Trenér
Modell: Zlin Z-226B Trenér
Gebaut von: Roland Sachsenhofer
Maßstab: 1/48
Verwendeter Bausatz: Eduard (11152)
Ist es nicht so, dass in der Fliegerei der Klang mancher Herstellernamen ganze Assoziationsketten auslöst? Die Gedankenbilder, die bei „Heinkel“, „Avro“ oder „Grumman“ auftauchen, werden sich im Detail unterscheiden, Faktum ist aber, dass ganz gewiss Bilder in unserer Imagination auftauchen! Probiert man das mit dem Wort „Zlin“, erscheinen mir in Gedanken wendige und Wettbewerbe gewinnende Kunstflugmaschinen, die, bei aller Ausrichtung auf die hohen Anforderungen des Kunstflugs, immer auch mit ausgewogener Formschönheit zu beeindrucken wussten.
Zur Zlin Z-226
Eduard hat nun vor kurzem in völlig neu entwickelten Formen eine Zlin Z-226 auf den Markt gebracht. Eine gute Vorbildwahl, denn die Z-226 und die „nahe Verwandtschaft“ in Form der Z-126, der Z-26 sowie der nachfolgenden Z-336 zählen zu den bekanntesten und weitverbreitetsten Mustern, die von dieser traditionsreichen tschechischen Flugzeugschmiede produziert worden sind.
Spannt man den Bogen weit, beginnt die Geschichte des Typs im Jahr 1946 mit einer Ausschreibung für ein leichtes militärisches Trainingsflugzeug. Karel Thomas, führender Konstrukteur bei Zlin, legte einen Entwurf vor, der auf der Klemm Kl 35, einem leichten Sportflugzeug, basierte. Als Z-26 ging der neue Entwurf ab 1947 in Serie. Insgesamt wurden bis 1953 173 Exemplare produziert, bevor die verbesserte Z-126 den Typ auf den Werkstraßen des im osttschechischen Ostrokovice beheimateten Zlin-Werkes ablöste.
Allerdings kamen schon wenig später weitere Version dieses Typs, die allesamt unter dem Namen „Trenér“ bekannt geworden sind, heraus: die als Z-226 bezeichnete Variante stimmte in allen Details mit der Z-126 überein, nur das Triebwerk war gegen einen leistungsstärkeren Motor ausgetauscht worden. Anstelle eines Walter Minor III-4 war ein stärkerer Walter Minor 6-III mit 160 PS getreten.
Die Leistungen der Maschine waren für ihre Nutzung als leichtes und kunstflugtaugliches Sportflugzeug, das auch zum Segler-Schlepp verwendet werden konnte, ideal. Mit einer Startmasse von gut 800 Kilogramm hob die Maschine in der leichtesten Version nach nur 85 Metern ab, die Landung verbrauchte eine ähnlich kurze Wegstrecke. Ab gut 80 km/h lag genug Strömung an den Flächen, um die Z-226 abheben zu lassen, die Höchstgeschwindigkeit pendelte sich auf rund 200 km/h ein.
Die Z-226 wurde in zwei Hauptversionen ausgeliefert, wobei die Beinamen schon eine Vorstellung ihrer Spezialisierung gaben: die Z-226B „Bohatýr“ (in etwa und durchaus selbstironisch: „starker Recke“) war als Schleppmaschine gedacht. Wurde sie mit ausgebautem vorderem Sitz und ohne vordere Instrumentierung geflogen, ersparte man sich 45 Kilogramm an Eigengewicht, die man in Zugleistung umsetzen konnte.
Bei der Z-226T „Trenér“ blieb man beim angestammten Namen – und auch beim vorderen Sitz. Bei der Z-226A „Akrobat“ war man wieder zur Einsitzer-Konfiguration zurückgekehrt, wobei eine eng über den Pilotensitz geschneiderte Kabinenhaube der bis dahin ja eher gemütlich-klassisch proportionierten 226 ein beeindruckend rasantes Erscheinungsbild verschaffte. Die 226A sowie die 226AS „Akrobat Spezial“ waren reine Kunstflugmaschinen. Insgesamt wurden von der Z-226 in allen Versionen die ansehnliche Stückzahl von 364 Exemplaren gefertigt.
Z-226 flogen nicht nur in der Tschechoslowakei, sondern waren buchstäblich weltweit vertreten. Die Sowjetunion, die DDR und Ägypten hatten jeweils einen Bestand von deutlich über 50 „Trenér“, die im zivilen wie militärischen Spektrum eingesetzt wurden. Die Streitkräfte der CSSR flogen die „Trenér“ übrigens unter der Bezeichnung C-205
Mein hier vorgestelltes Modell mit der Werknummer 255 zeigt eine Z-226B mit dem Baujahr 1955. Mit der Registrierung OK-MPJ wurde sie in den 70er Jahren beim „Kladno Aero Club“ geflogen. Bemerkenswert an dieser ansonsten rein in den blau/silbernen Werksfarben von Zlin gehaltenen Maschine ist die auf die linke Cowling gepinselte „fröhlich springende Kuh“. Josef Valenta, ein künstlerisch begabtes Mitglied des Aero Clubs zeichnet dafür verantwortlich, wobei sich dieser Flugsportverein über eine ganze Reihe von durch Valentas Hand verschönerten Flugzeugen freuen konnte.
Zum Bausatz
Eingangs habe ich meine große Freude beschrieben, als ich auf diesen neuen Bausatz gestoßen war. Diese Freude wurde gleich „verdoppelt“: interessanterweise war die erste Ausgabe der Z-226 gleich in Form der beliebten „Dual Combo“ angeboten worden. Teil dieser Ausgabe ist eine reiche Ausstattung mit Markierungsvarianten, denn dieses Doppelpack bringt es gleich auf elf unterschiedliche Variationen – und ich darf salopp sagen, eine attraktiver wie die andere!
Üppig sind nicht nur die Decal-Bögen (und der Anteil, der für die Restekiste anfällt), üppig ist auch der Variantenreichtum, der sich in einer hohen Zahl von beiliegenden Kunststoffteilen niederschlägt. Beileibe nicht alle werden verwendet: die Anleitung führt in minutiösen und die zahlreichen Besonderheiten der einzelnen darstellbaren Maschinen verlässlich beachtenden Weise durch das üppige Teile-Angebot. Allerdings: der Detailtreue wird so viel Raum zugemessen, dass ein genaues Studium der Anleitung unbedingt anzuraten ist.
Abschließend darf ich betonen, mit welcher hohen, ja erstaunlichen Qualität alle Bauteile ausgeführt sind! Dies schließt die Kunststoffteile, die transparenten Cockpithauben und die Decals ebenso ein, wie die beiliegenden Ätzteilplatinen. Auch hier ist das schon oft genannte Wort „üppig“ unbedingt angebracht.
Um den Bogen zu schließen: nach diesem Bauerlebnis ist mir beim Begriff „Zlin“ eine weitere Assoziation gewiss: stets wird nun der Gedanke an ein informatives, kurzweiliges und farbenfrohes Modellbauerlebnis die aufblitzenden Bilder einer wendigen und erfolgreichen Kunstflugmaschine bereichern!
In einem folgenden Artikel möchte ich Euch die zweite Z-226 dieses Dopppelpacks präsentieren; auf den abschließenden Bildern könnt Ihr sie schon neben OK-MPJ stehen sehen.
© Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer