Übersicht
Artikelbezeichnung: AH-1G Cobra
„Over Vietnam with M-35 Gun System“, Hi-Tech kit
Maßstab: 1/48
Hersteller: Special Hobby
Material: Spritzguss, Fotoätz- und Resinteile, 3D gedruckte Teile, Abdeckmasken, Acetatfilm, Decals
Preis: ca. € 57,–
Artikelnummer: SH48230
Produktlink: AH-1G Cobra
Download: Bauanleitung
Einleitung
Special Hobby aus Prag bietet uns Modellbauern wahren Luxus – die legendäre AH-1G Cobra ist bei diesem Hersteller in den drei wichtigsten Maßstäben für Flugzeugmodellbau erhältlich. 1/32 wird in Zusammenarbeit mit ICM abgedeckt, 1/72 wurde in Eigenregie 2014 entwickelt und der neueste Geniestreich ist die 48er Version, die 2022 auf den Markt gekommen ist. Sie wurde ebenfalls selbständig von Special Hobby konstruiert. Somit ist das gesamte Spektrum abgedeckt und es sollte für jeden Heli- bzw. Cobra-Fan etwas dabei sein. Die neueste Ausgabe im Maßstab 1/48 ist ein Hi-Tech kit mit viel Zubehör, den wir hier besprechen.
AH-1G Cobra, Hi-Tech kit
Box & Inhalt
Den praktischen Stülpkarton ziert eine schön gestaltete Box-Art mit einer Cobra im Flug über Vietnam. Der Inhalt des Bausatzes setzt sich wie folgt zusammen:
11 unterschiedlich große Spritzgussrahmen in grauem Kunststoff
1 Rahmen mit den transparenten Teilen
44 Resinteile
5 3D gedruckte Teile
2 Fotoätzteilplatinen, eine davon bereits farbig bedruckt
1 Acetatfilm
1 Bogen Abdeckmasken
1 Decalbogen
20-seitige farbige Bau- und Bemalungsanleitung im Format A4
Geschichte des Originals
Während des Vietnamkrieges zeigte sich erstmals der Bedarf nach bewaffneten Begleitschutzhubschraubern. Bisher wurden Hubschrauber im großen Stil zur Beförderung von Truppen und Ausrüstung benutzt. Deren Selbstschutz war jedoch ihr größtes Problem. Bewaffnete Transporter mit Raketenwerfern und türmontierten Maschinengewehren waren einfach zu schwer und zu langsam um sich aktiv zu verteidigen. Ein Begleitschutz durch Kampfflugzeuge der Air Force war ebenfalls nur ein Notbehelf. Die Jets waren, bedingt durch die höhere Geschwindigkeit, nie wirklich nahe bei den Hubschraubern und somit am Geschehen.
Abhilfe war in Sicht, als die US Army 1965 eine Ausschreibung für einen zweisitzigen Kampfhubschrauber herausgab. Bell siegte mit seinem Modell 209. Der Erstauftrag umfasste zwei Vorserienhubschrauber und 110 Serienexemplare des Bell AH-1G. Die Schulung und das Einsatztraining erfolgten vor Ort in Vietnam. Bei den ersten ausgelieferten Cobras befand sich der Ausgleichsrotor auf der linken Seite. Später wurde dies geändert und auf die rechte Seite verlegt.
Um die Cobra bekämpfen zu können, setzte die vietnamesische Armee auf heiße Abgase reagierende selbstsuchende Raketen ein. Somit mussten die Hubschrauber schließlich mit Abgasdeflektoren nachgerüstet werden. Eine Neuheit für die damalige Zeit war der untergehängte Kinnturm mit den verschiedenen Waffen.
Bell baute in den sechs Jahren von 1967 – 1973 insgesamt 1.116 AH-1G für die US Army, von denen jedoch die stattliche Anzahl von ca. 300 Maschinen als Einsatzverlust oder durch Unfälle verloren ging. Ein weiterer Betreiber der Cobra waren die US Marines, welche die Maschinen allerdings nur kurz nutzten. Diese wurden durch die AH-1J mit zwei Triebwerken ersetzt. Internationale Käufer des AH-1G waren die spanische Marine und Israel, wo diese auch zum Einsatz gelangten (Quelle: Wikipedia).
Alle Originalaufnahmen zeigen die AH-1 Cobra in verschiedenen Ausführungen.
Bausatz & Teile
Dieser Hi-Tech kit ist die zweite Auflage der Cobra von Special Hobby im 48er Maßstab und er verdient diese Bezeichnung wirklich. Die Ausstattung mit Fotoätz-, Resin- und 3D gedruckten Teilen sowie Abdeckmasken und vier Markierungsoptionen ist äußerst umfangreich. Dazu aber später mehr.
Der erste Blick auf die Teile verrät, dass es sich bei dem vorliegenden Bausatz um eine hochmoderne Fertigung handelt. Blechstöße sind sauber und fein versenkt. Die markanten Nietenreihen am Heck wurden entsprechend dem Original erhaben dargestellt. Versenkte Nietenreihen sind aber genauso vorhanden, was für ein durchdachtes Design und einen gut umgesetzten Formenbau spricht und für ein tolles und erfüllendes Modellbauerlebnis sorgt. Die Teile selbst sind allesamt sehr schön und fast makellos abgegossen worden, hier und da findet man ein wenig Gussgrat, der aber recht einfach beseitigt werden kann. Fischhaut, Formversatz, Verzug oder Sinkstellen konnte ich nach der ersten Inspektion an keinem der Teile feststellen.
Das Tandemcockpit wird mit Resin-, Fotoätz- und 3D gedruckten Teilen super detailliert. So werden z.B. die akkurat gegossenen Sitze mit bereits farbig bedruckten PE-Teilen ausgestattet. Manche Teile sind sehr filigran und man muss beim Abtrennen vom Angussblock höllisch aufpassen, dass nichts bricht – was auch für die Teile aus dem 3D-Drucker gilt. Die Armaturenbretter werden schichtweise aus farbig bedruckten Fotoätzteilen aufgebaut, dabei ist das „Glas“ der Anzeigen bereits transparent aufgedruckt – super! Alternativ können die Instrumente auch mit Decals dargestellt werden, was für mich aber die zweite Wahl wäre.
Im Bauabschnitt 19 kommt es zur „Hochzeit“ der beiden Rumpfhälften. Es ist zwar angegeben, dass in die Nase Gewicht eingefügt werden muss, aber nicht wie viel. Ich persönlich würde hier so viel reinstopfen, wie möglich, um am Ende keinen Tailsitter zu erhalten. Richtungsweisend ist in manchen Bereichen der Rumpfaufbau. Auf der Unterseite wird so beispielsweise ein Segment über die Klebenaht der beiden Hälften gelegt, dadurch wird diese perfekt abgedeckt und Spachtelarbeiten vermieden. Gleiches gilt für den Bereich hinter der Nase, auch hier wird eine „Platte“ über die Naht geklebt, eine wirklich tolle Methode, um unerwünschten Spalten vorzubeugen. Die Lüftungseinlässe werden mit fotogeätzten Gittern verfeinert.
Die Waffen des Kinnturms werden ebenso wie einer der drei verschiedenen Raketenwerfer aus präzise gegossenen Resinteilen aufgebaut. Das M35 Armament Subsystem wird inklusive der sechsläufigen 20mm-M195-Kanone hingegen aus Spritzgussteilen zusammengesetzt. Bei den Landekufen kann – je nach Markierungsoption – aus zwei Varianten gewählt werden. Die Montage des Hauptrotors sieht recht filigran aus, er besteht aus einem Hauptmast und zwei dünnen Stangen. Hier muss sehr vorsichtig gearbeitet werden, um nichts zu beschädigen. Der Rotor ist laut Bauanleitung drehbar, sofern man alles richtig gemacht hat.
