ICM 48805 - Bf 109F-4 with German Ground Personnel 1/48
Box & Bausatzinhalt
- stabile Klappdeckelschachtel mit hochglanzbedrucktem Stülpdeckel
- 3 graue Spritzrahmen mit 81 Teilen
- 1 grauer Spritzrahmen mit 45 Teilen (Figuren)
- 1 Spritzrahmen Klarsichtteile mit 6 Teilen
- 1 Decalbogen
- 2-seitige s/w Bau- und Lackieranleitung in A4
- 1-seitige s/w Bau- und Lackieranleitung (Figuren)
Vorwort
Bereits als einzelne Kits erhältlich, fügt ICM ihre vor mehr als gut 10 Jahren erschienene Me Bf 109F-4 48103 mit dem Figurenset 48085 German Luftwaffe Ground Personel 1939 – 1945 zu einem Set zusammen. Diese Bausätze von ICM lassen mich gerne an meine „Modellbaujugend“ erinnern. Ich hatte damals eine Phase, wo ich kategorisch nur Flugzeuge kaufte, die mit einem Piloten oder Bodenpersonal (Manschgerl=kleiner Mann) ausgestattet waren. Hätte ich einen solchen Kit von vor gut 40 Jahren angeboten bekommen, wäre ich vor Freude im Dreieck gesprungen.
Vorbild / Historie:
Als Anerkennung seiner Verdienste durfte der deutsche Flugzeugkonstrukteur und Unternehmer Wilhelm (Willy) Emil Messerschmitt sein Namenskürzel „Me“ ab 1940 bei seinen Konstruktionen verwenden.
Das mit einer Gesamtzahl von über 33.000 Stück produzierte Exemplar der 109, reiht sich wie kein zweites Jagdflugzeug in die Annalen der Geschichte ein. Die Me Bf 109 hier noch einmal vorzustellen, hieße Eulen nach Athen zu tragen.
Eine Sache möchte ich hier aber noch ansprechen! Es heißt in Flugzeugkreisen: was gut aussieht, fliegt auch gut. Ich denke, treffender kann man die F-Version innerhalb der Me Bf109 Versionen nicht beschreiben. Nicht dass ich je eine geflogen hätte, geschweige denn dazu fähig gewesen wäre. Nein, diese Ansicht kommt, sofern man sich einmal mit dem Jagdflugzeug eingehend beschäftigt, immer wieder zum Vorschein.
Der Bausatz
Aus der stabilen, schönen Schachtel ausgepackt, erkennt man nach dem ersten Begutachten auf Anhieb einen Qualitätsunterschied beider Kits. Zwischen beiden Bausätzen ist deutlich ein Generationsunterschied erkennbar. Der große Reiz dieses Set´s besteht in seiner sehr attraktiven Preisgestaltung. Für gerade einmal 13,50 € wird dieser Kit bei einigen Händlern bereits angeboten. Dabei gibt es natürlich Höhen und Tiefen, die ich nun näher Beschreiben möchte.
Die Plastikteile der F-4 sind nach heutigen Maßstab befriedigend abgespritzt. Fischhaut, Orangenhaut, Löcher und starke Nieten sind zu finden. Das hört sich schlimm an, relativiert sich aber, wenn man die Einzelteile betrachtet. Für einen Plastikbausatz ist der Motor anständig detailliert und aus 25 Bauteilen in Baustufe 1. und 2. der größte Teileposten vom Bausatz. Dabei ist zu Beachten, das dem Grafiker in Stufe 1. die Teilenummern etwas durcheinander geraten sind. Die linke Zylinderbank fügt sich aus Teil Nummer 35 und 37 (Plan 33) zusammen. Der Ventildeckel hat die Nummer 33 und nicht 31 wie im Plan angegeben. 31 ist die richtige Nummer des linken Auspuffkrümmers, der mit 29 in der Baustufe angegeben wird. Alle Nummern der Bauteile finden sich auf der Teileübersicht der ersten Seite der Bauanleitung.
Mit einer üblichen Überarbeitung der Teile lässt sich ein schöner Antrieb verwirklichen. Das Cockpit ist einfach und zum Teil grob ausgeführt. Das letzte Eigenschaftswort im Satz zuvor bezieht sich auf das Instrumentenbrett. Ohne Decalelement ist es nur zu gebrauchen, wenn man die Kanzel im geschlossenen Zustand zeigt. Auch die Seitenwände sind dürftig, wie die Details der Bodengruppe. Beide Rumpfhälften überzeugen da schon mehr! In sieben Bauteile aufgeteilt, um den Motor zu zeigen, passen sie nach Auskunft eines Freundes sehr gut zusammen. Ein bisschen schleifen und spachteln ist nötig, aber keine Zauberei von Nöten.
Ausgeführt als durchgehender Unterflügel mit einzelnen Oberflügeln verlangt das Tragwerk die meiste Nacharbeit. Die starken Gravuren werden nach einem unvermeidbaren Überschleifen der Oberfläche sicherlich abgeschwächt. Hier findet sich die eingangs erwähnte Orangenhaut am Unterflügel. Der rechte Oberflügel weist kleine Löcher auf, die zugespachtelt werden müssen. Separate Vorflügel und Landeklappen mit geschlossen Kühlerklappen und einzelnen Randbögen runden den Bau ab. Übertrieben dargestellt sind die mit Stoff bespannten Höhen- und Seitenleitwerke. Eine leichtes überarbeiten schadet auch den Querrudern nicht. Schwach detailliert hingegen sind die Laufräder.
