Übersicht
Artikelbezeichnung: Focke-Wulf Fw 189B-0/B-1 „Luftwaffe Trainer“
Maßstab: 1/72
Hersteller: Special Hobby
Material: Spritzguss, Resin, Decals
Preis: ca. € 18,–
Artikelnummer: SH72430
Produktlink: Focke-Wulf Fw 189B
Download: Bauanleitung
Einleitung
Die A-Version der Focke-Wulf Fw 189 wird den meisten Flugzeug-Modellbauern bekannt sein. Etwas anders dürfte es sich bei der Ausführung B verhalten, von der – je nach Quelle – nur 13 bis 16 Maschinen in zwei Varianten gebaut wurden. Das wird mit ein Grund sein, warum es nur einen Hersteller gibt, der die Fw 189B im Maßstab 1:72 anbietet – nämlich Special Hobby, der Spezialist für Modelle abseits des Mainstreams. Die tschechische Modellschmiede hat somit ein Alleinstellungsmerkmal mit diesem Bausatz inne.
Focke-Wulf Fw 189B
Box & Inhalt
Die Farben Rot, Weiß und Grau kennzeichnen bei Special Hobby den Maßstab 1/72. Das liebevoll gestaltete Deckelbild zeigt eine Fw 189B bei der Pilotenausbildung. Hier der Inhalt des Stülpkartons in Kurzform:
3 Spritzgussrahmen mit 82 Teilen in hellgrauem Kunststoff
2 Resinteile
1 Rahmen mit 2 Klarsichtteilen
2 Decalbögen
12-seitige, farbige Bau- und Bemalungsanleitung im Format A5
Geschichte des Originals
Die Erfahrungen der Legion Condor im Spanischen Bürgerkrieg hatten gezeigt, dass die von der Luftwaffe verwendeten Nahaufklärer Heinkel He 46 und Henschel Hs 126 zu langsam und ungeschützt waren. Also stellte das RLM Forderungen auf, die das neue Flugzeug zu erfüllen hatte, darunter eine aus Maschinengewehren bestehende Abwehrbewaffnung sowie eine Zuladung von 200 Kilogramm Bomben. Außerdem sollte das Flugzeug eine Motorleistung von 900 PS aufweisen, um die nötige Geschwindigkeit und Wendigkeit zu erhalten.
Die Ingenieure bei Focke-Wulf entwarfen daraufhin eine Maschine mit zwei in separaten Gondeln untergebrachten Zwölfzylinder-V-Motoren des Typs Argus As 410, die dem Beobachter in der mittleren Kanzel ein sehr gutes Blick- und Verteidigungsfeld boten, da kein Triebwerk den Blick nach vorne störte. Zur Sichtverbesserung wurde auch die Instrumententafel nach oben verlegt.
Der erste Prototyp Fw 189V1 mit dem Kennzeichen D-OPVN und zwei 430 PS starken Argus-As-410-Motoren absolvierte am 23. Juli 1938 seinen Erstflug. Weitere Prototypen wurden gebaut, darunter auch der Entwurf eines Angriffsflugzeugs mit Maschinengewehren und Bombenaufhängungen.
Die Auslieferung der Vorserie A-0 begann noch vor dem Krieg. Von der B-0 wurden sechs Flugzeuge bestellt. Im Oktober 1940 begann die Auslieferung der Serie A-1. Es wurden insgesamt 830 Exemplare im Focke-Wulf-Stammwerk in Bremen, von Aero in Prag und in Frankreich von der SNCASO (unter Teilfertigung bei Breguet) gebaut. Im März 1944 lief die Serie bei SNCASO aus, nachdem Aero und Focke-Wulf schon Anfang 1943 die letzten Fw 189 ausgeliefert hatten.
Die Baureihe „B“ unterschied sich deutlich von der A-Version. Sie war als unbewaffnetes Trainings- und Verbindungsflugzeug ausgelegt und hatte eine völlig veränderte Rumpfgondel. Die Nase war nicht verglast, Windschutzscheibe und Cockpitabdeckung waren abgesetzt und der Rumpf bot Platz für fünf Personen. Von dieser Version wurden lediglich 13 bis 16 Exemplare gefertigt, da für diese Aufgaben die Siebel 204 zur Verfügung stand. (Quelle: Wikipedia)
Bausatz & Teile
Die Spritzgussteile der aktuellen Ausgabe der Fw 189B stammen nicht aus neuen Formen, sondern basieren auf dem Bausatz aus dem Jahre 2001, der damals unter dem Label MPM Production aufgelegt wurde. Um die Auflage dieses doch ziemlich exotischen Modells wirtschaftlich gestalten zu können, musste in günstiger Kleinserien-Technologie mit überschaubaren Kosten für den Formenbau produziert werden. Das bedeutet im Fall der Fw 189B unter anderem: angegossene Quer- und Seitenruder; fehlende Nietenreihen und Motore; einige leichte Beulen auf den Oberflächen (verursacht durch Auswurfstempel auf der Innenseite); keine Nummerierung der Teile an den Spritzgussrahmen.
