Supermarine Spitfire FR Mk.IXc
Modell: Supermarine Spitfire FR Mk.IXc
Gebaut von: Werner Scheibling
Maßstab: 1/48
Verwendeter Bausatz: Eduard (8282)
Vorspann
Vor ziemlich genau einem Jahr habe ich Euch hier mein Model einer Fotoaufklärer-Version der legendären Supermarine Spitfire vorgestellt. Um genau zu sein, einer PR Mk IV, wie sie 1942 von der Desert Air Force der RAF in Nordafrika geflogen wurde. Der Bau dieses Modells und die begleitenden technischen und historischen Recherchen entwickelten sich für mich zu einer faszinierenden Reise in die Vergangenheit, von der ich mich nur ungern lösen wollte.
Was lag also näher, als bei diesem interessanten Thema zu verweilen und eine weitere photo reconnaissance-Spitfire zu bauen – bevor all das in vielen Stunden angelesene Hintergrundwissen auf nimmer Wiedersehen in den Tiefen meines alternden Männergehirns versinkt? Mit etwas Glück konnte ich auf Ebay den raren Decal-Bogen von BarracudaCals ersteigern, der die Markierungen für die wohlbekannte ‚rote X‘ mit der Seriennummer MK 716 enthält (dieser Bogen ist bei BarracudaCals zwischenzeitlich leider ausverkauft).
Eine Mk IX ganz in Pink? Das klingt zunächst schräg, ist aber ein trefflicher Beweis dafür, dass die ausgesprochen progressiv denkende (und ziemlich konspirativ agierende) RAF Intelligence Branch in Danesfield House, Medmenham, auch vor unkonventionellen Problemlösungen nicht zurückschreckte. Und das wollte im eher konservativ verhafteten Militärmilieu der 1940er Jahre schon etwas heißen!
Ein wenig Historie
Das Vorbild meines Modells gehörte zur No. 16 Squadron der 2nd Tactical Air Force der RAF. No. 16 Squadron war zur Zeit des Zweiten Weltkriegs eine reine Fotoaufklärungseinheit. Sie leistete u.a. hervorragende Dienste bei der Vorbereitung der alliierten D-Day-Landungen in der Normandie durch die fotografische Erfassung der deutschen Verteidigungsstellungen entlang der Küste und des angrenzenden Hinterlands. Zu dieser Zeit flog No. 16 Squadron ihre Einsätze noch vom Standort Northolt im Westen Londons (auch heute noch ein RAF-Stützpunkt).
Am 4. September 1944 verlegte das Geschwader schließlich auf den Kontinent, um die in Richtung Deutschland vorrückenden alliierten Truppen mit taktischer Luftaufklärung direkt vor Ort unterstützen zu können. Der neue Standort war nun das Flugfeld (‚ALG = Advanced Landing Ground‘) A.12 östlich Balleroy in der Normandie, einem kleinen Ortschäftchen ganz in der Nähe von Bayeux. Schaut man sich das heute auf Google Earth an, so sieht man nur noch gepflegte landwirtschaftliche Ackerflächen. (Gott sei Dank, möchte man sagen…)
No. 16 Squadron war zu dieser Zeit mit hochfliegenden und langstreckentauglichen PR Mk XI Fotoaufklärern und eben den besagten pinkfarbenen FR Mk IX Jagdaufklärern ausgerüstet.
Von Balleroy ging es weiter nach Glisy bei Amiens und dann schließlich nach Belgien, wo Männer und Maschinen auf dem von der deutschen Luftwaffe verlassenen Flugplatz Melsbroek bis April 1945 stationiert waren. Die deutschen Luftangriffe im Rahmen der Operation Bodenplatte (1. Januar 1945) trafen die britischen Luftaufklärer in Melsbroek unerwartet und hart und der Maschinenpark von beinahe zwei PR-Squadrons wurde zerstört – überwiegend Mosquitos, aber auch zahlreiche Spitfires. Das Kriegsende erlebte No. 16 Squadron schließlich in Eindhoven / Niederlande, wo man noch bis September 1945 verblieb.
In der Dokumentation ‚The Spitfire Story‘ von Alfred Price finden sich auf den Seiten 156 und 157 drei schöne Schwarz-Weiß-Aufnahmen von Maschinen der No. 16 Squadron zu ihrer Zeit auf A.12 bei Balleroy. Zwei Fotos zeigen die von mir nachgebaute MK 716, ‚rote X‘, von hinten rechts und vorne links. Der Detailreichtum dieser Fotos lässt das Modellbauerherz höherschlagen, sofern das Auge weiß, worauf es gerichtet werden sollte.
