Junkers F.13 -
ein bahnbrechender Entwurf
Modell: Junkers F.13
Gebaut von: Roland Sachsenhofer
Maßstab: 1/48
Verwendeter Bausatz: MikroMir (48-021)
Junkers-Maschinen mit Namen wie „Herta“ oder „Annelise“: so schöpferisch-einfallsreich und revolutionär Hugo Junkers Wirken war, bei der Benennung der ersten Junkers F.13 Flugzeuge zeigt er sich ganz als Familienmensch. Nach der ältesten Tochter Herta wurde die erste gefertigte F.13 genannt, während der zweiten, hier im Modell gezeigten Maschine der Name der Tochter Annelise verliehen worden ist.
Ein neuartiges Verkehrsflugzeug: Junkers F.13
Nicht nur durch die familiäre Namensgebung wird deutlich, dass das noch im letzten Weltkriegsjahr angedachte und bereits 1919 realisierte Projekt eines auf den erfolgreichen Junkers Wellblech Kampf- und Jagdflugzeugen basierenden Verkehrsflugzeuges ein wahres Herzensprojekt Hugo Junkers war. Dabei wurde die F.13 mit kühler Planung von Beginn an als Verkaufsschlager auf dem kommenden zivilen Markt konzipiert: durch das Prinzip eines stabilen Stahlrohrstrebewerks mit einer Wellblech-Haut aus leichtem Dural-Aluminium sollte ein neuartiges Ganzmetall-Verkehrsflugzeug entstehen, dessen Maß an Sicherheit, Verlässlichkeit und Leistungsfähigkeit die Konkurrenz verblassen lassen würde.
Nach dem Vorbild des zeitgenössischen Automobilbaues wurden die Passagiere standesgemäß in einer geschlossenen und komfortabel ausgestatteten Kabine untergebracht. Die „Chauffeure“, in diesem Fall eben zwei Piloten, saßen dagegen den Elementen und Abgasen des Motors ausgesetzt im Freien. Damals war der Passagierflug noch kein Massenphänomen, sondern eine Fortbewegungsart, die den Privilegierten und Betuchten offenstand – und die wollten standesgemäß reisen.
Die ungeschützte Positionierung der Piloten erzählt aber auch noch eine andere Geschichte. In jenen Zeiten war das Fliegen noch eine Kunst, die oftmals mehr erfühlt als über Instrumente gemessen wurde. Wie wenige Instrumente damals für das Fliegen als ausreichend angesehen wurden, macht ein Blick auf das erschreckend leer erscheinende Instrumentenbrett deutlich. So war es für viele damalige Piloten wichtig, die Flugzustände buchstäblich mit ihren Sinnen erfühlen zu können – und dabei würde eine abgeschlossene Flugzeugführerkabine mehr stören als nutzen.
Die ungeheure Modernität der F.13 steckte also nicht im Layout des Cockpits, sondern in der Ganzmetallkonstruktion. Die damit gewonnene Stabilität ermöglichte eine geschlossene Rumpfkonstruktion, welche die Passagiere im Falle einer Bruchlandung sogar schützen konnte. Ein entscheidender Vorteil der Ganzmetallkonstruktion: die wellblechverkleideten Tragflächen benötigten keinerlei Verspannung, die Junkers F.13 konnte somit als aerodynamisch sauberer Eindecker ausgeführt werden. Ein Blick auf die Konkurrenz, die noch jahrelang auf sperrige, stoffverkleidete und aufwendig verspannte Doppeldeckerkonstruktionen setzte, verdeutlicht eindringlich, wie zukunftsweisend modern die Junkers F.13 gelungen war.
Einsatzgeschichte der F.13
Eigentlich sollte also nichts dem geplanten Erfolg der Junkers F.13 im Wege stehen – und tatsächlich schien es nach dem Erstflug der „Herta“ am 25. Juni 1919 und werbe- und öffentlichkeitswirksamen Rekordflügen der „Annelise“ gut zu laufen. Schon 1920 waren nach zahlreichen Kaufabschlüssen 73 Exemplare im Dessauer Flugzeugwerk montiert worden. Für Hugo Junkers musste es daher ein schwerer Schlag gewesen sein, als die alliierte Kontrollkommission begann, das den Bestimmungen des Versailler Vertrags folgende Verbot der Produktion von Flugzeugen in Deutschland zu exekutieren. Trotz juristisch einfallsreichem und langem Widerstand mussten im Jahr 1922 von Junkers jede einzelne der rund 100 bis dahin produzierten F.13 an die alliierte Kontrollkommission ausgeliefert werden.