Der Aufbau der Cockpitverglasung ist sicher nicht leicht zu bewerkstelligen, weil alle Seitenteile an den transparenten Mittelsteg angebracht werden müssen. Dafür besteht aber die Option alle Einstiegsfenster auch in geöffnetem Zustand anzubauen, die nötigen Teleskopstangen liegen bei. Die transparenten Teile für die große Cockpitverglasung sind von sehr guter Qualität und werden einen ungehinderten Blick auf die super detaillierten Arbeitsplätze der Besatzung ermöglichen.
Sehr cool finde ich auch das Taxi-Gestänge, das man komplett mit Rädern an die Kufen anbringen kann. Dadurch ergeben sich einige Dioramen-Ideen. Im 45sten und letzten Bauabschnitt wird erklärt, in welcher Kombination die Raketenwerfer an den Stummelflügeln angebracht werden können.
Der Bausatz weist mit präzise Vorgestanzten Abdeckmasken noch ein weiteres Highlight auf. Damit können sowohl außen, als auch innen die transparenten Teile der Cockpitverglasung einfach und schnell abgeklebt und dann lackiert werden.
Bauanleitung, Decals & Markierungsmöglichkeiten
Die Bauanleitung ist typisch für Special Hobby farbig gestaltet. Auch bei kleinen Teilen ist angegeben, wie sie bemalt werden sollten – das erspart viel Recherchearbeit (Bauanleitung in Auszügen siehe unten). Als Farbreferenz bezieht sich der Hersteller auf das Sortiment von Gunze.
Der Decalbogen wurde sauber und exakt im Register gedruckt. Die Qualität der Nassschiebebilder ist gut, die Farben sind satt, nur der Überstand des Trägerfilms könnte etwas kleiner sein. Die großformatige Bemalungsanleitung zeigt jede der vier Markierungsmöglichkeiten als farbigen 4-Seiten-Riss, da sollten keine Fragen offenbleiben. Auf einer eigenen Seite wird die Anbringung der Stencils erklärt. Folgende vier Markierungsoptionen werden angeboten:
AH-1G, s/n 67-15536, „Thor’s Hammer“, 7th Squadron, 1st Cavalry, Tra Vinh, Vietnam, 1971
AH-1G, s/n 68-17068, „Cindy Ann“, 1st Squadron, 9th Cavalry, Phuoc Vinh, Vietnam, August 1970
AH-1G, s/n 68-15031,“Pandoras Box“, 2/20 ARA, Vietnam, April 1971
AH-1G, s/n 68-17074, „The Gladiator“, C/16 Cav, Vietnam, 1972
Zubehör
Wie bei vielen Herstellern heutzutage üblich, bietet auch Special Hobby für seine Cobra Zubehör an, das man sich gesondert je nach Bedarf zulegen kann. Kitchecker stellt hier das Upgrade-Set M35 Armament Subsystem mit der Artikel-Nr. 4454 vor, das von CMK, einer Tochtergesellschaft von Special Hobby, produziert wird. Wie oben schon erwähnt liegt dieses Waffensystem inklusive der 20mm-M195-Kanone dem Hi-Tech kit in Spritzgussteilen bei. Das Upgrade-Set ist aus Resin gegossen und viel detaillierter, als die Bausatzteile – es wird also am fertigen Modell deutlich besser aussehen. Allerdings dürfte das Abtrennen von den Angussblöcken und der Zusammenbau wegen der recht kleinen Teile nicht ganz einfach werden. Der Preis für dieses Set liegt bei etwa 16,– Euro.
Fazit
Special Hobbys Hi-Tech kit der 48er Cobra ist ein sehr gut ausgestattetes Rundum-sorglos-Paket auf einem top Qualitäts-Niveau. Eine hervorragende Oberflächengestaltung, super Detaillierung durch Fotoätz- und Resinteile, Abdeckmasken für eine saubere und rasche Lackierung und vier Markierungsoptionen werden für reichlich Bastelspaß sorgen. Vom Kitchecker Modell-Journal gibt es eine klare Kaufempfehlung für diesen Bausatz der Mutter aller Kampfhubschrauber.
Stefan Fraundorfer, September 2022