Ein drittes Foto zeigt den hinteren linken Teil einer ebenfalls pinkfarbenen Schwestermaschine, der ‚weißen V‘, Seriennummer MK 915. (Decals für diese Maschine sind auf dem Bogen ‚PR Spitfires Pt. 2‘ des britischen Herstellers ‚Model Alliance‘ zu finden). Im Hintergrund sind PRU Blue lackierte Spitfire PR Mk XI zu sehen. Diese drei besagten Fotos sind auch im Internet sehr leicht zu recherchieren.
Dann liegt mir noch der Abdruck eines Farbfotos vor, das vier pinkfarbene Spitfire zeigt, die vor einem Hangar in Melsbroek säuberlich geparkt sind. Angeblich soll die Farbe echt und nicht am Computer nachcoloriert sein. Aber wer kann das heute noch mit Sicherheit sagen. Auch dieses Foto findet sich im Internet.
MK 716 überlebte das Kriegsgeschehen unbeschadet und wurde bei der Rückverlegung der Squadron nach Großbritannien der wieder auferstandenen freien französischen Luftwaffe (Armée de l‘ Air) überlassen, wo sie in der GC 2/1 (Groupe de Chasse 2/1) weiter Dienst tat.
Zur Technik des Jagdaufklärers FR Mk IX
Das Vorbild meines Modells war eine FR Mk IX C, die im März 1944 als eine von wenigen dieses Musters gefertigten Exemplaren vom Band lief. Das Kürzel FR steht für ‚Fighter Reconnaissance‘, das C besagt, dass diese Mk IX mit dem sog. ‚Universal Wing‘ oder ‚C Wing‘ ausgerüstet war, der durch eine Bewaffnung mit zwei Hispano 20-mm-Kanonen (mit Gurtzuführung) und vier Browning .303 – MGs (Kaliber 7,7 x 56 mm) definiert war.
Es handelte sich um eine vollwertige Jagdmaschine, die zusätzlich mit einer F.24- Motorkamera ausgestattet war. Diese fotografierte im rechten Winkel zur Flugrichtung schräg nach links unten. An der Kamera war entweder ein 14-Zoll- oder ein 8-Zoll-Objektiv angesetzt.
Der Pilot sollte aus niedriger Höhe feindliche Stellungen, Truppen-, Fahrzeug-, oder Panzerverstecke auskundschaften und im seitlichen Vorbeiflug fotografisch dokumentieren. Bot sich eine günstige Gelegenheit, wurden lohnende Bodenziele auch direkt mit Bordwaffen angegriffen. Selbstverständlich waren die britischen Piloten auch trainiert, Luftkämpfe mit feindlichen Jägern zu bestehen.
Angetrieben wurden die FR Mk IX von einem Rolls-Royce Merlin 66. Dieser Motor der 60er-Baureihe war für optimale Leistungsabgabe bei niedriger und mittlerer Flughöhe konzipiert und leistete mit 150-Oktan-Kraftstoff stolze 1710 hp bei 8500 Fuß Flughöhe. Damit brauchte ein geübter Mk IX-Pilot weder Bf 109 noch Fw 190 fürchten.
Die Rolls-Royce-Motoren der 60er-Serie erzielten ihre hervorragende Leistung in den vorgesehenen Flughöhen durch ein komplexes Zusammenspiel aus mechanischem Zweistufen-Zweiganglader mit Ladeluftkühlung (Intercooler).
Die Kommunikation des Piloten erfolgte über ein weiter verbessertes TR 1143 VHF-Funkgerät. Der Antennenstab verlief im Inneren des auf dem Rumpfrücken montierten Antennenmasts; ein Antennendraht hin zum Seitenruder war, wie schon bei der Mk V, überflüssig.
Das neue Mk III IFF-Funksystem (Freund-Feind-Erkennung) machte auch mit den zuvor verwendeten ‚Wäscheleinen‘-Antennen von den Rumpfflanken hin zu den Höhenflossen Schluss. Zum Einsatz kam jetzt nur noch eine kurze vertikale Stabantenne. Diese befand sich an der Unterseite der rechten Tragfläche, unmittelbar vor der Querruder-Vorderkante.
Die Mk IX besaß eine vollautomatische, thermostatgesteuerte Kühlerklappensteuerung, was dem Piloten die Arbeit in ‚heißen‘ Situationen deutlich erleichterte, musste er nun nicht mehr während des Luftkampfs ständig die Anzeige der Kühlmitteltemperatur im Auge behalten.
Wichtig zu wissen ist, dass sich die Kühlerklappen beim Abkühlen des Motors nach der Landung aber auch automatisch schlossen, weshalb auf zeitgenössischen Fotos so gut wie nie geparkte Mk IX mit offenen Kühlerklappen zu sehen sind. Dennoch bietet Eduard diese Möglichkeit der Darstellung mit seinem Bausatz an – vielleicht für eine Darstellung der Spitfire im Flug?
Die Spitfire Mk IX konnte neben den deutlich größeren ‚slipper‘ Zusatztanks auch mit einem zentral unter der Rumpfmitte aufgehängten Abwurftank mit 45 Gallonen Fassungsvermögen (ca. 204 Liter) ausgerüstet werden. Dieser wegen seiner Form so genannte ‚cigar tank‘ stammte eigentlich von der Hawker Hurricane und war bei den Piloten nicht sehr beliebt, da er bei höheren Geschwindigkeiten oftmals den Abwurf verweigerte.
Die von mir weiter oben erwähnte Schwestermaschine, die ‚weiße V‘, trägt auf dem Foto aus Balleroy solch einen ‚cigar tank‘ und ich habe mir daher erlaubt, meine ‚rote X‘ auch mit einem solchen Tank darzustellen.
Farbgebung und Markierungen
In den späten 30er- und dann 40er-Jahren nahm die Royal Air Force eine klare Führungsrolle bei der fotografischen Luftaufklärung ein. Hierzu gehörte auch die Idee, das Flugzeug durch speziell auf den Einsatzzweck abgestimmte Farbgebungen für den Gegner so gut wie unsichtbar zu machen. Man könnte dies auch als einen sehr frühen Versuch bezeichnen, ein ‚Stealth Aeroplane‘ zu entwickeln.
So experimentierte man schon vor Kriegsbeginn mit Komplettlackierungen der PR-Spitfires in blassem Blau und Grün, versuchte es später im Krieg mit einem sehr dunklen ‚Royal Blue‘ und legte sich dann in den letzten Kriegsjahren auf das bekannte ‚PRU Blue‘ als Standardlackierung für alle Fotoaufklärer fest.
Aber dann gab es eben auch noch einige sehr wenige FR Mk IX in besagtem ‚PRU Pink‘. Der Grundgedanke hinter solch einer exzentrisch erscheinenden Farbgebung war einzig und allein der streng eingegrenzte Einsatzzweck dieses Flugzeugs: Der Flug in niedriger Höhe während der Morgen- und Abendstunden bei niedrigem Sonnenstand. Versuche hatten ergeben, dass sich ein PRU Pink lackiertes Flugzeug nur mit sehr schwachem Kontrast gegen einen so von der Sonne durchleuchteten Himmel abhob.
Beim Fotografieren meines Modells vor einem hellgrauen Hintergrund fiel mir dieses Phänomen deutlich auf: Der Kontrast zwischen Modell und Hintergrund im Studiolicht war so gering, dass das Foto überhaupt keine visuelle Außenwirkung erzeugte. Ich habe die Spitfire deshalb vor einem schwarzen Hintergrund fotografiert.
Der Farbton ‚PRU Pink‘ ist nicht nach dem ‚British Standard‘, so wie z.B. BS Dark Green oder BS Dark Earth, definiert. Was ich herausfinden konnte: Wissensreiche, bzw. wissensreich erscheinende Beiträge auf dem Online-Forum ‚Britmodeller‘ stimmten darin überein, dass es sich keinesfalls um ein ‚Schweinchenrosa‘ handelte. Vielmehr sei dieser Farbton eher einem abgetönten Weiß mit einem Rotstich vergleichbar gewesen; so blass, dass er sich auf Schwarz-Weiß-Fotos, aber auch auf dem einen bekannten Farbfoto aus Melsbroek kaum vom Weiß der Invasionsstreifen abhob.
Was mir noch erwähnenswert erscheint, ist die Tatsache, dass MK 716 (aber auch ihre Schwestermaschine) zum Zeitpunkt des Balleroy-Fotos (September 1944) nur noch auf der unteren Rumpfhälfte sogenannte ‚Invasionsstreifen‘ trug. Das deckt sich mit einer offiziellen Anordnung des Oberkommandos der Alliierten Expeditions-Luftflotten, dass die schwarz-weißen Streifen spätestens ab Ende September von allen Oberseiten alliierter Flugzeuge entfernt werden mussten. In der Folge wurden nach und nach auch die Streifen der Tragflächen-Unterseiten und dann zuletzt der Rumpfunterseite entfernt.
Das Foto, welches unsere Maschine von vorne links gesehen zeigt, lässt ansatzweise erkennen, dass zumindest auf der Unterseite der linken Tragfläche noch Spuren der beiden schwarzen Streifen zu erkennen sind. Der Tatsache geschuldet, dass die Männer des Bodenpersonals unter einer Spitfire-Tragfläche kauernd, über Kopf mit Lösungsmittel, Lappen und Bürsten Farbe entfernen mussten, ist es nicht weiter verwunderlich, dass an manchen Stellen noch Farbreste anhafteten.
Bau, Bemalung und Finish des Modells
Was soll ich noch an Lob ergänzen, was nicht schon zigmal enthusiastisch über die 48er Spitfire-Serie von Eduard ausgeschüttet wurde? Ich kann mich nur genauso enthusiastisch diesem Lob anschließen. Noch nie hatte ich einen derart clever konzipierten und bis in die kleinsten Details säuberlich ausgearbeiteten Bausatz auf meinem Werktisch.
Die Passform der Teile ist phänomenal – wenn man alle Kontaktflächen peinlichst genau von Formtrennlinien oder anhaftenden Farbschichten befreit, und seien sie noch so minimal. Befolgt man diese ‚Zehntelmillimeter-Regel‘ ohne Ausnahme, passt alles wie ein gutes Puzzle zusammen und die Spachtelmasse kann in der Tube bleiben. Meist fügte ich die Teile lediglich trocken zusammen und fixierte sie endgültig, indem ich Tamiya’s ‚ultra thin‘ Flüssigkleber per Kapillarwirkung einsickern ließ.
Nur an zwei Stellen musste ich eine (formtechnisch unvermeidliche) Klebefuge mit Sekundenkleber eliminieren: am Übergang des Aero Vee-Luftansaugstutzens zum vorderen Tragflächenanschluss und an der Unterseite des Rumpfes auf Höhe der Tragflächenanschlussprofile. An diesen Stellen gab es am Original keine Blechstöße.
Zusätzliche Cockpitdetails spendierte ich meiner Spitfire mit BarracudaCasts ‚Snapshot Upgrade‘. Dieses kleine Set hinterließ leider einen zwiespältigen Eindruck: Positiv zu vermerken wäre ein Acetatfilm mit gestochen scharfen Instrumentenabbildungen für Eduards PE-Instrumentenbrett, einige sehr sauber gegossene Resin-Teile für die Cockpitflanken und ein kleiner Decalbogen mit Cockpitstencils, die sogar noch in diesem Maßstab lesbar sind.
Negativ zu vermerken ist jedoch ein größeres Resinteil, welches Pilotensitz und Rumpfboden miteinander vereint. Leider war an meinem Exemplar wohl die Silikongussform schon ziemlich ausgelutscht und das Endergebnis entsprechend unsauber. So etwas hätte BarracudaCast eigentlich nicht mehr eintüten und verkaufen dürfen. Da habe ich dann lieber Eduards Originalteile mit den zugehörigen Fotoätzgurten verbaut.
Den Kameraport in der linken Rumpfhälfte nachzubilden, war dann schon einfacher:
Nachdem ich Größe und Lage des kreisrunden Ausschnitts bestimmt und die Öffnung gesetzt hatte, bildete ich den Objektivschacht aus Polystyrol-Rundmaterial nach. Wenn man keine offene Wartungsklappe darstellen möchte, ist dies völlig ausreichend, da beim fertigen Modell nichts mehr vom Innenleben hinter dem Cockpit zu sehen ist. Die Verglasung stanzte ich aus flexiblem Klarsichtmaterial in passender Größe aus und setzte sie mit ‚Micro Liquitape‘ ein.
Die Hispano-Kanonenverkleidungen stammen von ‚Master- Reality in Miniature‘ und sind aus gedrehtem Messing. In Form und Detaillierung sind sie Eduards Kunststoffteilen deutlich überlegen und lohnen m.E. den beträchtlichen Arbeitsaufwand. Beim Einpassen, Ausrichten und Verkleben (mit langsam härtendem Zweikomponenten-Epoxy) muss ausgesprochen präzise gearbeitet werden, da bei der Länge der beiden Hispanos schon die geringste Abweichung von der Hoch- und Längsachse mit bloßem Auge erkennbar wäre.
Dann gibt es noch das bekannte Problem(chen), die liebevoll detaillierten Auspuffstutzen, die bis an die Zylinderköpfe reichen, vor der Farbgestaltung des Rumpfes in denselben einbauen zu müssen. Das Dilemma: Bemale ich die Auspuffe vorher, muss ich sie umständlichst maskieren. Bemale ich sie hinterher, komme ich mit der Farbe nicht bis in die Tiefen der Motorhaube.
Die Lösung ist ganz einfach: Das Flugzeug wird ohne Auspuffe zusammengebaut und die obere Motorenabdeckung wird mit ‚Micro Liquitape‘ provisorisch angeheftet. Dann kommen Airbrush und Alterung. Ist das Finish des Flugzeugmodells komplett abgeschlossen, hebelt man die Motorenabdeckung mit einem Zahnstocher vorsichtig ab, setzt die bemalten Auspuffe in die vorgesehenen Stellen ein und drückt die Motorenabdeckung wieder auf den Flugzeugrumpf. Das hält zuverlässig, solange man dieser Klebung nicht mit Gewalt zu Leibe rückt. Diese Verbindung kann man beliebig oft lösen und wieder andrücken und bei Bedarf auch rückstandsfrei entfernen. ‚Micro Liquitape‘ ist ein pfiffiges Produkt – ungiftig, in frischem Zustand wasserlöslich und ähnlich zu verarbeiten wie dünner Weißleim.
Das Reizvolle, aber auch Herausfordernde an einer monochromen Oberflächenfarbgestaltung ist, das Modell lebendig und nicht wie ein Fertigspielzeug aussehen zu lassen. Handelt es sich dann noch um einen sehr hellen Farbton wie hier, besteht zusätzlich die Gefahr, es mit dem Schattieren und Akzentuieren der Blechstöße ganz leicht zu übertreiben.
Es sei mir gestattet anzumerken, dass ich persönlich kein großer Freund der sogenannten ‚Spanischen Schule‘ bin, deren Anhänger ihr Modell mit hunderterlei Tinkturen und Pülverchen in einen Zustand versetzen, den man etwa an einem fünfzig Jahre alten Traktor vorfindet, der sein ganzes Leben wettergegerbt im Freien verbracht hat. Aber so hat halt jeder Modellbauer seine Präferenzen und da gibt es nichts zu nörgeln.
Nach vielerlei Experimenten mit diversen wasserbasierten Acrylfarben habe ich mich nun ganz auf die Arbeit mit ‚Vallejo Model Air‘ beschränkt. Mittlerweile habe ich das Handling mit diesen Farben und meinen Iwata-Airbrushes recht gut im Griff, auch wenn ich wohl nie ein echter Airbrushkünstler sein werde. Dazu übe ich einfach zu selten.
Um einen lebendigen Farbeindruck mit einer gewissen Tiefenwirkung zu erzielen, grundiere ich mit einem dunkleren, ähnlichen Basisfarbton vor (hier: ein warmes, rötliches Braun). Dann nähere ich mich dem endgültigen Farbton mit mehreren heller werdenden Schichten an, die ich durch die Zugabe von ‚Vallejo Glaze Medium‘ lasurartig transparent mache. Das Schöne an ‚Glaze Medium‘ ist, dass die Farbe von der Konsistenz her gleichbleibt, der Farbauftrag aber beliebig transparent eingestellt werden kann. Ich brauche also den Luftdruck nicht wie beim Verdünnen neu zu justieren.
Um das zuvor schon einmal erwähnte ‚Schweinchenrosa‘ zu vermeiden, habe ich mir mein eigenes ‚PRU Pink‘ gemischt: etwa 70% ‚RAF Insignia White‘, etwa 20% ‚Sand‘ und nur 10% ‚PRU Pink‘ á la Vallejo. Blechstoßlinien und Nietreihendetails erhielten eine dezente Grundkontrastierung mit hellgrauer Ölfarbe. Das war für meinen Geschmack völlig ausreichend.