Alles in allen ist es eine einfach zu bauende Replik dieses bekannten deutschen Jagdflugzeugs. Es bedarf zudem keine Hexerei, die hier aufgezählten Schwächen schnell, einfach und kostengünstig zu Beheben.
Mitunter am wichtigsten sind die Glasteile eines jeden Modells. Diese sind zwar nicht perfekt, doch scheinen sie von besserer Qualität als der reine Plastikspritzguss zu sein. Ein polieren der Teile mit Zahnpaste reicht aus. Eine gerade mal 10 Minütige Angelegenheit, mit einer als „glasklar“ anzusehender Belohnung.
Zu den Figuren: Die Ausarbeitung der Details und Ausführung vom Spritzguss ist ganz klar eine Generation nach dem Erscheinen der Bf 109 anzusiedeln. Wohl proportioniert, mit feinstem herausarbeiten der Feinheiten, zu erkennen an den Uniformen und Gesichtern, entschädigt die Beigabe als solches mehrmals die Nacharbeit am Flugzeug. Selbst Details wie die Löcher an den Gürteln oder die Zähne an den Reißverschlüssen der Beintaschen sind wunderschön wiedergegeben. Bei ihrer Ersterscheinung schon wohlwollend in der Modellbaugemeinschaft aufgenommen, sind sie heute noch genauso überzeugend und gerne willkommen. Als Spritzguss gesehen sind diese Figuren schon in der Spitzenklasse einzuordnen. Selbst Resinfiguren können da nicht allzu viel an Details aufsatteln. Vom Preis einmal ganz abgesehen.
Bleibt also nur die formtechnisch unvermeidbare Trennnaht zu entfernen und ein Zusammensetzten der Bauteile, was angesichts der Qualität sicher zum reinen Vergnügen wird.
Decalbogen
Wenn auch die Schrift der Wartungshinweise etwas fett gedruckt ist, so überzeugen die Decals auf ganzer Linie. Lesbar und richtig geschrieben (womit ich bei meinen Berichten hier einmal um etwas Nachsicht bitte), sind sie versatzfrei, mit kräftigen Farben auf einem dünnen Trägerfilm gedruckt.
Da gibt es nichts zu meckern. Die Decals sind wie die Figuren auf der Höhe der Zeit. Ich habe zwar den Versatz von vielleicht fünf hundertstel am Kleeblatt gesehen, doch traue ich mich nicht, hier Kritik zu üben. Hier habe ich sprichwörtlich eine Nietenzählerei betrieben.
Bauanleitung
Mit zwei A-4 Blättern zum A-5 Format gefaltet, stellt die ohne Farbe gedruckte Bau- und Lackieranleitung schon ein Minimum dessen dar, was zum Bau der Bf 109 benötigt wird. Etwas Erfahrung im Plan lesen und eine gewisse Vorstellungskraft sollte man schon mitbringen, um sich nicht selbst ein Bein beim Zusammenbau oder Lackieren zu stellen. Gleiches gilt für die Figuren, deren farblose Anleitung (1 Blatt in A4) eher eine Information und Bauteileübersicht gleicht. Dafür eignet sich zum Bemalen der Figuren das schöne Hochglanzbild des Deckels viel besser. Dem Alter der Bausätze bzw. dem Druckdatum der Anleitungen geschuldet, wird Modelmaster als Farbenhersteller ist bei beiden Bausätzen angegeben, wobei bei den Figuren noch der russische Hersteller AKAN als Referenz aufgeführt wird.
Markierungsoptionen:
- Messerschmitt Bf 109 F-4, Ofw. Eberhard von Boremski, 9./JG 3, Ukraine, May 1942.
- Messerschmitt Bf 109 F-4, Hptm. Hans Philipp, Gruppenkommandeur, I./JG54, Siwerskaya (Leningrad area), March 1942.
- Messerschmitt Bf 109 F-4, Lt. Hermann Graf, Staffelkapitän of 9./JG52, Rogan (Ukraine), May 1942.
- Messerschmitt Bf 109 F-4, Lt. Heinrich Ehrler, Staffelkapitän of 6./JG5, Petsamo (Finland), July 1942.
Fazit
Die Schwächen der Me Bf 109F-4 von ICM sind mit den üblichen, handwerklichen Modellbau-Utensilien zu bewerkstelligen. Angesichts der Preisgestaltung und der hervorragend gefertigten Figuren ist dieses Set allen Voran den Einsteigern mit kleinen Portemonnaie zu empfehlen. Aber auch Fortgeschrittene und Profis, die Lust am Modellbau mit allen dazugehörigen Arbeiten haben, werden daran Gefallen finden. Figuren- und Dioramenbauer müssen bei diesem Angebot zugreifen. Wo sonst bekommt man für wenig Geld wunderschöne Figuren und einem brauchbaren Kit der 109 in einem Pack?
Wie gesagt, als unverbrauchter Jugendlicher im Modellbau wäre ich im Dreieck gesprungen!
Happy Modelling,
Guido Veik,
Mai 2020