Bf 108 - PJ+NG, I./JG 54
Modell: Messerschmitt Bf 108
Gebaut von: Roland Sachsenhofer
Maßstab: 1/32
Verwendeter Bausatz: Eduard (3006)
Sobald die Begriffe „Messerschmitt“ und „Luftschlacht um England“ gemeinsam genannt werden, dann ist in den allermeisten Fällen ein Flugzeugtyp Gegenstand der Erörterung: die Bf 109E. Als Jagdmaschine auf deutscher Seite einziger einmotoriger Gegner der britischen Spitfire und Hurricanes, wurde die 109 zu einer der Ikonen dieses entscheidenden Ringens um die Luftherrschaft über dem Kanal.
Im Bewusstsein weniger präsent sind dagegen jene Flugzeuge, die etwa als Kurier- oder VIP-Transportmaschinen in der zweiten Reihe einen nicht weniger vitalen Dienst verrichtet haben. Ein solches Beispiel zeigt mein vorliegendes Modell, dass im Sommer 1940 von den in Westfrankreich gelegenen Plätzen der I. Gruppe des JG 54 aus als Verbindungsflugzeug eingesetzt worden ist.
Die Assoziationskette „Messerschmitt“ und „Battle of Britain“ darf so um einen Typ bereichert werden: der Bf 108 Taifun! In ihrer Klasse gilt die Bf 108 nicht weniger als Legende wie die 109. Epochemachend ist sie nicht nur für die Firmengeschichte der Messerschmitt AG, sondern nimmt als erstes Ganzmetallflugzeug in Halbschalenbauweise auch einen besonderen Platz in der Technikgeschichte ein.
Die Entwicklungsgeschichten von Bf 108 und der Bf 109 sind vielfältig miteinander verzahnt. Die Erfahrungen, die bei Konstruktion und Erprobung des viersitzigen Reiseflugzeuges gewonnen worden sind, setzten Willy Messerschmitt im Jahr darauf in die Lage, erfolgreich bei der Ausschreibung eines neuen Jagdflugzeuges für die aufrüstende Luftwaffe teilzunehmen. Selbst gegen die Rekordmaschine He-100 des erfahrenen Herstellers Heinkel setzte sich der Entwurf des „Newcomers“ Messerschmitt durch.
Wie ist das zu erklären? Der Aufbau der Bf 108 Taifun wurde – übrigens typisch für Messerschmitt – kompromisslos und erfindungsreich auf Gewichtsreduktion hin ausgelegt. So sind etwa die Metall-Rumpfhalbschalen eigensteif und geben der Konstruktion Festigkeit, ohne ein inneres Stützwerk zu benötigen. Die für hohe Reisegeschwindigkeiten ausgelegten Tragflächen konnten durch ein System von automatisch ausfahrenden Vorflügeln und großzügig dimensionierten Landeklappen für die langsamen Flugbereiche bei Start und Landung adaptiert werden. Last but not least ein weiteres Novum für diese Zeit: ein nach außen einziehendes, konstruktiv schlankes Fahrwerk mit einteiligen Federbeinen rundete das aerodynamisch bereinigte Äußere weiter ab.
Nicht ohne Grund also sehen sich Bf 108 und die 109 so ähnlich, hat doch Messerschmitts klassisches Jagdflugzeug all diese genannten technischen Eigenschaften von seinem nächsten Verwandten geerbt. Blickt man auf die folgende Reihe von Messerschmitt Entwürfen wie Bf 110, Me 410 oder sogar der Me 262 wird man all diese technischen Eigenheiten wiederfinden. Wer wollte da noch bestreiten, dass die Bf 108 ein hochinteressantes Flugzeug gewesen ist, dessen Auslegung wahrhaft Geschichte geschrieben hat?
Die Markierungen für die Bf 108 PJ+NG stammen aus dem Profipack-Bausatz, den Eduard in diesem Jahr neu herausgebracht hat. Dabei werden Formen verwendet, die ein inzwischen vom Markt verschwundener Hersteller namens „Striped Fighter“ entwickelt hatte. Die Taifun ist der einzige von dieser Firma entwickelte Bausatz, offenbar wurden die schon fertig gestellten Spritzgussteile von Eduard übernommen und unter eigenem Namen vermarktet.
Die Qualität der Kunststoffteile ist dabei hervorragend: Passgenauigkeit wie Präzision und Guss-Schärfe der Teile lassen keine Wünsche offen, auch der Aufbau des Modells erfreut den Modellbauer durch eine durchdachte und unprätentiöse Herangehensweise.
Der Profipack-Natur kommt Eduard durch die Beilage von Abdeckmasken und einer Ätzteilplatine für die Detailierung des Cockpits und einzelner Teile des Außenbereichs nach. Als Resinteil findet sich eine Darstellung des für manche Versionen nötigen Holzpropellers. Hier setzt auch meine einzige Kritik an, bei der ich aber gleich dazu sagen darf, dass sie auch durch meine eigene Unvorsichtigkeit verursacht worden sein könnte: der breite und über ein gutes Stück der Gesamtlänge laufende Anguss an den Resinblock macht das Abtrennen des filigranen Propellers schwer. Prompt ist er mir zerbrochen, ich konnte ihn aber gottseidank wieder narbenlos kleben und verschleifen. Hier möchte ich also zur Vorsicht aufrufen.
Zum Abschluss noch ein eigentlich recht amüsantes Erlebnis, für das ich bis jetzt keine Erklärung gefunden habe: beim Zusammenbau der Rumpfhalbschalen wurde von mir der gewohnte Kleber auf beiden Seiten aufgetragen, die passstiftlosen Rumpfteile vorsichtig zusammengeführt, präzise ausgerichtet – und folgend dann soweit zufrieden aus dem haltenden Griff meiner Hände entlassen. Zu meiner Verblüffung fielen jedoch beide Teile, ohne auch nur den Anschein von Haftung gezeigt zu haben, auseinander. Kurz gesagt: die herkömmlichen, den Kunststoff anschmelzenden Kleber von Tamiya oder Revell haben nicht funktioniert und wurden nach mehreren weiteren Versuchen für den weiteren Bau auch nicht mehr verwendet. In Folge wurden die Bf 108 wie ein Bausatz aus Resin mit CA-Kleber fertig gestellt. Es wird mich interessieren, zu erfahren, ob diese überraschende Eigenschaft nur bei meinem eigenen Modell aufgetreten ist, oder ob auch andere Bausätze der Bf 108 dieser Reihe davon betroffen sind.
Die Fertigstellung der Bf 108 Taifun in 1/32 schließt für mich eine recht interessante Auseinandersetzung mit diesem eindrucksvollen und auch einflussreichen Flugzeugtyp ab, die sich über den Bau von vier Modellen der Bf 108 gezogen hat. Jedes der im Modell umgesetzten Vorbilder zeigt, welches Potenzial in diesem Entwurf Messerschmitts gesteckt hat. So wie Eduards Eigenentwicklungen in 1/48, kann ich auch diesen Modellbausatz im großen Maßstab wärmstens empfehlen!
© Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer