Übersicht
Artikelbezeichnung: Vega 5 „Lady Lindy“
Maßstab: 1/72
Hersteller: Special Hobby
Material: Spritzguss, Resin, Decals
Preis: ca. € 13,50
Artikelnummer: SH72422
Produktlink: Vega 5 „Lady Lindy“
Download: Bauanleitung
Einleitung
Die tschechische Modellschmiede Special Hobby überraschte uns vor kurzem mit einem weiteren Schmankerl: „Lady Lindy“ wurde Amelia Earhart genannt, nachdem sie mit ihrer ganz in Rot lackierten modifizierten Lockheed Vega 5B, Kennung NR-7952, am 20. Mai 1932 als erst Frau im Alleinflug den Atlantik überquerte. Und genau diese Vega lässt sich mit dem vorliegenden Kit im Sammlermaßstab 1/72 bauen. Die Formen sind nicht ganz neu, 2003 legte ihn MPM Pruduction erstmals auf. Aber er ist der einzige Spritzguss-Bausatz, mit dem sich eine Lockheed Vega in diesem Maßstab bauen lässt.
Lockheed Vega 5 "Lady Lindy"
Box & Inhalt
Ein schönes Bild der rot/goldenen Vega von Amelia Earhart ziert die Oberseite der kleinen Box. Hier ist der Inhalt des Bausatzes in Kurzform:
2 Spritzgussrahmen in hellgrauem Kunststoff mit 55 Teilen
1 Rahmen mit 11 Klarsichtteilen
1 Resin-Teil
1 Decalbogen
6-seitige farbige Bau- und Bemalungsanleitung im Format A5
Geschichte des Originals
Ausnahmsweise gehe ich hier nicht auf die Geschichte der Lockheed Vega ein, sondern beschreibe in Kurzform das Leben ihrer berühmtesten Pilotin. Amelia Mary Earhart wurde am 24. Juli 1897 in Atchison, Kansas, geboren. Schon als Kind verhielt sie sich anders, als man es damals von Mädchen erwartete. Sie kletterte auf Bäume, jagte Ratten mit dem Gewehr und sammelte Zeitungsartikel über Frauen in Männerberufen. 1915 schloss sie die High School mit Auszeichnung ab, von 1917 an arbeitete sie als Militärkrankenschwester in Toronto und als Sozialarbeiterin in Boston.
Sie arbeitete in 28 verschiedenen Jobs um sich die Kosten für den Erwerb einer Fluglizenz leisten zu können und nahm 1921 ihre erste Flugstunde. Schon sechs Monate später kaufte sie sich mit gespartem und geliehenem Geld ihr erstes Flugzeug, mit der sie kurz darauf einen Höhenweltrekord für Frauen aufstellte (4300 m).
1932 wagte sie ihr größtes Abenteuer: Fünf Jahre nach Charles Lindbergh überquerte sie als erste Frau den Atlantik im Alleinflug. Sie startete am 20. Mai 1932 von Neufundland in Richtung Paris in einer modifizierten Lockheed Vega 5B. Wegen schlechten Wetters und technischer Probleme erreichte sie Paris jedoch nicht, sondern musste bereits in der Nähe von Londonderry (Nordirland) notlanden. Für diesen Flug, wurde sie von Präsident Hoover mit der Goldmedaille der National Geographic Society geehrt. Zudem wurde ihr als erster Frau das Distinguished Flying Cross verliehen. In ihrer Dankesrede meinte sie lakonisch: „Einige Aspekte des Fluges sind übertrieben dargestellt worden, fürchte ich. Es war viel spannender zu schreiben, ich sei mit den letzten Litern Treibstoff gelandet. Tatsächlich hatte ich noch über vierhundert Liter. Und ich habe bei der Landung keine Kuh getötet – es sei denn, eine wäre vor Angst gestorben.“
Am 11. Januar 1935 überflog sie mit einer Lockheed Model 5C Vega Special als erster Mensch im Alleinflug den Teil des Pazifischen Ozeans zwischen Honolulu (Hawaii) und Oakland (Kalifornien). Noch im selben Jahr absolvierte sie den ersten Soloflug von Mexiko-Stadt nach Newark.