Als Reaktion auf diesen Schlag versuchte Junkers die Produktion und den Vertrieb in das Ausland zu verlegen, was mittelfristig auch ausgezeichnete Ergebnisse zeitigen sollte. Die USA blieben Junkers jedoch verwehrt, obwohl er mit dem dänisch-amerikanischen Unternehmer John M. Larsen ehrgeizige Pläne geschmiedet hatte: die eigens gegründete „Larsen Aircraft Corporation“ sollte Bekanntheit und Verkauf der F.13 in Übersee ankurbeln, es sollte allerdings anders kommen: als Auswirkung mehrerer mysteriöser tödlicher Unfälle und einer Reihe im Flug in Brand geratener F.13 kamen die Geschäfte nie richtig ins laufen, Larsens Firma wurde schließlich abgewickelt.
In den Zwanzigerjahren und selbst noch in den frühen Dreißigern dominierte die Junkers F.13 allerdings den europäischen Verkehrsflugzeugmarkt. Hugo Junkers investierte selbst in eine eigene Junkers Fluglinie, die natürlich ganz auf die F.13 setzte. Unter Führung des umtriebigen Konzernchefs wurde man auch in osteuropäischen Ländern wie Polen aktiv, wo unter dem Namen „Aerolloyd“ eine deutsch-polnische Linie gegründet wurde, eine Keimzelle der 1929 daraus hervorgegangenen LOT. Junkers F.13 verkauften sich in der Sowjetunion ebenso hervorragend, wie sie in südamerikanischen Ländern geschätzt wurden. Die wellblechbeplankten Junkers F.13 hatte sich mit ihren unleugbaren Qualitäten bald eine buchstäblich globale und anhaltende Nachfrage gesichert.
Mit einer ersten Lockerung der Versailler Bestimmungen zu Anfang 1925 begann das Junkers Ganzmetallflugzeug übrigens auch in Deutschland schnell die Szene zu bestimmen. Um zu illustrieren, was dies bedeutete: schon am Ende dieses Jahres wurden 40 Prozent des deutschen Luftverkehrs mit der Junkers F.13 absolviert!
Junkers F.13 „Annelise“
Die hier im Modell gezeigte Junkers F.13 „Annelise“, die zweite gefertigte Maschine, markiert dagegen mit zwei spektakulären Aktionen die Anfänge der Junkers F.13-Erfolgsgeschichte: zum einen wurde mit ihr am 13. September 1919 ein Höhenweltrekord erflogen, bei dem Junkers-Werkstestpilot Emil Monz die Maschine mit sechs Passagieren an Bord auf beachtliche 6.750 Metern Höhe brachte – natürlich ohne zusätzlichem Sauerstoff, aber mit geladenen Vertretern der Presse an Bord.
Dieselbe Maschine war wenig später in den berüchtigten „Moskauflug“ verwickelt, bei dem sich in einer abenteuerlichen und zweifellos illegalen Aktion zwei von den Alliierten als Kriegsverbrecher gesuchte Offiziere des ehemaligen Osmanischen Reiches, ebenso prominent wie hochrangig, mit der Zustimmung Junkers nach Moskau in die Sicherheit fliegen lassen wollten. Auf welche haarstäubende Weise diese Aktion schlussendlich gescheitert ist, möchte ich hier nicht weiter ausführen, allerdings darf ich ermuntern, selbst weiter zu forschen: die Geschichte ist wirklich bemerkenswert!
Zum Abschluss
Der neue Bausatz von MikroMir hat mir beim parallelen Bau zweier F.13 eine ganze Menge Modellbauspaß und durch nicht unerhebliche Herausforderungen auch eine Menge neuer Erfahrungen bereitet. Allerdings werde ich auch auf dieses Thema hier nicht mehr eingehen, das viele, was dazu zu schreiben ist, würde den Rahmen hier überspannen. Meine Erfahrungen mit den neuen MikroMir-Formen werden daher in einem bald nachfolgenden Bericht zur zweiten gebauten F.13 zu finden sein!
© Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer