Übersicht
Artikelbezeichnung: T-34/85 w/D-5T, Interior Kit
Maßstab: 1/35
Hersteller: MiniArt
Material: Spritzguss, Fotoätzteile, Decals
Preis: ca. € 55,–
Artikelnummer: 35290
Produktlink: T-34/85 w/D-5T
Einleitung
Genauso wenig wie uns Bachblütentee, oder andere homöopathische Mittel, im Kampf gegen das COVID-19-Virus helfen werden, so konnten auch die leichten sowjetischen Panzer zu Beginn des Unternehmens Barbarossa den deutschen Angriff nicht stoppen. Hier braucht und brauchte es schon bessere und deutlich schwerere Waffen. Was heute die Impfung gegen das Virus sein wird, war im Zweiten Weltkrieg der T-34.
T-34/85
Box & Inhalt
Das Deckelbild des etwas dünnwandigen Stülpkartons zeigt einen T-34/85 des 2. Garde Panzer Korps der Roten Armee im Sommer 1944. Die Box ist randvoll mit unterschiedlich großen Spritzgussrahmen. Wer sie aus der umschließenden Zellophanverpackung nimmt, wird sie garantiert nicht mehr darin unterbringen können.
74 Spritzgussrahmen in grauem Kunststoff
2 Rahmen mit den Klarsichtteilen
1 Fotoätzteilplatine
1 Decalbogen
28-seitige, teilweise in Farbe gedruckte Bau- und Bemalungsanleitung im Format A4
Geschichte des Originals
Der T-34 war ein mittlerer Panzer aus sowjetischer Produktion. Er wurde von 1940 bis 1958 gebaut und von der Roten Armee hauptsächlich im Deutsch-Sowjetischen Krieg eingesetzt. Der T-34 gilt als bekanntester sowjetischer Panzer des Krieges. Seine einfache Bauweise ermöglichte dessen Massenproduktion. Er war mit über 50.000 Exemplaren der meistgebaute Panzer des Zweiten Weltkrieges und mit insgesamt über 80.000 einer der meistgebauten Panzer überhaupt.
Der T-34 ist eine Weiterentwicklung der älteren BT-Serie. Er basiert auf dem von John Walter Christie entwickelten und nach ihm benannten Christie-Laufwerk. Der Panzer ging aus den Projekten A-20, A-30 und A-32 hervor. Aufgrund der angespannten außenpolitischen Lage der Sowjetunion wurde sofort die Bereitstellung von 200 Panzern gefordert, bevor ein Prototyp existierte. Nachdem die im Januar 1940 fertiggestellten Prototypen erfolgreich ausgiebigen Tests unterzogen worden waren, begann die Serienproduktion.
Technisch war der Schwachpunkt der frühen Versionen das Getriebe, durch dessen Defekte mehr Fahrzeuge verlorengingen als durch Feindeinwirkung. Im Gegensatz zu den deutschen Panzern hatte der T-34 nur vier Mann Besatzung, wobei der Kommandant gleichzeitig als Richtschütze fungieren musste, was den Überblick im Gefecht erschwerte. Zudem verfügten nur die Kompanieführerpanzer über ein Funkgerät. Trotzdem wurden seine überlegenen Fähigkeiten deutlich. Der hervorragenden Mobilität und Panzerung standen jedoch unausgereifte Zielfernrohre und mangelnde Führungsmittel wie zum Beispiel das anfänglich fehlende Funkgerät gegenüber.
Um den T-34 auf dem gleichen hohen Niveau wie die neuesten deutschen Panzer zu halten, wurde der Auftrag erteilt, eine neue Kanone in den Panzer einzubauen. Da zu dieser Zeit mehrere Kanonen mit einem Kaliber von 85 mm entwickelt wurden, bot es sich an, eine davon zu verwenden. Die Fabrik „Krasnoje Sormowo“ und das Ural-Panzerwerk „Stalin“ stellten Versuchsfahrzeuge her. Beide verwendeten dazu die Kanonen der Muster D-5T, LB-1, S-50 sowie S-53. Das Ural-Panzerwerk entwickelte außerdem einen neuen Turm für den Panzer, der ursprünglich für den KW-85 vorgesehen war. Um den neuen Turm aufnehmen zu können, musste der Durchmesser des Drehkranzes von 1420 mm auf 1600 mm vergrößert werden.
Nachdem die Erprobung abgeschlossen war, begann die Serienfertigung. Als Waffe war die S-53 vorgesehen, allerdings mussten die ersten Modelle von Januar bis März 1944 mit der D-5 ausgerüstet werden. Die S-53 war zum Produktionsstart des T-34/85 noch nicht fertig entwickelt; nach ihrer Fertigstellung wurde sie unter der Bezeichnung SIS-S-53 (Original: ЗИС-С-53) als Hauptwaffe des T-34/85 aufgenommen. Mit dem Erscheinen der deutschen Panzer V (Panther) und Panzer VI (Tiger) verlor der T-34 einen Teil seines Schreckens für die Deutschen. Die zahlenmäßige Überlegenheit des T-34 glich die höhere Qualität und die bessere Bewaffnung der späten deutschen Panzer jedoch aus. Die Produktionszahlen des T-34 lagen etwa neunmal so hoch wie die des Panthers. (Quelle: Wikipedia)
Bilder 1 und 2: Imperial War Museum London 2018
Bilder 3 – 6: War and Peace Show, England 2011
Fotos: Stefan Fraundorfer
Bausatz & Teile
Nachdem der ukrainische Modellproduzent MiniArt schon mehrere Bausätze auf Basis des T-34-Fahrgestells aufgelegt hat – wie z.B. die SU-122 und SU-85 – brachte die Firma nun endlich auch den T-34 selbst auf den Markt. Mittlerweile gibt es ihn schon in acht verschiedenen Ausführungen – teils mit, teils ohne Inneneinrichtung, aber bisher alle mit der 85 mm Kanone.
Hat man alle Spritzgussrahmen vor sich liegen, fällt sofort auf, dass die Wanne nicht in einem Stück gegossen wurde, wie bei vielen anderen Panzerbausätzen üblich. Bis auf den Turm wird bei MiniArts T-34 praktisch alles aus Einzelteilen aufgebaut, was den Einbau der Inneneinrichtung deutlich erleichtern wird. Es ist einfach immer wieder eine Augenweide, einen MiniArt Bausatz aus der Nähe zu bestaunen. Gerade wenn man sich die Teile genauer ansieht, fragt man sich oft, wie es möglich ist, solch feine Details abzugießen.
Wir haben es bei diesem Bausatz mit einem „Interior Kit“ zu tun. Das bedeutet, dass auch die komplette Inneneinrichtung beiliegt – inklusive Motor, Getriebe, Fahrerplatz u.s.w. Auch der Turm wird voll ausgestattet, dazu gehört natürlich die super detaillierte Kanone, MGs und jede Menge Halterungen für die Granaten, von denen vier verschiedene Arten beiliegen. Gut, dass alle Luken auch in geöffneter Position angebaut werden können, so sieht man zumindest ein wenig von der wirklich tollen Inneneinrichtung. Die große Heckplatte kann abgeklappt angebaut werden, was einen guten Blick auf den überragend detaillierten Motor ermöglicht. Das zentrale Stück am Turm, das Rohr der D-5T Kanone wurde aus einem Stück gegossen. Sie wurde am Ende ein Stück aufgebohrt und man kann sogar die Züge und Felder sehen.
Mit den beiliegenden PE-Teilen wird unter anderem das markante Lüftungsgitter über dem Motorraum dargestellt und dieser Bereich somit gehörig aufwertet. Die Fotoätzteil-Platine ist dieses Mal verhältnismäßig groß ausgefallen und beinhaltet viele kleine Bügel, Griffe, Riemen und die Halterungen für die drei Zusatztanks.
