dieses Kampfhubschraubers ins Regal stellen.
Viele optionale Gestaltungsmöglichkeiten, ein in vielen Bereichen sehr gut recherchierter und handwerklich gut gemachten Bausatz lassen schnell die kleinen Kritikpunkte vergessen. Zumal die Form so ausgelegt wurde, dass die Versionen D, P und wenn von Zvezda gewollt, der Mi-35 nachgeschoben werden.
Alles in Allem ein gut gemachter Kit, der den bisherigen Stammhalter, den Mi-24D von Monogramm/Revell ablösen wird.
Diesen empfehlenswerten und an alle Modellbauer gerichteten Bausatz erhalten sie im gut sortierten Fachhandel.
Viel Bastelspaß wünscht
Guido Veik
(Januar 2021)