ARMA Hobby 70029 - Yak-1b Allied Fighter Limited Edition!
Box & Bausatzinhalt
- rundum farbig bedruckte Schüttbox
- 1 grauer Spritzrahmen mit 44 Teilen
- 1 Spritzrahmen mit 2 Klarsichtteilen
- 1 Decalbogen
- 8-seitige, farbige Hochglanzanleitung in A5
Vorwort
Durch die Spielwarenmesse 2020 und diverse Ankündigungen war man ja in gewisser Weise bereits „vorgewarnt“, was der Warschauer Modellbauhersteller Arma Hobby an tollen Neuerscheinungen am Start hat. Hält man den Spritzrahmen des neuen 1/72er Kits der Yak-1b dann aber in Händen, so fallen einem sofort die teils sehr kleinen und für Spritzguss ungewöhnlich filigran umgesetzten Kleinteile ins Auge. Erst mit dem zweiten Blick erfasst man danach die umwerfenden Oberflächen von Rumpf und Tragflächen und ein simples aber lautes „WOW“ lässt sich vernehmen…
Dies gilt gleichermaßen für drei uns vorliegende neue Bausätze dieses Herstellers. Lassen Sie sich überraschen, Hurricane und Wildcat folgen demnächst.
Vorbild / Historie:
Die sowjetische Regierung gab 1939 eine Ausschreibung für einen neuen Jäger heraus, der die bis dahin eingesetzten und nun veralteten Typen I-15, I-16 und I-153 von Nikolai Polikarpow ersetzen sollte. Jakowlew, der bereits einige Erfahrungen in der Konstruktion von leichten, wendigen Flugzeugen gemacht hatte, legte besonderen Wert auf eine aerodynamisch günstige Oberflächenform, um dem neuen Modell eine möglichst hohe Geschwindigkeit zu verleihen. Im Oktober 1939 besuchte er als Mitglied einer sowjetischen Delegation namhafte deutsche Flugzeughersteller, unter anderem auch die Heinkel-Werke, und besichtigte die He 100. Nachdem Testpilot Stefan Suprun das Flugzeug probegeflogen und sich positiv über dessen Flugeigenschaften geäußert hatte, ließ die Delegation sechs (nach anderen Quellen zehn) der Flugzeuge kaufen. Obwohl die He 100 nach intensiver Erprobung als Militärflugzeug ungeeignet eingestuft wurde, ist es möglich, dass sich der Konstrukteur durch dessen Auslegung beeinflussen ließ.
Der als I-26 (russ. für Istrebitel=Jäger) bezeichnete Prototyp startete am 13. Januar 1940 zu seinem ersten Flug. Die darauffolgende Flugerprobung wurde von einem tödlichen Unfall überschattet, als Julian I. Piontkowski, der bis dahin sämtliche Flugzeugtypen Jakowlews getestet hatte, am 27. April 1940 mit der I-26 abstürzte. Da bei der anschließenden Untersuchung ein Versagen der Konstruktion als Ursache ausgeschlossen werden konnte, lief die staatliche Erprobung des Modells bis zum November 1940 weiter. Die Massenfertigung begann einen Monat später unter der offiziellen Bezeichnung Jak-1.
Als die Sowjetunion im Juni 1941 überfallen wurde, dienten die bis dahin produzierten Maschinen zusammen mit der ebenfalls neu erschienenen MiG-3 bei der Verteidigung von Moskau. Ohne die laufende Produktion zu unterbrechen, wurden nach den ersten Fronterfahrungen an der Jak-1 Verbesserungen vorgenommen. Ab Oktober 1942 erhielt der inoffiziell Jak-1B genannte Typ auf Anregung von Piloten wegen der besseren Rundumsicht einen abgesenkten Rumpfrücken, die Flügelenden wurden etwas spitzer gestaltet, ein stärkerer Motor wurde eingebaut und die beiden 7,62-mm-MGs durch ein einziges 12,7-mm-MG ersetzt.
Die leistungsstärkste Version war jedoch die gewichtsreduzierte Jak-1M mit ebenfalls abgesenktem Rumpfrücken, einziehbarem Spornrad und leistungsgesteigertem Triebwerk WK-105PF mit automatisch geregelter Luftschraube WISch-105SW, deren Entwicklung parallel zur Jak-1-Produktion ab Oktober 1940 durchgeführt wurde und deren Serienfertigung Ende 1942 anlief.
Die Produktion im Saratower Werk Nr. 292 endete 1944 nach der 8721. Maschine mit der Umstellung auf die Jak-3, die aus der Jak-1M entwickelt wurde. Außer in der UdSSR flog die Jak-1 noch in Polen (bis 1946) und Jugoslawien. Das im Juli 1943 aufgestellte 1. PLM (Pułk Lotnictwa Myśliwskiego, Jagdfliegerregiment) Warszawa, welches aus polnischen Angehörigen bestand, sowie das französische Normandie-Njemen-Geschwader, die beide auf der Seite der Roten Armee gegen die Deutschen kämpften, benutzten ebenfalls diesen Typ. Quelle: Wikipedia
Der Bausatz
Viele unter uns Modellbauern werden Arma Hobby weniger in Verbindung bringen mit Spritzgussbausätzen, vielmehr wurde die kleine Firma mit ihren außergewöhnlichen und erstklassigen Resin-Upgrades -z.B. für Italeri´s 1/72er C-130 Hercules- bekannt. Wie könnte es anders sein, hat das Designteam die langjährige Erfahrung und Finesse dann auch in ihre Spritzgussprodukte einfließen lassen.