Natürlich darf so einem Bausatz auch eine Einzelgliederkette nicht fehlen. Im Vergleich zu anderen Bausätzen, sind die Einzelgliederketten des T-34 wirklich einfach zusammenzubauen. Die Kette wird einfach Glied um Glied, ohne irgendwelche zusätzlichen Teile zusammengesetzt, jede Seite besteht aus 72 einzelnen Gliedern. Ob hier einfaches ineinander klipsen reichen wird, wage ich zu bezweifeln. Ich glaube, man wird Klebstoff brauchen, was aber die Darstellung des Kettendurchhangs und der Rundungen erheblich erschweren wird.
Die Laufrollen und Treibräder wurden schön mit Bolzen und Schrauben versehen, beide setzen sich aus zwei Teilen zusammen und am Ende wird über die Radnabe noch eine Kappe gesetzt. Was noch erwähnt werden sollte ist, dass die Abschleppseile (die Schekel dafür sind vorhanden) dem Bausatz in keiner Form beiliegen, und allesamt aus der Restekiste, oder anderen Materialien hergestellt werden müssen.
Bauanleitung, Decals und Markierungsmöglichkeiten
Dass sich ein Panzermodell mit hunderten Teilen nicht in wenigen Schritten bauen lässt, ist selbstredend. Daher ist die Bauanleitung in 98 Abschnitte unterteilt. Die sehr exakten Zeichnungen sind in schwarz, weiß und grau gehalten. Öfters muss man aber schon genauer hinsehen, um die exakte Klebeposition feststellen zu können. Auch sind manche Arbeitsschritte aufgrund der vielen zu verbauenden Teile etwas unübersichtlich. Damit ihr euch einen Eindruck über die Bauanleitung machen könnt, seht ihr Auszüge davon weiter unten.
Der Decalbogen hält Markierungen für drei verschiedene Versionen bereit. Die Nassschiebebilder wurden von der ukrainischen Firma Decograph gedruckt und machen einen guten Eindruck. Der Trägerfilm sieht sehr dünn aus und schließt beinahe perfekt mit den Außenrändern der Decals ab. Nur unter der Lupe sind minimale Unschärfen und Druckfehler zu erkennen.
Auf den Seiten 2, 26 und 27 der Bauanleitung findet man die drei Markierungs- und Bemalungsmöglichkeiten, die alle als farbige Vier-Seiten-Risszeichnungen dargestellt sind. Durch die gut gemachten Illustrationen hat man auch schon einen ersten Ansatz, wie man den Panzer altern könnte. MiniArt bezieht sich bei der Farbangabe gleich auf sechs namhafte Hersteller, nämlich Vallejo, Mr. Color, AK RC, Mission Models, AMMO MIG und Tamiya. Aus folgenden Markierungsoptionen kann gewählt werden:
Nicht identifizierte Einheit der Roten Armee, Sommer 1944
2. Garde Panzer Korps, Rote Armee, Weißrussland, Sommer 1944
7. Garde Panzer Brigade Novgorod, Rote Armee, Karelien-Front, Herbst 1944
Gebautes Modell eines T-34/85 von MiniArt in 1/35
Bildquelle: MiniArt
Fazit
MiniArt’s T-34/85 ist ein grandioser Bausatz! Mit den scheinbar unendlich vielen Teilen ist der Bastelspaß für eine ganze Weile sichergestellt. Die unglaubliche Qualität macht diese Zeit dann auch noch zu einem echten Vergnügen. Die im Bausatz befindlichen Fotoätzteile lockern das Plastikkleben noch dazu etwas auf. Außerdem sind die Teile allesamt sinnvoll und erhöhen den Realismus. Aufgrund der hohen Teileanzahl, der wahrscheinlich nicht ganz einfach zu verbauenden Einzelgliederkette und der teilweise recht filigranen PE-Teile, empfehle ich diesen Bausatz dem erfahrenen Modellbauer. Und Geduld wird beim Bau dieses Panzermodells eine entscheidende Tugend sein.
Stefan Fraundorfer, Dezember 2020