Kommen wir nun aber zu den positiven Merkmalen dieses Bausatzes: Die Detaillierung der Oberflächen der Hauptkomponenten Rümpfe, Gondel, Tragflächen und Leitwerk sieht überzeugend aus. Fein und akkurat ausgeführte Gravuren stellen die Blechstoßlinien dar. Fischhaut oder Formversatz ist nicht zu erkennen. Wartungsklappen und -deckel wurden mit versenkten Schraubenköpfen versehen. Die beiden Lufteinläufe aus Resin, die dem Bausatz aus 2001 noch nicht beilagen, sehen wesentlich besser aus, als die Spritzgussteile.
Die Detaillierung des Cockpits ist ziemlich rudimentär. Decals für die Instrumente sind nicht vorhanden. Die fehlenden Sitzgurte sollten auf jeden Fall nachgerüstet werden, weil der Innenraum durch die vielen Glasflächen gut einsehbar sein wird. Die Klarsichtteile für die Kabinenhaube und den hinteren Bereich der Gondel zwar nicht ganz perfekt, aber durchaus brauchbar.
Ein erhebliches Problem ergibt sich durch das gänzliche Fehlen der Motoren: Durch die relativ großen Öffnungen der vorderen Motorabdeckungen sieht man ins Leere. Hier hätte zumindest die Andeutung eines Motors durch den Hersteller für Abhilfe gesorgt. Der ernsthafte Modellbauer muss sich hier etwas einfallen lassen. Die einfachste Lösung ist wahrscheinlich der Kauf des Resin-Sets von CMK mit der Artikel-Nr. 7044 , das den Argus 410 überzeugend darstellt. Natürlich braucht man zwei davon, was dann fast € 20,– kosten wird.
Bauanleitung, Decals & Markierungsmöglichkeiten
Die Bauanleitung ist durchgehend farbig gestaltet, übersichtlich und exakt gezeichnet und führt in 9 Schritten zum fertigen Modell. Bei allen Teilen für das Cockpit, das Fahrwerk und die Propeller ist angegeben, wie sie bemalt werden sollten, wobei sich die Farbangaben auf die Palette von Gunze beziehen.
Alle drei Markierungsoptionen sind jeweils als Vier-Seiten-Risszeichnung dargestellt, bei der Lackierung sollten also keine Fragen offen bleiben.
Der Decalbogen wurde sauber und versatzfrei gedruckt. Der Überstand des Trägerfilms ist allerdings ziemlich groß. Folgende Markierungsmöglichkeiten stehen zur Auswahl:
Fw 189B-0, Werk-Nr. 0010, BQ+AZ, Bremen, 1940
Fw 189B-1, BS+AA, 1940
Fw 189B-1, BS+AC, Prag-Rusin, 1940
Abdeckmasken
Wie es schon bei anderen Herstellern üblich ist (allen voran Eduard), bietet auch Special Hobby Masken und Resinteile für eigene Modelle gesondert an. Unter der Artikel-Nr. M72012 kann man sich um einen überschaubaren Betrag exakt vorgestanzte Abdeckmasken für die Fw 189B zulegen. Damit wird die Lackierung der Cockpithaube mit ihren vielen „Glasflächen“ wesentlich vereinfacht.
Fazit
Die Idee von Special Hobby bzw. vormals von MPM, dem interessierten Modellbauer die Möglichkeit zu bieten, ein in nur geringer Stückzahl gebautes Flugzeug wie die Fw 189B, im Modell preisgünstig darzustellen, finde ich großartig. Bis auf die fehlenden Motoren ist die Umsetzung auch gut gelungen. Sauber ausgeführte Oberflächendetails und drei Markierungsoptionen sprechen für sich.
Stefan Fraundorfer, Februar 2021