Die nur noch als oberflächliche Farbreste vorhandenen Invasionsstreifen der Tragflächenunterseiten simulierte ich, indem ich schwarz und weiß als transparente Lasur (Glaze, s.o.) mit der Airbrush auftrug und nach guter Durchtrocknung mit feinem Nylonvlies fast völlig abschliff; so weit, dass man’s gerade noch erkennen kann.
Die Decals von BarracudaCast stammen aus dem Hause Cartograf und sind entsprechend hochwertig gedruckt. Wie immer hatte ich Schwierigkeiten, diese mit Microsol etwas anschmiegsamer zu machen, aber ein anderes Produkt stand mir leider nicht zur Verfügung. Vielleicht sollte Cartograf eine eigene Mixtur anbieten, auf die ihr Trägerfilm besser anspricht.
Das Shading der einzelnen Blechpaneele habe ich ausschließlich mit Pastelkreidenstaub vorgenommen, den ich mit einem flachen Make-Up-Pinsel auftrug. Ich bediene mich immer wieder gern in der Kosmetikabteilung eines Kaufhauses, um mich mit Flexifeilen, Diamantfeilen, Keramikfeilen und Make-Up-Pinseln einzudecken. Dort kosten diese nützlichen Helfer deutlich weniger als im Modellbauzubehör.
Im allerletzten Schritt fanden noch empfindliche Kleinteile wie Fahrwerk, Cockpithaube, Rückspiegel und Antennen ihren Platz und damit war die ‚Pink Spitfire‘ fertig.
Kleines Schlusswort
Zugegeben, ich habe noch nicht viele Kits von Eduard gebaut. Mein erster war die P-39 Airacobra und ein paar Jahre später die Polikarpov I-16. Das waren schon sehr schöne Bausätze, die aber Eduards Short Run-Erbe immer noch in sich trugen und einiges an Nacharbeit erforderten.
Der Bau der Spitfire hat mir durchgängig nur Freude und Zufriedenheit vermittelt und zwar in einem Maß, das ich schon lange nicht mehr im Modellbau erlebt habe. Damit will ich enden und schon mal meinen nächsten Eduard-Bausatz ins Auge fassen.
Empfehlenswertes Referenzmaterial
- Spitfire – The History von Eric B. Morgan und Edward Shacklady
Key Publishing Ltd, Stamford, England, 1987
ISBN 0-946219-10-9
(meine ganz persönliche Meinung: Die Spitfire-Bibel…) - The Spitfire Story von Alfred Price
Arms and Armour Press Ltd, London, 1988
ISBN 0-85368-861-3 - The Supermarine Spitfire Part 1: Merlin Powered,
A comprehensive guide for the modeller, Modellers’ Datafile No. 3
von Robert Humphreys
SAM Publications, Bedford, England, 2000
ISBN 0-9533465-2-8 - The Royal Air Force of World War Two in Colour
von Roger A. Freeman
Arms & Armour Press, London, 1993
ISBN 1-85409-185-9 - Photo Reconnaissance Spitfires in Worldwide Service,
On Target Profiles No. 8 von Jon Freeman
The Aviation Workshop Publications Ltd, Wantage, England, 2005
ISBN 1-904643-15-9 - Spitfire in action von Jerry Scutts
Squadron/Signal Publications, Aircraft Nr. 39, Carrolton, Texas, USA, 1980
ISBN 0-89747-092-3 - Spies in the Sky – The secret battle for aerial intelligence during World War II
von Taylor Downing
Abacus Books, London, 2012 (englische Taschenbuchausgabe)
ISBN 978-0-349-12340-0
(Wer gerne mal ein technisch und historisch gut recherchiertes sowie spannend geschriebenes Buch zu diesem interessanten Thema lesen möchte, ist hier goldrichtig. Allerwärmstens empfohlen!)
Im WWW:
Bausatz und Extras
- Eduard, # 8282, 1:48, ‘Supermarine Spitfire Mk IXc, early version, ProfiPACK’
- BarracudaCast, # BR 48194, 1:48, ‘Spitfire IX Snapshot Cockpit Upgrade’
- BarracudaCast, # BR 48192, 1:48, ‘Spitfire Mk XVI Seamless Upper Cowling’
- Eduard Brassin, # 648 108, 1:48, ‘Spitfire drop tank for Eduard kit’
- Master Reality in miniature, 1:48, # AM-48-004, 1:48, ‘Spitfire C wing – Hispano 20mm cannons in fairings’
- BarracudaCals, # BC 48004, ‘Spitfire Mk IX Series Part 1’
© Modell, Bilder und Text: Werner Scheibling