Vor uns liegt nun ein kleiner Bausatz der Yak-1b, welcher mit einer überschaubaren Teileanzahl und durchdachtem Design punktet. Natürlich stammt das neue Werkzeug für das Modell aus CAD generierten Formen aus Duraluminium.
Als Hinweis sei noch erwähnt, Arma Hobby bietet den jeweiligen Modelltyp, in der Regel, in verschiedenen Editionen an. Vorliegend ist die Limited Edition, mit geändertem Decalbogen; es sind aber auch der Standardbausatz (ohne Zubehör) und das Expert Set (mit Ätzteilen, Masken etc.) erhältlich.
Wie eingangs bereits erwähnt, fällt der gebotene Detailreichtum und die hohe Qualität der Spritzgussbauteile mit als erstes auf. Blechstöße, Wartungsklappen, Verschraubungen etc. sind scharfkantig wiedergegeben. Geradezu unglaublich realistisch können sich die bespannten Flächen präsentieren. Grate und Häutchen sind nicht zu erkennen, die Formtrennlinie ist ebenfalls höchstens zu erfühlen statt zu sehen. Fast hätte man das Gefühl, dass es zu schön um wahr zu sein scheint. Wo ist also der berühmte Haken an der Sache. Nun, auch eine Trockenpassung der Hauptkomponenten gibt keinen Aufschluss darüber. Eher zeigt sich der Bausatz in Tamiya-typischer Passgenauigkeit. Da bleibt also nur, von der leider nur einteilig vorhandenen Kabinenhaube zu berichten, die, möchte man mehr Einblick in das Cockpit haben, zersägt werden muss. Das Klarsichtteil ist (beim vorliegenden Muster) absolut Schlieren- und Verzerrungsfrei. Zum Thema passend ist dann auch die sehr gute Gestaltung des Cockpits an sich, mit an den Rumpfhälften angegossenen Strukturen und feinen Kleinteilen. Eigentlich wären hier Ätzteile völlig überflüssig, abgesehen von den Gurten natürlich. Was das Instrumentenbrett angeht, da bietet der Decalbogen die passenden Verfeinerungen.
Zum Außenbereich lässt sich noch feststellen, dass die Räder abgeflacht sind und sind sogar für den kleinen Maßstab mit Schriftzügen auf der Felgenwand versehen! Alle Steuerflächen sind maßstabstypisch in Neutralstellung wiedergegeben. Die Auspuffanlage ist nicht hohl, da gerät der Spritzguss dann schließlich doch an seine Grenzen.
Decalbogen
Dem Bausatz liegt ein exakt im Register gedruckter Decalbogen zur Dekorierung von 4 Maschinen bei. Dieser stammt ebenfalls von einem polnischen Spezialisten, nämlich der Decalschmiede Techmod und sollte demnach perfekt zu verarbeiten sein.
Bauanleitung
Die Bauanleitung führt in überschaubaren 9 Schritten zum fertigen Modell. Alle Baustufen der A5-Anleitung sind in noch akzeptabler Größe abgebildet. Lobend erwähnen sollte man die ausführliche Information zum Original, was bei vielen Herstellern heutzutage gerne vergessen wird. Als Farbreferenz sind 7 der bekanntesten Hersteller angegeben. Inklusive der russische AMT- und A- Farbangaben des Volkskommissariat für Luftfahrtindustrie der UdSSR (NKAB).
Markierungsoptionen:
- Yak-1b, No.: 12181/12, 1st Fighter Aviation Regiment „Warszawa“, pilot Cpt. Oleg Matvieyev, 1944/45
- Yak-1b, No.: 23, squadron GC3 „Normandie“ Monostyrshchinaairfield, October 1943
- Yak-1b, No.: 33, squadron GC3 „Normandie“, Khatyenki airflied, July1943, pilot Noel Castelain
- Yak-1b, No.: 16173/34, 112 Fighter Regiment, Yugoslavia, May 1945
Fazit
ARMA Hobby liefert einen Garanten für hochwertigen Plastik-Modellbau nach dem anderen ab. Mit absolut überzeugender Qualität und gut umgesetzten Ideen kann man hier von Bastelspaß pur sprechen. Möchte man einen Kritikpunkt finden, so bleibt nur die einteilige Kabinenhaube…
Diesen sehr empfehlenswerten und auch an die Jugend oder den Modellbau-Einsteiger adressierten Bausatz, erhalten Sie im gut sortierten Fachhandel.
Happy Modelling,
Thomas Schneider
(November 2020)