ZiL 131 -
das Arbeitspferd des Ostblocks
Modelle: ZiL-131 Kommandofahrzeug und APA-50M auf ZiL-131
Gebaut von: Roland Sachsenhofer
Maßstab: 1/72
Verwendeter Bausatz: ICM (72812 und 72815)
Ehrlich gesagt: Lastkraftwagen, egal ob zivil oder militärisch genutzt, gehören nicht in mein Interessensgebiert und üben auf mich wenig Faszination aus. Daraus folgt gleich das nächste Geständnis: ich kenne mich in der Materie auch nicht aus! Da fragt man sich natürlich zurecht, was ich dann mit diesen zwei ZiL 131 Varianten bezwecke!
Zum Original: der ZiL 131
Die Antwort auf diese Frage hat mit den speziellen Lastwagen zu tun, die man hier sehen kann, denn dies sind nicht irgendwelche Fahrzeuge! Die ZiL 131 Baureihen zählen ja neben den Ural-LKWs zu den bekanntesten und weitverbreitetsten Lastkraftwagen der ehemaligen Ostblockstaaten (jaja, da spricht ein Ahnungsloser nach ein wenig Einlesen aber ganz altklug). In zahlreichen Aufbauversionen und Modifikationen bildeten und bilden sie für unzählige Aufgaben im zivilen wie militärischen Bereich ein gleichsam omnipräsentes Standardfahrzeug. Ob als schlichtes Transportmittel, als Feuerwehrfahrzeug, zum Katastrophenschutz, oder als militärisches Kommandofahrzeug, Zugmaschine von Raketensystemen oder als Tankwagen in mancherlei Konfiguration, um nur einige davon zu nennen: der ZiL 131 war allgegenwärtig.
Bei all dem sind hohe Produktionszahlen zu erwarten, die Zahl von unglaublichen 998.429 offiziell bei ZiL montierten Fahrzeugen bleibt aber trotzdem einfach enorm! Beeindruckend auch der Produktionszeitraum: von 1967 bis 1990 lief im Moskauer ZiL-Werkkomplex (russisch Sawodni imeni Lichatschowa, „Lichatschowa-Werke“) die Fertigung. In den Gebieten des ehemaligen Ostblocks, beziehungsweise deren Nachfolgestaaten, wurde die Fertigung aber teils noch Jahre weitergeführt, die tatsächlichen Produktionszahlen sind also noch beträchtlich höher. Der ZiL 131 dürfte also mit seinen rund 7 Metern Länge, 88 km/h Spitze und 3. 500 kg (Gelände) beziehungsweise 5.000 kg maximaler Zuladung ein höchst vielseitiges, zuverlässiges und wartungsfreundliches Gefährt gewesen sein.
Das bis jetzt Gesagte hätte mich zwar durchaus interessiert, aber noch immer nicht dazu gebracht, Zeit und Energie in den Bau zweier Modelle zu stecken. Der Grund, dass ich das nun doch getan habe, liegt in der Aufbauart der hier gezeigten Gefährte. Beide unterstützen den Betrieb von Flugzeugen ziviler wie militärischer Art – wobei beides in der ehemaligen Sowjetunion stets in enger Verbindung gestanden hat – und gehören damit in das Szenario eines Flugfelds beziehungsweise in das Umfeld von Flugzeugen. Der im militärischen Grün gehaltene Laster ist als „Kommandowagen“ klassifiziert, während der in Gelb gehaltene ZiL 131 mit dem Aufbau APA-50M eine sehr spezifische Nutzung verrät, hier konnten Flugzeugsysteme am Boden mit elektrischer Energie versorgt und zum Beispiel der Triebwerksstart unterstützt werden, der Aufbau wurde aber auch für Wartung und Reparatur der Bordelektrik genutzt.
Die beiden Modelle werden also nicht als Einzelstücke präsentiert, sondern interessieren nur in ihrer Verwendung als Requisiten bei den fotografischen Inszenierungen fertig gestellter passender Flugzeugmodelle. Mein Anliegen lag während des Baues daher auch vorwiegend auf eine handwerklich gute und vom Gesamtbild her stimmige Umsetzung. Kundige Freunde des Fahrzeugbaues könnten aber durchaus auf die eine oder andere Korrektur- oder Verbesserungsmöglichkeit stoßen.
Einer davon bin ich mir bewusst: ich vermute, dass die Laster zu „spitz“ und hoch auf ihren Reifen stehen. Zumindest der APA-50M erscheint mir zu hoch. Eigentlich seltsam, denn gerade diesem Modell habe ich für eine bessere Optik extra einen Satz Resinreifen spendiert. Bei beiden Modellen wurde die Bereifung übrigens auch abgeplattet – aber offensichtlich zu wenig.
Zu Bausatz und Bauprozess
Nachdem mich der letzte Doppel-Bau von Ostblock-Lastern in diesem Maßstab formentechnisch in wahre Abgründe hat blicken lassen, habe ich die Deckel der beiden Bausätze von ICM mit einem gewissen Bangen angehoben – glücklicherweise ohne jeden Anlass, wie sich sehr schnell zeigen sollte! Ich war schon bei der ersten Durchsicht vom präzisen Guss und der Detailfreude der Formen sehr angetan, der Bauprozess selbst hat dann durch alle Phasen diesen guten ersten Eindruck bestätigt und sogar ausgebaut. Als einzige Beanstandung bleibt die eventuell zu hoch dargestellte Profiltiefe der Bereifung – aber das sollen die Experten dieser schönen Ecke des Modellbauuniversums beurteilen, zu denen ich mich natürlich auch nach diesem kurzen thematischen Ausflug nicht zähle!
© Modell, Bilder und Text: Roland Sachsenhofer