Am 21. Mai 1937 startete sie in Miami mit ihrem Navigator Fred Noonan, um als erster Mensch die Erde am Äquator zu umrunden. Nach Zwischenlandungen in Brasilien, Westafrika, Kalkutta und Rangun hatte sie bereits drei Viertel der Strecke zurückgelegt und startete am 2. Juli von Lae in Neuguinea, um den letzten Abschnitt – den Pazifik – hinter sich zu bringen. Sie flog die Howlandinsel an, wo sie einen letzten Zwischenstopp einlegen wollte.
Earhart hatte geplant, die nur 2,6 km² große Howlandinsel mittels Funkpeilung zu finden. Dort kam sie allerdings nie an. Kurz nach ihrem letzten Funkspruch wurde von der US-Regierung eine große Suchaktion eingeleitet: 64 Flugzeuge und acht Kriegsschiffe waren an der Suche beteiligt, der bis dahin größten in der Geschichte der Luftfahrt. Mehr als 400.000 km² Meer wurden abgesucht, die Kosten beliefen sich auf ca. 4 Millionen US-Dollar. Doch weder das Flugzeug noch Earhart oder ihr Begleiter konnten gefunden werden, so dass die Suche am 19. Juli eingestellt wurde. Amelia Mary Earhart wurde am am 5. Januar 1939 für tot erklärt (Quelle: Wikipedia in Auszügen).
Die Fotos von Earharts Lockheed Vega 5B, mit der sie den Atlantik im Alleinflug überquert hat, stammen von Stefan Fraundorfer und wurden 2017 im National Air and Space Museum in Washington aufgenommen.
Bausatz und Teile
Der Inhalt des Bausatzes ist, wie weiter oben schon beschrieben, recht übersichtlich. Von den 55 Kunststoffteilen werden nur 45 benötigt, weil an der Originalmaschine die Passagiersitze für den Atlantikflug entfernt und durch zusätzliche Treibstofffässer ersetzt wurden. Special Hobby geht auf diese Modifikation ein. Auch das Seitenleitwerk wird durch ein größeres aus Resin ersetzt.
Die Oberflächen der Hauptbauteile, also Tragflächen, Rumpf und Leitwerk weisen nur ganz wenige Gravuren auf, was aber durchaus dem Original entspricht. Auch hier war die Außenhaut ziemlich glatt. Sinkstellen, Formversatz oder Fischhaut sind nicht zu erkennen. Nur am ansonsten gut gemachten Sternmotor sollte etwas Gussgrat entfernt werden.
Der Bau beginnt mit dem recht spartanisch ausgestatteten Cockpit und den zusätzlichen Treibstofffässern im Passagierraum. Für das Instrumentenbrett liegen keine Decals bei, man wird davon am fertigen Modell aber ohnehin nicht mehr viel sehen.
Nach acht Abschnitten ist der Bau des Modells auch schon abgeschlossen. Generell sollte es dabei zu keinen großen Überraschungen kommen. Lediglich der Anbau des Fahrwerks könnte einige Schwierigkeiten bereiten, weil die entsprechenden Teile nur unzureichend durch Zapfen und Bohrungen unterstützt werden.
Bauanleitung, Decals und Markierungsmöglichkeiten
Die Bauanleitung ist typisch für Special Hobby farbig gestaltet. Auch bei kleinen Teilen ist angegeben, wie sie bemalt werden sollten. Als Farbreferenz bezieht sich der Hersteller auf das Sortiment von Gunze.
Der kleine Decalbogen wurde absolut perfekt vom Spezialisten Cartograf gedruckt. Besonders die goldenen Zierstreifen überzeugen voll und ganz. Decals dieses Herstellers lassen sich erfahrungsgemäß hervorragend verarbeiten.
Als einzige Markierungsmöglichkeit wird die oben beschriebene Lockheed Vega 5B, Kennung NR-7952, angeboten.
Fazit
Der Bausatz von Special Hobby ist aktuell die einzige Möglichkeit, die berühmteste aller Lockheed Vegas im Maßstab 1/72 aus Spritzguss zu bauen. Und der Bausatz ist obendrein auch noch überzeugend gestaltet, nur die Umsetzung des Fahrwerks ist nicht gerade genial gelöst. Trotzdem sollten damit auch weniger erfahrene Modellbauer ein schönes Abbild dieses Meilensteins der Luftfahrtgeschichte in ihre Vitrine stellen können.
Stefan Fraundorfer, Oktober 2020